Witten. . Alte Bergwerkschächte unter einigen Häusern am Hasenkampweg in Witten gelten als einsturzgefährdet. Die Schächte werden schon seit einem halben Jahr von der Bezirksregierung Arnsberg verfüllt. Die Bewohner sind verunsichert und genervt. Von einem Schacht fehlt noch jede Spur.

Tonnenschwere Lkw rumpeln über die kleine Straße und liefern Zement, Pumpen mit hunderte Meter langen Schläuchen rattern ohrenbetäubend: Der Hasenkampweg ist eigentlich ein beschauliches Fleckchen. Doch seit einem halben Jahr herrscht dort Ausnahmezustand.

Alte Bergwerkschächte unter den Häusern 29 bis 29d sorgen für Gefahr: Sie gelten als möglicherweise einsturzgefährdet und werden derzeit von der Bezirksregierung Arnsberg verfüllt. Das sorgt bei den Bewohnern für eine Mischung aus Genervtheit und Verunsicherung. Wohlgemerkt: Ein halbes Jahr rattert es schon vor ihrer Haustür.

Lärm von morgens bis nachmittags

„Hier ist Stimmung“, meint Hans Heilmeier (78) süffisant. „Die werfen morgens um sieben den Bohrer an, bis 15 Uhr bohren und verfüllen sie.“ Nachbar Wolfgang Behle (58) sagt mit Blick auf mögliche Schäden durch einstürzende Schächte: „Unruhe haben wir alle.“ Er macht sich Hoffnung: Bislang habe er keine Risse an seinem Haus festgestellt. Und dass schon einige Löcher verfüllt worden sind, beruhige. Nur: Der Hauptschacht, den die Bezirksregierung seit November sucht, ist immer noch „verschollen“.

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Rückblick: Im vergangenen Jahr entdeckt Arnsberg bei einem Blick auf die Bergbaulandschaft, dass der Schacht „Herold“ senkrecht durch die zehn bis 35 Meter tiefen Flöze Kreftenscheer und Geitling verläuft – und das nahe der Häuser am Hasenkampweg und unter dem nebenstehenden Wendehammer.

Für die Bezirksregierung stand sofort fest: Der Fall „befindet sich oben auf der Prioritätenliste“. „Die Situation erforderte aus Sicherheitsgründen ein schnelles Handeln“, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage unserer Zeitung. Löcher unter dem Wendehammer wurden bereits verfüllt. „Über kurz oder lang wäre dort ein Tagesbruch entstanden“, vermutet Wolfgang Behle.

Ein Schacht muss noch gefunden werden

Dass von Schacht „Herold“ weiter jede Spur fehlt, bereitet dem 58-Jährigen dagegen Bauchschmerzen. Man habe ihm gesagt, dieser könne auch „hinter unserem Haus sein.“ Dort, wo die Bezirksregierung bislang noch nicht gesucht hat. Doch das könnte sich ändern.

Laut Arnsberg seien „alle Maßnahmen beauftragt“. Das heißt: Keine Hoffnung auf ein schnelles Ende. Die seit sechs Monaten laufenden Bohrungen und Verfüllungen könnten „erst dann beendet werden, wenn der Schacht verfüllt ist.“ Doch dafür muss man ihn erst finden.

Eine Anwohnerin hatte sich das anders vorgestellt. „Es war eine Überraschung, dass das so lange dauert. Ich habe gedacht, das ist eine Kleinigkeit.“ Auch Wolfgang Behle würde sich ein baldiges Ende wünschen. „Sie bohren direkt vor unserem Haus. Das ist ziemlich laut.“ Doch das sei zweitrangig, wenn denn „Herold“ verfüllt werde. Und die Angst vor Rissen und Einstürzen endlich Geschichte ist.