Witten. . Das Evangelische Krankenhaus in Witten bekommt Bestnoten bei der AOK-Bewertung von Hüft- und Gallenblasen-Operationen. Die beiden Chefärzte vertrauen dabei auf das Motto „Keine Experimente“: Dr. Dirk Martin und Dr. Hans-Michael Luka setzen lieber auf bewährte Operations-Methoden.

Gute Nachrichten für das Evangelische Krankenhaus (EvK): Gleich zwei Fachabteilungen stehen auf der neuen AOK-Liste der 20 besten Kliniken Westfalens. Bestnoten im Klinik-Navigator bekommen die Bereiche Hüft-Prothetik (Chefarzt Dr. Hans-Michael Luka) und Gallenblasen-Entfernung (Chefarzt Dr. Dirk Martin).

Für ihren Navigator wertet die AOK Routine-Daten aus. Dabei wird die Qualität der Behandlung langfristig, also weit über den Krankenhausaufenthalt hinaus, gemessen: Geht der Patient in die Reha? Wird er beim niedergelassenen Arzt weiterbehandelt – und warum? Kommt es zu Komplikationen? Aus der Analyse dieser Daten wird auf die Qualität der Behandlung im Krankenhaus geschlossen.

Kurze Wartezeiten

Dabei hat das EvK nicht zum ersten Mal besonders gut abgeschnitten: Bei der letzten Erhebung war Dr. Luka bereits mit Hüftprothesen bei Schenkelhalsbrüchen vertreten, diesmal sind es die geplanten Hüft-OPs. Warum er so erfolgreich ist? „Wir sind ein kleines Team“, erklärt der 55-Jährige, zu dessen Abteilung drei Ober- und drei Assistenzärzte gehören. „Wir haben kurze Wartezeiten, ein enges Verhältnis zu den Patienten – und wir machen keine Experimente.“ Er setze auf Standardprothesen aus Titan und Keramik – und einen außergewöhnlichen Zugang zum Hüftgelenk, bei dem die Muskulatur nicht durchtrennt, sondern verschoben wird. „Das ist zwar ein bisschen Quälerei für den Operateur, aber das Beste für den Patienten.“

Auch sein Kollege Dr. Martin bevorzugt Bewährtes: „Mit sehr etablierten, minimal-invasiven Methoden“, so der 50-Jährige, werde bei ihm operiert, gut 100 Gallenblasen im Jahr. Wobei jeder im sechsköpfigen Team – und das ist ihm wichtig – auch am offenen Bauch operieren könne. „Das ist heutzutage gar nicht mehr selbstverständlich.“ Der Chirurg ist glücklich über die Auszeichnung der AOK: „Das ist wirklich eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.“ Nicht nur die Ärzte, alle Mitarbeiter hätten dazu beigetragen: „In der Ambulanz, im OP und auf der Station – nur wenn alle gut zusammen arbeiten, dann können wir Erfolg haben. „Wenn die Pflege nicht stimmt, dann kann der Operateur schließlich noch so gut sein.“

„Das spricht sich rum“

Und auch für Verwaltungsdirektor Joachim Abrolat – den Chef der Zahlen – ist das Ranking natürlich ein Grund zur Freude: „So eine Erwähnung kommt bei den Patienten an – das spricht sich rum.“ Das erlebe er etwa bei der Veranstaltungsreihe „Medizin konkret“. „Da kommen dann häufig Nachfragen.“

Die Mundpropaganda hat allerdings einen Haken: Hat das Krankenhaus erst einmal den Ruf, auch schwierige Fälle ausgesprochen gut hinzubekommen, steigt die Zahl der Risiko-Patienten. Und damit die Wahrscheinlichkeit, im nächsten AOK-Ranking vielleicht nicht ganz so gut abzuschneiden. . .

Bewertung durch Routinedaten

Das Verfahren der AOK zur Klinikbewertung trägt den Namen QSR. Das Kürzel steht für „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ und soll fairen Vergleich der Behandlungsqualität jenseits subjektiver Eindrücke ermöglichen. Das sei einzigartig, so die AOK.

Unumstritten ist die Methode aber nicht. Einige Kliniken klagen, es ergäben sich Ungenauigkeiten: Etwa wenn ein Patient durch einen Autounfall stirbt – der Tod in der Statistik aber einer vorherigen OP zugerechnet wird.