Witten.. Stadt rechnet mit deutlich mehr Menschen, die hier einen Übergangsplatz suchen. Anders als in anderen Städten gibt es hier keine Wohnheime mehr
Die Stadt bereitet sich auf einen Ansturm von Asylbewerbern vor. „Üblicherweise verzeichnen wir wöchentlich einen Neuankömmling, jetzt sind es bereits drei“, erläutert Uwe Andresen vom Amt für Wohnen und Soziales. Die Erstaufnahme für Flüchtlinge in Dortmund ist völlig überfüllt. Daher wurde ein Aufnahmestopp verhängt. Die Welle der Neuankömmlinge wird auch nach Witten schwappen.
Die Stadt greift jetzt nach ungewöhnlichen Mitteln. „Asylbewerber, die schon länger hier leben, können nun selbst nach Mietwohnungen suchen, was ihnen eigentlich nicht erlaubt ist“, erklärt Uwe Andresen. „Aber unsere Wohnungen sind alle voll.“ Knapp über 100 Asylbewerber leben in Witten, die Zahl wird weiter steigen. Die Stadt wendet jährlich rund 2,3 Millionen Euro für Asyl suchende Menschen auf.
„Wir stellen uns auf steigende Asylbewerberzahlen ein. Sollten aber plötzlich zehn bis 20 Bewerber auftauchen, wären wir diesem Ansturm nicht gewachsen“, betont Uwe Andresen. Die meisten Flüchtlinge kommen nach wie vor aus den Staaten des früheren Jugoslawien sowie aus Krisengebieten in Afrika. Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak gebe es deutlich weniger.
Wohnheime für Asylbewerber gibt es in Witten nicht mehr. Früher wurden sie u.a. in Häusern Am Mühlengraben und in der Billerbeckstraße untergebracht. Doch diese Einrichtungen wurden geschlossen. Heute wohnen Asylbewerber in städtischen Wohnungen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, so Andresen.
Alleinstehende oder alleinerziehende Erwachsene erhalten inzwischen mehr Geld, 346 Euro pro Monat. Jugendliche über 15 Jahre bekommen 271 Euro. Die neuen Sätze orientieren sich an den Hartz-IV-Leistungen bzw. der Sozialhilfe. Die vorherigen Leistungen lagen unterhalb des Existenzminimums und waren vom Bundesverfassungsgericht für menschenunwürdig erklärt worden.
Anders als in anderen Städten zahlt Witten den Asylbewerbern das Geld seit 1997 vollständig aus. In anderen Gemeinden und Städten erhalten sie Lebensmittel- oder Warengutscheine. „Ungeeignet und diskriminierend“ nennt der Caritas-Verband Witten diese Praxis. „Die Menschen können mit einem Budget viel besser ihren Haushalt führen“, nennt Michael Raddatz-Heinrichs, Flüchtlingsbetreuer des Caritas-Verbandes, einen großen Vorteil. So können die Betroffenen beispielsweise auf Sonderangebote der Supermärkte reagieren. Mit der Erhöhung der Leistungen kommen natürlich Mehrkosten auf die Stadt zu. Gerechnet wird mit rund 150 000 Euro Mehrausgaben jährlich für Asylbewerber. Ob der Bund die Mehrkosten erstattet, für die Witten in Vorleistung gehen muss, ist unklar.