Witten. Ab Juli soll die Werkstadt unter der Leitung von „Projektwerk L“ aus Siegburg weitermachen. Was das für die Veranstaltungen und Formate bedeutet.
Monatelang haben die Wittenerinnen und Wittener um den Fortbestand der Werkstadt gezittert. Nun will ein neuer Träger an der Mannesmannstraße übernehmen. Es fehlt nur noch die Zustimmung des Rates, die aber als sicher gilt. Doch wer oder was steckt hinter „Projektwerk L“ und wie wird sich die Werkstadt unter der neuen Führung verändern?
Eins vorweg: All zu große Einschnitte müssen die Besucherinnen und Besucher des soziokulturellen Zentrums nicht fürchten. „Der Grund für die Insolvenz war nicht das Konzept der Werkstadt“, sagt Udo Schöll, Geschäftsführer von „Projektwerk L“. Daher werde sich daran auch nicht viel ändern. Im Gegenteil.
Team und Konzept der Werkstadt bleiben bestehen
„Egal mit wem ich gesprochen habe, alle haben betont, dass es hier weitergehen muss, dass die Werkstadt zum Leben in Witten einfach dazugehört.“ Und auch, dass einzelne Veranstaltungen für viele nicht wegzudenken sind - selbst im Jugendhilfeausschuss habe es dahingehend besorgte Nachfragen gegeben. Konzept und Programm bleiben also weitestgehend gleich. Auch das Team der Werkstadt um Geschäftsführerin Sabrina Eilebrecht arbeitet mit dem neuen Träger weiter.
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„Projektwerk-L“ ist eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft mit Sitz in Siegburg und betreibt in NRW aktuell drei Standorte. Als Jugendhilfeträger habe man sich bisher auf die Bereiche Arbeitsmarkt und Ausbildung konzentriert, sagt Schöll. So werden etwa Jugendliche im Bewerbungsprozess unterstützt. „Aber wir wollen uns jetzt breiter aufstellen“, so der 55-Jährige. Also verstärkt Angebote entwickeln, bei denen die Jugendlichen generell auf das Berufsleben vorbereitet werden - oder erst einmal grundsätzlich dazu hingeführt und motiviert werden.
Neuer Träger lobt Jugend-Arbeit der Werkstadt
„Die Werkstadt hat tolle Ansätze im jugendkulturellen Bereich“, lobt Schöll das Zentrum. „Genau das ist unser Fokus. Das ist für uns ein großer Mehrwert.“ Geht es nach dem gelernten Wirtschaftsinformatiker, sollen künftig auch mehr Projekte für Jugendliche mit Migrationsgeschichte hinzukommen, und solche für junge Menschen mit ADHS oder Autismus.
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Von der Insolvenz der Werkstadt habe er durch die Presse erfahren, sagt Schöll, der zuvor auch schon in der Unternehmensberatung tätig war. Aktuell gehören ihm mehrere kleine Sozialunternehmen, das „Projektwerk-L“ ist eines davon. Er sei „durch mit dem Karrieremachen und Geldanhäufen“, nun wolle er „interessante Dinge machen, die etwas bewirken“, beschreibt er seine Motivation.
Schon zweimal hat der Unternehmer Betriebsteile aus Insolvenzen übernommen. Auch deshalb war die Situation der Werkstadt für ihn kein Hindernis. „Hier stimmt eigentlich alles“, so Schöll. Durch den Insolvenzprozess sei das Haus auch wieder in „stabilem“ Fahrwasser. Was er als Ablösesumme zahlen wird, verrät er nicht. Nur so viel: „Wir haben uns auf einen für alle Seiten fairen Betrag geeinigt“. Dieser sei hoch genug, um die Gläubiger zu befrieden, andererseits so niedrig, dass der neue Träger ihn stemmen kann - „und nicht in zwei Jahren schon wieder Insolvenz anmelden muss“.
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