Witten. .
Im Irak kämpfte sie ums Überleben, in Witten arbeitet sie nun an einer besseren Zukunft: Renas Faraj Bibo ist 22, absolviert gerade einen Integrationskurs bei der Caritas und gilt als Musterschülerin. „Sie ist besser integriert als manch anderer nach 15 Jahren“, freut sich Betreuerin Christine Henkel.
Stolz hält Renas ihren Ausweis hoch. Bis 2014 darf sie zunächst in Deutschland bleiben, ist darauf zu lesen. Zeit, die die 22-Jährige nutzen will. Renas will das erreichen, was bis jetzt 25 anderen Teilnehmern des Flüchtlings-Projektes „Xenos“ geglückt ist: Irgendwann Arbeit finden und mehr verdienen. Mehr als den Hartz-IV-Satz, mit dem sie sich zurzeit durchkämpft.
Heirat im Irak
Renas hat eine bewegte Zeit hinter sich. Bis vor einem Jahr lebte die 22-Jährige noch in Schekhan, einer Provinz im Norden Iraks. Zur Schule sei sie nur fünf Jahre gegangen, einen Abschluss konnte sie nicht machen, sie habe ihren Eltern schon als Kind viel helfen müssen, sagt Renas in gebrochenem Deutsch. Caritas-Mitarbeiterin Christine Henkel weiß um die schlimmen Zustände. „Im Nordirak werden Kurden wie Renas verfolgt.“ Doch dann kam Jovan.
2008 heiratete die Irakerin den damals 19-Jährigen. Ein Jahr später ging er nach Deutschland, arbeitete in einem Hamburger Restaurant. Die Liebe und die Zustände im Heimatland führten beide 2011 wieder zusammen. Renas flüchtete nach Hamburg. Leben aber wollte sie woanders: in Witten. „Mein Onkel und mein Bruder lebten hier“, sagt sie. „Sie fühlte sich einsam“, weiß Christine Henkel.
Bei der Caritas scheint die 22-Jährige aufzublühen. Renas sitzt mit einigen anderen Flüchtlingen beim Deutschunterricht in einem Raum, legt ordentlich ihre Ordner vor sich auf den Tisch. Es ist einer von drei Deutschkursen, die sie pro Woche belegt. So viel wie nur wenige hier. „Heute habe ich Suppe gekocht“, spricht die Dozentin langsam vor. Renas versteht nicht alles, aber sie ist motiviert. Sie wolle sich hier integrieren. Auf die Zeit im Irak angesprochen, schüttelt sie den Kopf. „Ich mag Deutschland und will hier bleiben“, sagt sie.In Witten bekommt Renas erstmals eine Chance. „Das wichtigste Ziel ist, dass sie Deutsch lernt. Wenn alles gut läuft, findet sie später Arbeit oder macht sogar eine Ausbildung“, so Christine Henkel.
Kindergärtnerin, das wäre was für sie, meint die 22-Jährige. Auch ohne Schulabschluss macht ihr Betreuerin Christine Henkel Mut. „Sie ist ein offener Mensch, ist hilfsbereit und kann gut auf andere zugehen.“ Beim Kochkurs der Caritas bringt sie den anderen mit Reis gefüllte Weinblätter mit, beim Strickkurs hat Renas schon drei Mützen gemeistert. „Integration“, sagt Sozialpädagogin Christine Henkel“, „die findet bei Renas im Kopf statt“.