Witten. Die Werkstadt in Witten ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten und muss Insolvenz beantragen. Wie geht es an der Mannesmannstraße weiter?
Hiobsbotschaft für die Werkstadt in Witten. Das soziokulturelle Zentrum hat beim Amtsgericht Bochum wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte der Vorstand des Trägervereins den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit. Vorerst soll der Betrieb aber weiterlaufen.
„Diese Entscheidung ist alternativlos“, sagt Volker Hassenpflug, erster Vorsitzender des Vorstands. Man habe sich tagelang beraten und einen externen Rechtsanwalt hinzugezogen. „Wir haben uns die Zahlen angeguckt und sofort gesehen, dass wir etwas machen müssen.“ Auch, um nicht Gefahr zu laufen, in eine Insolvenzverschleppung zu geraten. Wie hoch die Verluste genau sind, sei nicht bekannt.
Events in Witten werden immer schlechter besucht
Klar ist aber, dass die Werkstadt bei einem über 60-prozentigen Eigenanteil am Gesamthaushalt abhängig von Zuschauerzahlen und Einnahmen bei den einzelnen Events ist. Diese hätten sich vor allem im ersten Halbjahr 2023 nicht gut entwickelt. „Es gab einzelne Veranstaltungen, wie zum Beispiel Tanz in den Mai, die gut besucht waren. Das ist aber einfach zu wenig. Zumal wir noch nie auf Rosen gebettet waren“, sagt Hassenpflug.
Lesen Sie auch:
- Gegen den Trend: Risiko von Firmenpleiten in Witten gesunken
- Nach Insolvenz: Neues Leben auf Böhmer-Fläche in Witten
- Witten: Insolvenzverfahren bei Böhmer zum 1. April eröffnet
Dabei habe man immer noch mit den Folgen der Coronapandemie zu kämpfen. „Durch die Zeit sind wir eigentlich gut gekommen, da das Land die Verluste durch Fördermittel aufgefangen hat“, so der Vereinsvorstand. Das Besucherverhalten habe sich durch die Pandemie aber geändert. „Die Interessen der Menschen liegen scheinbar woanders. Große kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, scheint nicht mehr für jeden etwas zu sein“, sagt der 61-Jährige.
Er selbst ist seit 18 Jahren im Vorstand des Trägervereins. Auch ihn trifft die Entscheidung sehr. „Ich kann mir Witten ohne die Werkstadt nicht vorstellen.“ Mithilfe des Insolvenzverwalters wolle man aber alles dafür tun, dass Wittens kultureller Anlaufpunkt auch in Zukunft weiterbesteht. „Wir müssen jetzt die ersten Gespräche mit dem Insolvenzverwalter abwarten“, sagt Hassenpflug.
Schock bei Mitarbeitern groß
Dann könne man auch den rund 50 Mitarbeitern, Azubis und Aushilfen mehr sagen. „Natürlich haben viele schon mitbekommen, dass es nicht so gut aussieht. Dennoch war die Nachricht jetzt für viele erst einmal ein Schock“, sagt Hassenpflug. Das deckt sich auch mit Informationen dieser Redaktion, wonach die Nachricht bei der Belegschaft wie eine Bombe einschlug.
„Es geht für die Menschen natürlich auch um Existenzen“, sagt Hassenpflug. Ob Arbeitsplätze wegfallen, ist noch nicht klar. „Wir werden sicher unseren Eigenanteil am Sanierungskonzept leisten. Inwiefern das dann das Personal und die Veranstaltungen betrifft, bleibt abzuwarten.“
Neue Chefin ist als Krisenmanagerin gefragt
Dass es bei dem Ganzen nicht nur um einen „förmlichen Antrag“ geht, bestätigt auch Guido Beck, zweiter Vorsitzender. Man müsse sich jetzt intern und extern beraten, um zu sehen, wie die Institution gerettet werden kann. „Ob und in welcher Form, werden die nächsten Wochen zeigen“, so Beck.
Erst Anfang des Jahres hatte es bei der Werkstadt einen Chefwechsel gegeben. Sabrina Eilebrecht (35) übernahm die Geschicke von Christian Adams (55), der das Jugend- und Kulturzentrum an der Mannesmannstraße nach vier Jahren verließ.
Eigentlich hatte die Mutter von zwei Söhnen im Alter von vier und sechs Jahren gerade geplant, beruflich etwas runterzufahren, erklärte sie in einem Gespräch kurz vor ihrem Amtsantritt. Daraus wird jetzt erst recht nichts. Die 35-Jährige ist gemeinsam mit dem Vereinsvorstand nun als Krisenmanagerin gefragt, um das sinkende Schiff irgendwie wieder auf Kurs zu bringen.