Essen. Das Kölner Geldinstitut Sal. Oppenheim weist den Vorwurf der mangelnden Unterstützung für die Karstadt-Mutter Arcandor zurück. Die Privatbank muss allerdings selbst kämpfen.
Arcandor-Großaktionärin Sal. Oppenheim zögert: Die größte Privatbank Europas macht ihre Unterstützung für den insolventen Handels- und Reisekonzern vom Sanierungsplan abhängig. Die Familienbankiers halten 24,9 Prozent an der Karstadt-Mutter.
Der Sanierungsplan soll in der zweiten Augusthälfte vorliegen, sagte gestern Arcandors vorläufiger Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Die Gläubiger würden im November darüber entscheiden.
Arcandors Generalbevollmächtigter Horst Piepenburg hatte zuvor seinen Posten hingeworfen. Er vermisse beim Großaktionär Unterstützung, erklärte der Sanierungsexperte. Dies wies die Bank zurück.
Im Jahr der französischen Revolution gegründet
Sal. Oppenheim, gegründet im Jahr der Französischen Revolution 1789, hat selbst zu kämpfen. Voriges Jahr rutschte die Bank in die Verlustzone, auch wegen der Finanzkrise. Der Fehlbetrag von 117 Millionen Euro ist ihr größter in der Nachkriegsgeschichte.
Auch Arcandor lastet auf den Bankeignern. Sal. Oppenheim war im September beim Essener Traditionshaus eingestiegen. Jetzt muss die lange erfolgsverwöhnte Bank sparen, kurzarbeiten lassen und Jobs streichen. Jüngst kamen Zweifel auf, ob Sal. Oppenheim in diesen Krisenzeiten ausreichend Kapital hat. „Sal. Oppenheim in Not”, lautete eine Schlagzeile.
Firmen und reiche Familien als Zilekunden
Den vier persönlich haftenden Gesellschaftern dürfte das nicht gefallen. Denn Sal. Oppenheim lebt vom guten Ruf. Die Zielkunden: Firmen und reiche Menschen. So vertraut Madeleine Schickedanz, Quelle-Erbin und Arcandor-Miteignerin, in Geldsachen auf Sal. Oppenheim. Auch die Familie Riegel von Gummibärchen-Hersteller Haribo soll Kunde sein. Credo der Bankiers: Vermögen über Generationen hinweg mehren.
Deichmann will Engagement zurückfahren
Nicht alle mögen die Art, wie die Privatbanker das angehen. Die Essener Schuhunternehmer-Familie Deichmann will ihr Engagement in Fonds, die Sal. Oppenheim mit dem nicht unumstrittenen Kölner Projektentwickler Josef Esch auflegte, möglichst weit zurückfahren.
Punkten kann Sal. Oppenheim mit seiner Geschichte. Anfangs war die Bank im Speditions- und Warenhandels-Geschäft tätig. Im 19. Jahrhundert investierten die Kölner in Eisenbahnen oder Versicherer. Heute setzt die Bank auf Vermögensverwaltung und Investmentbanking.
Nur noch eine Handvoll Privatbanken in Dutschland
Ein Institut wie Sal. Oppenheim ist mittlerweile eine Rarität. Seit 220 Jahren ist die Bank, gegründet vom 17-jährigen Salomon Oppenheim, in Familienbesitz. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es laut Historikern in Deutschland 2000 Privatbanken. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben 225 übrig. Heute sind es nicht mal mehr 30. Im Familienbesitz – Privatbanken im Wortsinn – sind nur eine Handvoll.