Frankfurt. Der Volkswagen-Konzern soll den Sportwagenbauer Porsche komplett übernehmen. Die Entscheidung sei laut einem Medienbericht offenbar gefallen. Die Übernahme bedeutet demnach das Ende von Wiedeking als Porsche-Chef. Klarheit sollen Aufsichtsratssitzungen am Donnerstag bringen.

Nach einem monatelangen Machtkampf mit dem Sportwagenbauer Porsche hat sich der Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch offensichtlich durchgesetzt. Nach einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» vom Samstag übernimmt VW die Macht bei dem Stuttgarter Unternehmen komplett. Demnach kaufen die Wolfsburger zuerst 49,9 Prozent der Porsche AG und später die restlichen Anteile. Die Nachrichtenagentur Associated Press erfuhr am Samstag aus Branchenkreisen, dass diese Lösung wahrscheinlich so kommen werde.

Die Porsche-Holding, unter deren Dach der Sportwagenbauer und auch die Mehrheitsanteile an VW stehen, soll für die Aktiengesellschaft 8 Milliarden Euro erhalten und damit ihre Schulden größtenteils tilgen können. Dem Blatt zufolge könnte VW sogar das Salzburger Großhandelsunternehmen der Eigentümerfamilien übernehmen, das neben Porsche die Marken des VW-Konzerns im Portfolio hat.

Im Gegenzug würden die Familien Porsche und Piëch 50 Prozent eines vereinigten VW-Porsche-Konzerns erhalten. Niedersachsen soll auch künftig mit 20 Prozent beteiligt sein und das Emirat Katar mit einem Paket zwischen 14,9 und 19,9 Prozent, wie der «Spiegel» schreibt. Ein Porsche-Sprecher in Stuttgart lehnte einen Kommentar ab.

Sollten die Pläne umgesetzt werden, hätten sich Piëch und der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff im Machtkampf mit Porsche durchgesetzt. Niedersachsen hält 20 Prozent an VW. Porsche wollte VW eigentlich komplett übernehmen, überhob sich dabei finanziell und ist jetzt verschuldet. Auch die niedersächsische Staatskanzlei ließ die Vorgänge unkommentiert und verwies auf Aufsichtsratssitzungen am Donnerstag. VW war zunächst zu erreichen.

«Wiedekings Tage sind gezählt»

Die Übernahme durch VW bedeutet auch das Ende der Macht von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Bereits am Freitag berichteten Medien übereinstimmend, dass Produktionsvorstand Michael Macht Wiedeking beerben wird. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche ließ das dementieren.

Branchenkreise gehen aber fest davon aus, dass Macht neuer Chef der Porsche AG wird. Die Stuttgarter sollen demnach zehnte Marke im VW-Konzern werden. «Wiedekings Tage sind gezählt», berichtete ein Insider der AP. Bei den letzten Dementis habe es sich lediglich um «Rückzugsgefechte» gehandelt. Wiedeking hatte wochenlang um die Unabhängigkeit Porsches und sein Amt gekämpft. Offiziell könnten zwei Aufsichtsratssitzungen von Porsche und VW am Donnerstag Klarheit bringen.

Nach einem «Focus»-Bericht soll bei der VW-Sitzung Wiedeking aus dem Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns gedrängt werden. Dafür gebe es bereits eine Mehrheit, schreibt das Magazin unter Berufung auf einen VW-Aufsichtsrat: «Wiedeking kann sich jetzt überlegen, ob er freiwillig geht oder ob wir ihn unsanft entfernen.»

Wulff verteidigt Einflussnahme

Wulff verteidigte unterdessen sein starkes Engagement im Übernahmekampf zwischen Volkswagen und Porsche als Standortpolitik. «Es geht um unsere Beschäftigten, unsere Steuereinnahmen», sagte der CDU-Politiker der «Wirtschaftswoche» laut Vorabmeldung. «Niedersachsen ist meine Aufgabe, da bin ich quasi der Vorstandsvorsitzende.» Wulff sitzt für sein Land auch im VW-Aufsichtsrat. (ap)