Witten. Sabrina Eilebrecht übernimmt zum Jahreswechsel die Leitung der Wittener Werkstadt. Und die ist ihr nicht unbekannt.

Die Geschicke der Werkstadt in Witten leitet künftig eine Frau. Der bisherige Geschäftsführer Christian Adams (55) verlässt Ende des Jahres nach rund vier Jahren das Jugend- und Kulturzentrum an der Mannesmannstraße, um sich einer „neuen Herausforderung“ in der Privatwirtschaft zu stellen. Das Steuer übernimmt dann Sabrina Eilebrecht, 35 Jahre alt und ein hauseigenes Gewächs des soziokulturellen Zentrums.

Ihr gesamtes Berufsleben hat die Wittenerin in der Werkstadt verbracht, startete 2008 mit ihrer Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau in den ehemaligen Mannesmann-Hallen. Heute ist sie zuständig für den Bereich Gastronomie, Vermietung und Veranstaltungen mit rund 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Künftig werden es bis zu 50 Mitarbeiter, Azubis und Aushilfen sein. Zudem ist Eilebrecht für die Ausbildung zuständig. Oder besser: war. Ihre eigene Stelle nachzubesetzen, steht nun an erster Stelle.

Sabrina Eilebrecht übernimmt zum Jahreswechsel die Geschäftsleitung der Werkstadt in Witten.
Sabrina Eilebrecht übernimmt zum Jahreswechsel die Geschäftsleitung der Werkstadt in Witten. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Wittener Vorstand freut sich über neue Leitung aus dem eigenen Haus

Gleichzeitig wird die künftige Geschäftsführerin von Vorgänger Adams eingearbeitet, um einen nahtlosen Übergang zu schaffen. Auch deshalb war es dem 55-Jährigen wichtig, frühzeitig seine Kündigung bekannt zu geben. „Das Haus ist so vielschichtig, ich selbst habe ein Jahr gebraucht, um mich richtig einzuarbeiten“, sagt er. Und diese Zeit habe man momentan nicht: „Ab September ist hier wieder Vollgas“, so der Vorsitzende des Fördervereins der Werkstadt, Volker Hassenpflug.

„Sie kommt aus Witten, hat Netzwerke, kennt alle Mitarbeiter. Sie war unsere erste Wahl“, schwärmt der 61-Jährige. „Es ist ein echter Glücksfall, dass wir jemanden im Hause haben, dem wir als Vorstand die Leitung alle geschlossen zutrauen.“ Klar war aber auch: Eine öffentliche Ausschreibung hätte zumindest keinen schnellen Erfolg versprochen. Denn der benötigte Mix aus pädagogischen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen gepaart mit Erfahrungen im Veranstaltungsbereich sei äußerst schwer zu finden, so Hassenpflug.

Neue Geschäftsführerin wollte eigentlich beruflich kürzer treten

Dass sie die neue Geschäftsführerin werden solle, kam für Eilebrecht überraschend. Eigentlich hatte die Mutter von zwei Söhnen im Alter von vier und sechs Jahren gerade geplant, beruflich etwas runterzufahren – hat es sich nun aber anders überlegt. „Ich trete gerne an“, sagt die 35-Jährige überzeugend. Auch wenn sie sonst eigentlich keine Frau der vielen Worte ist.

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Sie sei ein Mensch, der die Dinge auf sich zukommen lasse, sagt sie von sich selbst. Und dass sie sehr zahlenaffin sei, sich direkt in die Buchhaltung stürzen werde. Eine große Vision, wohin das soziokulturelle Zentrum sich unter ihren Fittichen entwickeln soll, hat sie (noch) nicht. „Aber ich bin so lange hier, ich habe eigentlich tagtäglich Ideen, was wir noch alles machen könnten.“

Christian Adams verlässt nach über vier Jahren als Geschäftsführer die Werkstadt in Witten.
Christian Adams verlässt nach über vier Jahren als Geschäftsführer die Werkstadt in Witten. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Großes Lob für den scheidenden Chef

Nur Worte des Lobs hat der Trägerverein auch für seinen scheidenden Geschäftsführer. „Er hat uns durch extrem schwere Zeiten geführt, in der Pandemie viele Fördertöpfe aufgetan. Ohne ihn wären wir nicht, wo wir jetzt sind“, sagt Hassenpflug. Man habe die Nachricht von Adams Weggang mit großem Bedauern aufgenommen. „Aber die Leitung dieses Hauses ist kein Lebensjob, das wissen wir. Er schlaucht, geht an die Substanz.“

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Denn, ergänzt Adams, man sei in der Werkstadt nicht der klassische Geschäftsführer, der die meiste Zeit am Schreibtisch sitzt. „Man ist eher Mädchen für alles und das rund um die Uhr.“ Mitanpacken gehöre dazu, etwa wenn am Wochenende der Keller nach einem Regenguss vollaufe, wie es erst kürzlich der Fall war. „Allein das Gebäude fordert einen ständig, ist ja über 100 Jahre alt.“

So sieht der Saal der Wittener Werkstadt derzeit aus. Die „Büdchen“ wurden neu gestrichen, ein umfassender Umbau musste wegen Corona vertagt werden.
So sieht der Saal der Wittener Werkstadt derzeit aus. Die „Büdchen“ wurden neu gestrichen, ein umfassender Umbau musste wegen Corona vertagt werden. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Eine umfassende Sanierung des Gebäudes ist in den Jahren unter Adams nicht wie geplant zustande gekommen. Ein Konzept war schon erarbeitet, der Politik vorgestellt. Doch Corona brachte den Prozess zum Erliegen. Ein Umbau sei aber auch weiterhin „Ziel des gesamten Vorstandes“, sagt Hassenpflug. Aber eben auch ein langwieriger Prozess, der Jahre in Anspruch nehmen werde.