Witten. Nachdem sich am Donnerstag plötzlich der Boden in Witten aufgetan hat, können die Anwohner der evakuierten Häuser am Wochenende zurück in die eigenen vier Wände. Das Erdloch ist verfüllt. Da es nicht der erste Tagesbruch an der Stelle war, sollen Bohrungen Aufschluss über weitere Gefahren geben.

Ein riesiger Silotransporter steht in der Einfahrt zu den Wohnhäusern an der Speckbahn 15 bis 19A. Seit Freitagmorgen pumpt er Lavagranulat in das fünf Meter breite und fünf Meter tiefe Erdloch, das sich hier in Durchholz am Donnerstagabend plötzlich aufgetan hatte. „Es handelt sich um einen Tagesbruch. Hier fand schon im 18. Jahrhundert Bergbau statt“, weiß Frank Wollnik, Abteilungsleiter Altbergbau bei der Ruhrkohle AG.

„Passiert ist alles am Donnerstag gegen 19 Uhr“, schildert Anwohner Ottokar Storchmann, 69. Seine Nachbarin war gerade mit dem Auto über die Zufahrt heimgekommen. Eine Minute später jaulte ihr Hund - und ein großer Krater tat sich auf. Sofort rückte die Feuerwehr an und sperrte den gefährdeten Bereich mit Flatterband ab, dann übernahm das Bergamt die Einsatzstelle. „Bis 0.30 Uhr waren die Einsatzkräfte vor Ort und untersuchten den Tagesbruch“, berichtet Ottokar Storchmann. Von Aufregung ist bei ihm nichts zu merken.

Lavagranulat soll Erdreich stabilisieren

Tagesbruch in Witten

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    Aber er machte, wie die meisten anderen Anwohner, in der Nacht kein Auge zu. Drei Wohnhäuser, darunter auch seines, mussten aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Die Bewohner kamen auf Kosten der Ruhrkohle AG im Parkhotel unter. Am Freitagmorgen begann die Verfüllung des Tagesbruchs.

    „Wir verwenden dazu Lavagranulat, weil es sich am besten zum Stabilisieren eignet“, erläutert Frank Wollnik. Bevor das Ganze mit Beton verfüllt wird, folgen erst einmal Erkundungsbohrungen. Damit wurde bereits am Freitag begonnen.

    Boden lockerte sich durch Regenfälle

    Für die benachbarten Wohnhäuser konnten Statiker erst einmal Entwarnung geben, so dass die Bewohner das Wochenende vermutlich bereits wieder in den eigenen vier Wänden verbringen können.

    „Wir würden am liebsten das Ergebnis der Bohrungen abwarten, aber das kann noch eine Weile dauern“, betont Nicole Reinersmann vom Bergamt. „Bisher lässt nichts auf weitere Erdbewegungen schließen.

    Zumindest für einen Anwohner ist so ein Tagesbruch nichts Besonderes. „1979 habe ich dasselbe erlebt, als sich direkt neben der jetzigen Stelle ein Loch auftat. Der Trichter war seinerzeit viel tiefer - 10 bis 15 Meter tief“, erinnert er sich. Damals war der Tagesbruch verfüllt und anschließend mit Beton verschlossen worden.

    Vielleicht gehen weitere Gefahren von dem alten Bergbauschacht aus

    Die Fachleute gehen davon aus, dass sich durch die Regenfälle der vergangenen Tage der Boden gelockert und das Wasser den kritischen Bereich vergrößert hatte. So gab der Boden unter der Hauseinfahrt schließlich nach. Betroffen von den Auswirkungen des Tagesbruchs sind drei Familien. Zwei andere Betroffene sind derzeit in Urlaub.

    Rund 30 Kubikmeter Lavagranulat wurden am Freitag durch einen langen Schlauch in den fünf Meter tiefen Krater geblasen. Das leichte Granulat soll den Bereich stabilisieren, damit anschließend Erkundungsbohrungen zu starten. Sie sollen Aufschluss darüber geben, wie der alte Bergbauschacht beschaffen ist und ob weitere Gefahren drohen.