Essen. Im Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche wird es für Wendelin Wiedeking immer enger. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller wehrte sich am Freitag gegen Berichte, wonach Unternehmenschef Wiedeking gehen und dem bisherigen Produktionsvorstand Michael Macht Platz machen müsse.
Noch am Mittwoch gab man sich in der Porsche-Pressestelle kämpferisch. Das sei „Mobbing” und zudem falsch, polterten die Stuttgarter, nachdem die Wirtschaftswoche vermeldet hatte, der Abschied von Wendelin Wiedeking sei beschlossene Sache. Am Freitag nun war man schmallippiger geworden. „Uns ist nichts bekannt”, hieß es bei Porsche zu der Spiegel-Meldung, Michael Macht, Produktionschef von Porsche, werde Wiedekings Nachfolger. Und: „Wir haben nach wie vor denselben Vorstandsvorsitzenden.” Ein Dementi klingt anders.
Somit geht die Demontage des bestverdienenden deutschen Managers, der zugleich über Jahre hinweg einer der erfolgreichsten war, in eine weitere Runde. Nur glaubt inzwischen in der Branche kaum einer mehr, dass am Ende dieser Runde Wiedeking noch am Steuer des Sportwagenherstellers sitzt. Am kommenden Donnerstag ist Aufsichtsratssitzung bei Porsche, und dort will Wiedeking sein Konzept vorstellen: Wie es dank dem Einstieg des Emirates Katar weitergehen soll mit dem mit neun Milliarden Euro hochverschuldeten Porsche-Konzern, der sich mit der Übernahme der vielfach größeren Volkswagen AG verhoben hat.
Spekulation: 100 Millionen Euro Abfindung
Sollten die Familien Porsche und Piëch, die in Stuttgart das Sagen haben, das Konzept, wie derzeit allseits kolportiert, ablehnen, dann ist das vermutlich die letzte Sitzung von Wendelin Wiedeking als Porsche-Chef. Die Süddeutsche Zeitung spekulierte gestern bereits, dass der 56-jährige Westfale, dessen Vertrag bis 2012 läuft, mit einer Abfindung von 100 Millionen Euro oder mehr rechnen könne.
Es ist ein denkwürdiges Schauspiel, das sich die Familienstämme Porsche und Piëch da liefern. Vorläufiger Höhepunkt des Schmierentheaters vor fast schon Bayreuthscher Promi-Kulisse war der Festakt zum 100. Audi-Geburtstag am Donnerstagabend. „Ich bin glücklicher Vorstandschef und fühle mich in der Rolle pudelwohl”, sagte Wiedeking, angetan mit schwarzer Fliege und Smoking, in die Fernsehkameras.
"Die klassische Brutus-Strategie"
Auch wenn sich die Gerüchtelage zusehends verdichtet, wonach sich die Familien Porsche und Piëch auf die Bildung eines VW-Porsche-Konzerns ohne Wiedeking geeinigt hätten – entschieden war wohl noch nichts. Der Essener Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer hielt die Meldung, der Produktionsmann Michael Macht werde Wiedeking folgen, gar für eine der typischen Intrigen von Ferdinand Piëch. „Jetzt einen Zögling von Wiedeking als dessen Nachfolger ins Spiel zu bringen, ist die klassische Brutus-Strategie nach dem Motto: Sieh' her, selbst im eigenen Laden fehlt dir der Rückhalt.” Die Unterstützung der Arbeitnehmer allerdings hat Wiedeking. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück hatte angekündigt, „bis zum Äußersten” für eine Eigenständigkeit von Porsche zu kämpfen. Der IG Metaller fürchtet, wenn sich VW-Aufsichtsratschef Piëch durchsetzt, werde Porsche zehnte Marke von VW, Dudenhöffer fügt hinzu: „. . . und auch so behandelt. Das Erbe von Ferry Porsche ist in Gefahr.”
Andererseits wehrte sich die machtvolle IG Metall in Niedersachsen mit Händen und Füßen gegen die Übernahme durch Porsche. Und Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) stellte sich auf deren und Piëchs Seite. Zum Dank, so Dudenhöffer, habe Volkswagen dem siechen Osnabrücker Zulieferer Karmann einen Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe gegen Vorkasse zukommen lassen. In diesem Spiel haben viele ihre Finger drin.