Kirmes in Witten: Warum beim Entenangeln auch geweint wird
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Witten. Wer hätte das gedacht? Beim Entenangeln auf der Wittener Himmelfahrtskirmes kann es auch schon mal Streit gegeben. Die Betreiber erklären warum.
Jörg Aufermann (53) und seine Familie sind in Witten echte Kirmes-Urgesteine. Er und seine Frau Sandra (50) sind Schausteller, seit sie denken können. Seit über 30 Jahren stehen sie mit ihrem Entenangelwagen regelmäßig auf der Wittener Himmelfahrtskirmes. Früher wurde noch im Pavillon geangelt, heute hat sich das Geschäft in einen Wagen verlagert. Die Aufermanns erzählen, was sich über die Jahre noch geändert hat und warum es beim Angeln auch mal Streit gibt.
Mit dem Andrang beim sonnigen Kirmesauftakt zeigt sich der Schausteller zufrieden: „Es war wirklich gut, sehr gut“, sagt er. In seinem Wagen türmen sich Stofftiere und buntes Plastikspielzeug in großen Tüten - die müssen alle noch ins Regal. Ehefrau Sandra Aufermann lädt gerade noch zwei weitere Säcke aus einem Kofferraum in den Wagen. Sie weiß genau, welche Preise die Kinder wollen. Super Mario und
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liefen derzeit nicht mehr so gut wie früher. „Pokémon und die kleinen Avocados werden sehr gerne genommen“, sagt sie und deutet auf ein Säckchen voll mit grünem Stoffgemüse.
Jede Ente gewinnt: Neues System beim Entenangeln auf der Wittener Himmelfahrtskirmes
Das Gewinnangebot birgt allerdings auch für Streitpotenzial. Deshalb haben die Aufermanns das Angelspiel mit den Jahren leicht angepasst. Früher waren die Enten noch farblich markiert. Je nachdem, welche Farbe gezogen wurde, gab es mehr oder weniger Punkte. „Da gab es dann auch öfter Streit zwischen Geschwisterkindern, wenn sich das eine Kind mehr Punkte als das andere erspielte und sich dann einen anderen Preis aussuchen durfte“, erklärt Jörg. Deshalb habe man sich vom Punktesystem verabschiedet.
Es gilt nur noch die Anzahl der Enten, Nieten gibt es keine. Insgesamt schwimmen stets 302 Platiktiere im Kreis und warten darauf, geangelt zu werden. Zehn Enten kosten fünf, 21 Enten gibt es für neun und 43 Enten für 15 Euro. Wer sich einen Hauptpreis angeln möchte, zum Beispiel einen einen Meter großen Plüschpinguin, muss drei mal 43 Enten aus dem Wasser ziehen. Am Eröffnungstag sei zwar noch kein Hauptpreis über die Theke gegangen, dafür eine Menge kleinere Pinguine.
Entenangeln ist hauptsächlich bei kleinen Kindern beliebt, doch gegen Abend ändere sich das Publikum, sagt Jörg Aufermann. Dann kämen auch mal Erwachsene an die Bude: „Die kommen gezielt hier hin, um zum Beispiel auf eine Avocado zu spielen. Wenn die Freundin sagt, ‚Oh das ist aber süß‘, dann wird gespielt“, ergänzt seine Frau. Tochter Lorena wird hier irgendwann die Nachfolge antreten. Derzeit arbeitet sie an der Wurfbude und hat es eher mit halbstarken Jugendlichen zu tun. „Die wollen sich auch gerne mal messen“, sagt sie.
Die Aufermanns: Eine echte Schaustellerfamilie
Ihre Eltern Jörg und Sandra Aufermann gehen in ihrem Job voll auf: „Wir kennen gar nichts anderes. Ich könnte nie sesshaft werden und irgendwo arbeiten gehen, das ginge nicht. Ich muss raus. Wir sind immer an der frischen Luft“, sagt sie. Aber manchmal werde es auch anstrengend, „wenn die Mama einen anderen Gewinn haben möchte als das Kind. Dann wird auch mal geweint“. Am häufigsten werde um Schminke oder Spielzeugpistolen gestritten - meistens gewinnt das Kind. „Dann sagen die Mütter meistens: ‚Nimm, was du willst‘“, sagen Sandra und Tocher Lorena unisono und lachen.
Geangelt wird auf der Himmelfahrtskirmes noch bis einschließlich Montag (13. Mai), 21 Uhr. Neben der Bude von Aufermanns auf der Ruhrstraße gibt es noch ein weiteres Angebot in der Bergerstraße. Natürlich laden bis dahin auch alle anderen Buden und Fahrgeschäfte in die Wittener Innenstadt.
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