Witten. . Der Verein Pflege verleiht Zertifikate an Hospitale, die ihre Intensivstationen für Verwandte und Freunde tagsüber und auch nachts öffnen. Das Evangelischen Krankenhaus Witten hat diese Prämierung jetzt erhalten - als 150. Intensivstation

Es ist noch nicht lange her, da prangte vor vielen Intensivstationen das Schild: Besuchszeiten von 16 bis 18 Uhr. Oder so ähnlich. „Da ist es passiert, dass Angehörige draußen warten mussten und drinnen starb ihre Mutter“, weiß Prof. Angelika Zegelin, Pflegewissenschaftlerin der Uni Witten/Herdecke. Um solche Vorfälle zu vermeiden, rief sie vor sechs Jahren die Initiative „Angehörige jederzeit willkommen“ ins Leben. Und als 150. Intensivstation durfte sich jetzt die des Evangelischen Krankenhauses über das Zertifikat „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ freuen – ausgerechnet im Jahr des 150-jährigen Bestehens des Hospitals.

„Die Botschaft muss wirklich lauten: Ihr seid uns wichtig als Besucher“, sagte Zegelin. Studien hätten ergeben, dass sich die Anwesenheit von Eltern, Kindern oder Freunden positiv auf die Genesung der Patienten auswirke. Denn sie nähmen eine Rolle ein, die Pflegerinnen oder Pfleger nicht ausfüllen könnten. „Der Besuch der Familie ist überlebenswichtig.“ Und es helfe auch den Angehörigen, die Patienten so eng begleiten zu dürfen.

Neue Broschüre klärt über Intensivstation auf

Es sei aber nicht damit getan, die Intensivstation „nur“ zu öffnen, so die Pflegeexpertin weiter. „Das muss auch moderiert werden.“ Denn natürlich sei es problematisch, wenn gleichzeitig zehn Angehörige einen Menschen besuchen wollten. Oder wenn Verwandte das Bett des Patienten gar nicht mehr verlassen möchten – dabei aber selbst völlig vergessen zu schlafen oder zu essen.

Das Evangelische Krankenhaus weist deshalb in einer neuen Broschüre darauf hin, worauf Besucher achten sollten – natürlich auf die Desinfektion der Hände beim Eintreten und Verlassen der Intensivstation, aber auch darauf, dass nicht mehr als zwei Leute gleichzeitig am Krankenbett sitzen sollten. Sie macht aber auch Mut: „Scheuen Sie sich nicht davor, Ihren Angehörigen zu berühren, zu streicheln, aus ihrem gewohnten Umfeld zu erzählen.“

Tradition seit 25 Jahren

Die Verwandten einzubeziehen, werde in der Intensivstation des EVK schon seit 25 Jahren praktiziert, so die Stationsleiterin Daniela Troost. Die Zertifizierung sei jetzt eine Bestätigung dieser Tradition.