Essen. Auch die CDU-Ministerpräsidenten Wulff und Oettinger ringen um Einfluss bei Porsche und Volkswagen. Es geht darum, welches Bundesland sich mit der prestigeträchtigen Marke Porsche schmücken kann. Im Duell der beiden Länder-Regierungschefs machte zuletzt Wulff eine bessere Figur.





Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg haben den niedersächsischen Ministerpräsidenten gerade zum „Ehrenhäuptling Offenes Wort” ernannt. Wie die Romanfigur Winnetou spreche auch Christian Wulff (CDU) „nicht mit gespaltener Zunge”. Jedenfalls in der Übernahmeschlacht um die Autobauer Volkswagen und Porsche macht Wulff seiner Auszeichnung alle Ehre. Immer wieder ergriff er für VW das Wort – und drängte damit auch seinen Parteifreund Günther Oettinger (CDU) in die Enge, der sich als Ministerpräsident von Baden-Württemberg von Amts wegen für die Belange von Porsche einsetzen muss.

Das Gerangel um Macht und Einfluss in der deutschen Autoindustrie geht über die Vorstandsebene hinaus. Auch die Ministerpräsidenten der beiden Firmen-Standorte mischen mächtig mit. Schließlich geht es um die Frage, welches Bundesland sich künftig mit der prestigeträchtigen Marke Porsche schmücken kann.

Für neuen Zündstoff sorgte am Montag, dass die Übernahme von Porsche durch VW angeblich noch an Steuerforderungen in Milliardenhöhe scheitern könnte. Die Finanzbehörden könnten bis zu drei Milliarden Euro verlangen, schrieb die „Süddeutsche Zeitung”. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück verlangte sogleich von Regierungschef Oettinger einen harten Kurs: Etwaige „Steuergeschenke” seien „gegen die Interessen des Autolandes Baden-Württemberg”.

Aktien auf Talfahrt

Die Spekulationen über ein mögliches Scheitern der Übernahme schickten die Aktien von Porsche und VW auf Talfahrt. Wie so oft in den vergangenen Tagen hatte eine anonym verbreitete Meldung ihre Wirkung erzielt. Die Atmosphäre zwischen Wolfsburg und Stuttgart ist vergiftet. Betriebsratschef Hück, der an der Seite von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking kämpft, kündigte massiven Widerstand gegen die VW-Pläne an. Gerüchte von Werksbesetzungen der Porsche-Beschäftigten machten die Runde. „Die Seelen der Porsche-Mitarbeiter kann VW niemals kaufen”, sagte Hück. Und: Mit „Polo-Teilen” von VW könne man „keinen Porsche bauen”.

Der Kampf um VW und Porsche ist in vielerlei Hinsicht hochpolitisch. Ursprünglich wollte Wiedeking mit Porsche den wesentlich größeren Volkswagen-Konzern übernehmen. Niedersachsens Regierungschef Wulff konterte, er kenne keine Tiere, bei denen „der Schwanz mit dem Hund wedelt”.

Piëch agiert mit Wulffs Rückendeckung

Wiedeking scheiterte auch, da er die Politik falsch einschätzte. Er hatte sich darauf verlassen, dass die Europäische Union das VW-Gesetz kippt, das dem Minderheitsaktionär Niedersachsen mit nur 20 Prozent ein Vetorecht in allen wichtigen Fragen einräumte. Es kam anders. Wulff behielt seine mächtige Stellung bei VW – und Wiedeking blieb der Zugriff auf die gut gefüllte VW-Kasse versperrt.

Mit Rückendeckung von Wulff, der auch Vorsitzender des VW-Aufsichtsrats ist, kann nun Konzernpatriarch Ferdinand Piëch seine Pläne verfolgen. Der VW-Aufsichtsratschef will den Wolfsburger Konzern zum weltgrößten Autokonzern und Porsche zur zehnten Marke von Volkswagen machen. Wulff sagte, er hoffe, dass der Aufsichtsrat bereits an diesem Donnerstag die Verschmelzung der beiden Autobauer zur „VW-Porsche AG” beschließe.

Und Günther Oettinger? Er muss sich von der Opposition vorwerfen lassen, dass der Niedersachse Wulff in Sachen Porsche „Tempo und Richtung vorgibt”.