Witten. . In Witten wird Herzpatienten seit Neuestem ein kleiner Clip eingesetzt, der undichte Herzklappen wieder schließt. Damit wird eine aufwendige, oft lebensgefährliche Operation überfällig. Aber: Die Methode darf nur in Ausnahmefällen angewendet werden, es gibt sehr strenge Vorgaben.
Er ist winzig klein, soll aber Leben retten: Das Marien-Hospital setzt seit zwei Wochen einen modernen „Clip“ ein, um undichte Mitral-Herzklappen wieder zu schließen. Zuvor war dies nur durch eine aufwendige, oft lebensgefährliche Operation möglich.
„Mit der neuen Technik können wir das Risiko einer OP minimieren“, freut sich Prof. Martin Bergbauer, Chefarzt der Kardiologischen Klinik. Früher habe man Patienten aufgrund der Schwere der Herzschwäche entweder gar nicht mehr helfen können oder man habe in einem gefährlichen Eingriff das Herz öffnen und die Mitralklappe „reparieren“ beziehungsweise ersetzen müssen, so Oberarzt Dr. Andreas Pflaumbaum. Sie sollen nun von dem „Mitralclip“ profitieren, wenn nichts anderes mehr hilft.
Eingriff ist Millimeterarbeit
Die Mitralklappe ist eine der vier Herzklappen und ist ein wichtiges Ventil innerhalb des Herzens. Wenn sie undicht ist, kann das zu einer ernsten Herzschwäche führen. Symptome: Luftnot und verminderte Belastbarkeit bis hin zu lebensbedrohlichen Wasseransammlungen in der Lunge. Um das zu verhindern, soll der Clip die Herzklappen zusammenhalten. „Dabei wird ein Katheter über eine Vene in der Leiste in den Herzvorhof geschoben“, erklärt Prof. Bergbauer.
Patient nach einem Tag wieder mobil
Die neue Operationsmethode dauert zwei bis drei Stunden. Drei Ärzte sind dafür erforderlich: Neben Prof. Martin Bergbauer und Dr. Andreas Pflaumbaum auch Dr. Christina Launhardt, die ihre Kollegen mithilfe eines Ultraschalls „dirigiert“.
Die Klappensegel werden erneut auf ihre Dichtigkeit geprüft, nachdem sie vom Clip erfasst wurden. Erst wenn diese gewährleistet ist, wird der Katheter entfernt. Nach der OP wird der Patient einen Tag überwacht und ist danach wieder mobil.
Über diese Schleuse wird dann ein weiterer Katheter eingesetzt, an dessen Ende der „Mitralclip“ sitzt. „Er ist wie eine Klammer, die die undichten Segel der Mitralklappe aneinanderheftet. Das ist vergleichbar mit einer winzigen Wäscheklammer“, veranschaulicht Dr. Andreas Pflaumbaum. „Das ist Millimeterarbeit.“ Um die korrekte Position zu gewährleisten, wird die Herzklappe per Ultraschall dreidimensional auf einem Monitor dargestellt.
Die Methode darf nur in Ausnahmefällen angewendet werden, es gibt sehr strenge Vorgaben. „Ein Gremium mit Herzchirurgen prüft, ob dem Patienten nicht auch anders geholfen werden kann“, erklärt Bergbauer. Nicht umsonst: Das Verfahren wenden erst 90 Kliniken in ganz Deutschland an. Und es ist sehr teuer. 30 000 Euro kostet so eine OP. Allein 24 000 Euro davon fallen auf die neue Technik (Clip und Katheter). Ob die Krankenkassen die Kosten tragen, ist noch offen. Bislang geht das Marien-Hospital in Vorleistung.
Bislang sind im Marien-Hospital sechs Patienten mit der neuen Methode operiert worden, zwei weitere Eingriffe erfolgen am Mittwoch. „Es lief bei allen erfolgreich“, versichert Chefarzt Prof. Martin Bergbauer. „Einer stand einen Tag nach der Operation auf und hat sich gefreut: Ich kann wieder atmen!“