Witten. . Mieter an der Billerbeck Straße in Witten sollen bis Ende August ihre Gärten räumen. So will es der Vermieter, die Deutsche Annington. Sie führt Beschwerden der Nachbareigentümer wegen Geruchsbelästigung und Lärm an. Eine betroffene Mieterin ist bestürzt: “Der Garten ist unser Ein und Alles.“

Zümrüt Dinc ist eine alte Frau. Ihr Gang ist schleppend, im Gespräch bewegt sie außer Augen und Händen wenig. Das ändert sich, als wir mit der schweigsamen Dame in ihren Gemüsegarten gehen. Der erstreckt sich in einer abgetrennten Parzelle hinter dem Mietshaus. „Der Garten ist unser ein und alles“, sagt Zümrüt Dinc. Das den Familien in der Billerbeck Straße in Witten jetzt genommen werden soll.

Bis zum 31. August hätten sie die Gärten hinter ihren Wohnungen zu räumen, fordert die Deutsche Annington die Mieter mit einem Schild auf, das in mehrfacher Ausführung an die Gartenzäune geheftet ist. Kinder, alte Leute, Großfamilien sollen die warmen Tage woanders verbringen. „Die Gärten sollen einer neuen Nutzung zugeführt werden“, heißt es in dem Schreiben der Wohnungsbaugesellschaft, die seit 2005 Eigentümerin der Mietshäuser ist.

Beschwerden über Zustand der Gärten

Was genau dahinter steckt? „Wir wissen es nicht“, sagt Knut Unger vom Mieterverein Witten. Was aber fest steht: Die umliegenden Häuser aus den 50er Jahren seien in den letzten Jahren verkauft worden. „Diese Häuser sind in keinem guten Zustand“, sagt Unger. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Annington die Wohnungen los werden will. Und das ist mit den Gärten natürlich einfacher.“

Der Vermieter Deutsche Annington will, dass Mieter in Witten ihre Gärten räumen. Foto: Thomas Nitsche / WAZ Foto Pool
Der Vermieter Deutsche Annington will, dass Mieter in Witten ihre Gärten räumen. Foto: Thomas Nitsche / WAZ Foto Pool

Die Annington schildert die Situation anders: „Bei den Grünflächen handelt es sich um Grabeland, welches die Annington den Mietern der Billerbeckstraße 59 und 61 unentgeltlich zur Nutzung überlassen hat. Anfang Juni erreichte uns hierzu eine Beschwerde der Nachbareigentümer. Sie beschwerten sich über den Zustand des Grabelandes und meldeten zudem vermehrte Geruchs- und Lärmbelästigungen. Im Sinne der gegenseitigen Rücksichtnahme forderten wir unsere Kunden auf, das Grundstück von Müll zu befreien, die Ruhezeiten einzuhalten sowie größere Grillfeste zu unterlassen.“

Gemeinsamer Ortstermin Ende August

Es stimme, räumt Kevser Ocaktan, Tochter von Zümrüt Dinc, ein. „Es gibt immer wieder Ärger mit den Nachbarn auf der anderen Seite. Einmal haben sie sich beschwert, dass wir leere Eimer nicht weggeräumt hätten. Sie würden die Ratten anziehen. Wir haben das Gespräch mit ihnen gesucht. wollten schlichten. Es hat aber nichts genützt.“ Es habe wieder Beschwerden gegeben. „Ich habe selbst kleine Kinder, ich will doch keine Ratten im Garten“, schüttelt Ocaktan den Kopf. Auch seltsam: „Unser unmittelbarer Nachbar auf der anderen Seite, Türke wie wir, er besitzt die Doppelhaushälfte, die direkt an unseren Garten grenzt: Mit dem gibt es nie Probleme.“

Die Annington gibt sich gegenüber unserer Zeitung gesprächsbereit: „Selbstverständlich nehmen wir das Anliegen ernst. Deswegen wird es Ende August einen gemeinsamen Ortstermin geben, an dem neben der Annington auch ein Vertreter des Bauordnungsamtes, ein Vertreter der Feuerwehr sowie ein Vertreter des Mietervereins teilnehmen wird, um über das weitere Verfahren mit dem Grabeland im Sinne unserer Mieter sowie der Nachbareigentümer zu entscheiden.“