Witten. . In Witten werden zurzeit zehn syrische Familien, die aus ihrer krisengeschüttelten Heimat nach Deutschland geflohen sind, vom Migrationsdienst betreut. Dieser hilft bei Behördengängen, Sprachunterricht und den Hürden des Alltags. Gerade die Kommunikation mit Freunden und Familien in der Heimat gestaltet sich schwierig.

Es ist immer wieder das gleiche Ritual: Baderkhan Khalil sitzt am Telefon in seiner Wohnung in der Westfalenstraße. Sein Vater aus Aleppo hat ihn wissen lassen, dass er ihn anrufen will. Der Vater hat für die Kontaktaufnahme mit seinem Sohn einen weiten Weg auf sich genommen, er ist die Türkei gereist. „Aleppo ist schon lange zu gefährlich“, erklärt Khalil. Auch zum Telefonieren.

Vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges war Aleppo das wirtschaftliche Zentrum Syriens. Die Stadt ist Hochburg der Aufständischen. Rebellen und Regierungstruppen liefern sich seit Monaten harte Gefechte. Medienberichten zufolge könnte Aleppo das Ziel eines nächsten Giftgasangriffs durch Syriens Machthaber Baschar-al Assad werden.

Zehn syrische Flüchtlingsfamilien in Witten

Der 33-jährige Khalil, seine fünf Geschwister, seine Eltern und weitere Familienmitglieder sind in Aleppo aufgewachsen. Inzwischen haben sie den Krisenherd verlassen. Khalil ist 2008 nach Deutschland geflüchtet, der Rest der Familie in ein kleines syrisches Dorf abseits der Gefechte. Manchmal klappt ein kurzes Gespräch zwischen ihnen. Heute nicht. Die Verbindung reißt ab, ein, zwei, drei Mal. Khalil gibt es auf. Wie so oft in den vergangenen Wochen.

Khalils Familie ist nicht die einzige, die vor dem Krieg in ihrer Heimat Syrien geflüchtet sind. Der Migrationsdienst der Caritas Witten betreut zurzeit zehn Familien, fünf von ihnen sind aus dem Krisenzentrum im Norden Syriens vor dem sicheren Tod davongelaufen.

Wunsch auf Rückkehr nach Ende des Krieges

Ob sie inzwischen in Witten angekommen sind? „Diese Familien haben immer noch Kontakte in die Heimat“, sagt Marina Gavrish vom Migrationsdienst. „Aber jegliche Kommunikation ist sehr sehr schwierig. Telefonleitungen sind zerstört. Das Internet bricht immer wieder zusammen. Post kommt nicht an“, sagt die Betreuerin. Fast täglich hat sie mit den syrischen Flüchtlingen zutun, unterstützt sie bei Behördengängen, beim Sprachunterricht, beim täglichen Leben in einem Land, das ihnen fremd ist.

Wie fremd, das weiß Baderkhan Khalil nur zu gut. „Am Anfang war es sehr schwer“, sagt der studierte Medizinlaborant. Doch Khalil stellte sich der Fremde: Er lernte Deutsch, er schloss Freundschaften. Inzwischen hat der Vater eines vierjährigen Sohnes eine Aufenthaltserlaubnis, nun sucht er Arbeit. „Ich finde es schwierig, hier zurechtzukommen. Ich habe in Syrien einen Job aufgegeben und meine Familie verlassen. Ich habe meine Heimat zurückgelassen. Jetzt liegt sie in Trümmern. Wenn dort irgendwann kein Krieg mehr herrscht, möchte ich zurück.“