Immer häufiger machen Mietmuffel den Wohnungsunternehmen in Witten zu schaffen. Die Deutsche Annington hat jetzt einen Sozialmanager eingestellt

Immer öfter machen Mietmuffel den Wohnungsunternehmen in Witten zu schaffen. Die säumigen Zahler reißen große Löcher in die Kassen der Gesellschaften. Um so mehr lassen die sich neue Ideen einfallen, um an ihr Geld zu kommen.

Der Wohnungsgenossenschaft Ost, die 700 Wohnungen in Annen vermietet, fehlen 10 000 Euro von 20 aktuellen und ehemaligen Mietern. „Die Zahlungsmoral der Wittener hat sich verschlechtert“, stellt Geschäftsführerin Hannelore Lopau (58) fest. Die Genossenschaft Mitte hat dasselbe Problem. Auch die Deutsche Annington rennt manchem Mieter hinterher. Bei dem Konzern zahlen 30 von 1000 Mietern in Witten nicht. Sie haben Rückstände von rund 15 000 Euro. Nun reagiert der Wohnungsriese. Ein „Sozial-Manager“ soll verschuldete Kunden „beraten“. Das Unternehmen freut sich über die „innovative Idee“, der Wittener Mieterverein tobt.

300 Räumungen verhindert

50 externe Sozial-Manager hatte die Annington im Frühjahr bundesweit beauftragt. Einer von ihnen ist für Witten, Bochum, Herne und Hattingen zuständig. „Manche der Mieter können nichts für ihre Schulden, haben etwa ihren Arbeitsplatz verloren. Andere stecken den Kopf in den Sand. Wir wollen sie ermuntern, das Schuldenproblem anzugehen“, sagt Unternehmenssprecher Dr. Jürgen Frech (55).

Natürlich profitiere man von jedem zahlenden Kunden mehr, „aber wir setzen die Berater nicht ein, weil wir auf einmal mit säumigen Mietern überschüttet würden“, betont Frech. Ziel sei, die Mieter in den Wohnungen zu halten. 300 Räumungen hätten so bundesweit verhindert werden können, weil die Bewohner wieder zahlten.

Wenn ein Mieter mit mehreren hundert Euro in der Kreide steht, kommt der Sozial-Manager ins Spiel. „Zunächst rufe ich denjenigen an. Wenn gewünscht, komme ich auch persönlich vorbei, gebe dem Mieter Tipps, wie er seine Schulden abbauen kann“, sagt der für Witten zuständige Berater Peter Voß (46). Er könne Betroffene bei Bedarf auch zu Ämtern und Beratungsstellen begleiten. Voß: „Bei weit über 50 Prozent der Fälle kommen wir zu einer Lösung.“ Gemeint ist die Rückzahlung. Kritik kommt vom Mieterverein.

Annington saniert Häuser

Der Einsatz von Sozial-Managern müsse zwar nicht immer schlecht sein, so Vereinsvorsitzender Knut Unger (53). „In den meisten Fällen handelt es sich aber um reine Geldeintreiberei der Annington.“ Oft minderten Bewohner ihre Miete, weil keine Schäden beseitigt würden – etwa Schimmel. „Es wird schnell ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet, dann kommt der Sozial-Manager ins Spiel.“ Das Unternehmen solle erst seine Pflichten als Vermieter erfüllen, fordert Unger. Annington dagegen verweist auf eine schlechter werdende Zahlungsmoral und Sanierungen wie in der Himmelohstraße oder im Heidnocken.

40 Wohnungen stehen leer

Unger sieht im Einsatz der Sozial-Manager auch einen „Kampf gegen den Leerstand“. Zurzeit stehen rund 40 Annington-Wohnungen leer. „Sowohl für uns als auch für den Mieter ist es gut, wenn er in der Wohnung bleiben kann“, sagt Konzernsprecher Dr. Jürgen Frech. Eine Wohnung ohne Mieter bringt eben kein Geld.

INFO

Die Deutsche Annington bietet in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt auch eine frühe Schuldenberatung an, damit es erst gar nicht zu einem Härtefall kommt.

Wer die erste Mahnung erhält, kann eine kostenlose Mietschuldenberatung der Awo in Anspruch nehmen. Ziel: Eine geringere Fluktuation in den Wohnungen. Die Kosten trägt die Annington.