Witten. Das Fortbestehen der Werkstadt in Witten ist so gut wie sicher. Ein neuer Träger ist gefunden. Nun muss nur noch der Rat zustimmen.
Wie geht es weiter mit der Werkstadt in Witten und geht es überhaupt weiter? Monatelang war die Antwort auf diese Frage ungewiss. Doch nun gibt es gute Neuigkeiten. Das beliebte sozio-kulturelle Zentrum ist so gut wie gerettet. Ein neuer Träger übernimmt an der Mannesmannstraße und geht dafür auch in Vorkasse.
Der Jugendhilfeausschuss hat der neuen Trägerschaft in seiner letzten Sitzung bereits einstimmig zugestimmt. Der Rat folgt in der Regel einer solchen Empfehlung des Fachausschusses. Damit sollte dem Neustart der Werkstadt nichts mehr im Wege stehen.
Zum 1. Juli soll dann „Projektwerk L – Plan B“ übernehmen, eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft (uUG) mit Sitz in Siegburg bei Bonn. Der Bildungs- und Projektdienstleister für Jugendliche und junge Erwachsene hat bereits Standorte in Bonn, Bottrop und Siegburg.
Neuer Träger will alle Angestellten übernehmen
„Wir sind alle sehr erleichtert und glücklich“, sagt Sabrina Eilebrecht, Geschäftsführerin der Werkstadt. Denn der neue Träger wolle alle Mitarbeitenden übernehmen. Die vergangene Zeit war auch für das Team nicht leicht. „Es hängen ja viele Existenzen dran“, sagt Eilebrecht.
Auch am Konzept soll sich für Besucherinnen und Besucher kaum etwas ändern. Partys und Veranstaltungen laufen weiter, bis Ende des Jahres ist die Werkstadt auch schon durchgeplant. Neu hinzu kommen dann Bildungsveranstaltungen, die das „Projektwerk“ mitbringt. Im Fokus stehen dabei die Themen Ausbildung, Beruf und Joborientierung.
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Im Juli vergangenen Jahres hatte das soziokulturelle Zentrum Insolvenz beantragt, seit September läuft das reguläre Verfahren. Damit war der bisherige Trägerverein und sein Vorstand quasi von seinen Aufgaben befreit. Insolvenzverwalter David Bunzel traf und trifft seitdem sämtliche Entscheidungen. Im Dezember hatten dann vier der fünf Vorstandsmitglieder ihre Ämter niedergelegt. Damals hieß es noch, man wolle Platz für neue Impulse machen, neue Vorstandsmitglieder für den Werkstadt-Verein gewinnen.
Werkstadt ist wieder „in gutem Fahrwasser“
Offensichtlich hat das nicht funktioniert. Nun übernimmt der externe Träger. „Eigentlich stimmt bei der Werkstadt alles, es sind nur ein paar kleine handwerkliche Fehler gemacht worden“, sagt Udo Schöll, Geschäftsführer von „Projektwerk-L“. Auch deshalb ist der 55-Jährige sicher, das Haus künftig profitabel betreiben zu können.
„Wir haben seit der Insolvenz strukturell im Haus viel angepasst und sind jetzt in einem guten Fahrwasser“, betont auch Geschäftsführerin Eilebrecht. Die Werkstadt habe gezeigt, dass es funktionieren kann. Dennoch freue man sich, nun diesen starken Partner an der Seite zu haben.
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Die Corona-Jahre haben der Werkstadt in ihrer bisherigen Form das Genick gebrochen. „Danach waren alle Reserven, die wir aufgebaut hatten, weg“, sagt die 36-Jährige, die erst Anfang 2023 die Leitung des Hauses übernommen hat. Noch bevor man Zeit hatte, sich „zu erholen“, schlitterte man schon in die Insolvenz.
„Wir verzichten nicht mehr auf Einnahmen“
Dass die Werkstadt nun besser dasteht - und damit auch attraktiv für den neuen Träger ist - liegt an ein paar Stellschrauben: Zuvor war sie ein „offenes Haus“ und stets von 10 bis 22 Uhr geöffnet. „Das kostet natürlich“, sagt die Leiterin. Nun schaue man genauer darauf, was wann geöffnet hat.
Außerdem seien Räume an Initiativen und Vereine lange zu sehr günstigen Preisen angeboten. „Jetzt helfen wir ihnen dabei, Fördermittel oder Sponsoren zu gewinnen“, so die gelernte Veranstaltungskauffrau. „Aber wir verzichten nicht mehr auf Einnahmen.“
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Insolvenzverwalter und neuer Träger sollen sich bereits geinigt haben
Udo Schöll und Insolvenzverwalter Bunzel haben sich auch bereits auf eine Ablösesumme geeinigt. Denn schließlich wollen noch immer Gläubiger ausgezahlt werden. Etwa die Agentur für Arbeit, die in der Zeit des vorläufigen Insolvenzverfahrens drei Monate lang die Gehälter der Angestellten gezahlt hat. In der Zwischenzeit seien natürlich auch weitere Rechnungen aufgelaufen, so Eilebrecht. Schlussendlich wird auch das Inventar der Werkstadt inklusive Veranstaltungstechnik auf das „Projektwerk“ übergehen. Die Summe bleibt aber geheim.
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Der Jugendhilfeausschuss hat nicht nur der Übernahme zugestimmt. Er segnete auch ab, dass der neue Träger ebenfalls die städtischen Zuschüsse für den Jugendtreff „Treff“ und die Jugendkulturarbeit im Haus bekommt. „Bei meinen Besuchen in der Stadt habe ich gespürt, dass die Werkstadt für so viele Menschen einfach zum Leben dazu gehört“, sagt Schöll. Er freue sich, so einen Ort nun weiterführen zu können. Noch fehlt allerdings das endgültige „Ja“ des Rates. Das Thema steht am 10. Juni auf der Tagesordnung.
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