Witten. Nabiha Zhour kocht und backt für das Café Milchmichl im Wiesenviertel. Dort treffen Kaffee und Kuchen auf vegane, libanesische Speisen.
Im Milchmichl mischt sich Kaffeeduft mit libanesischen Gewürzen. In dem kleinen Lokal an der Gerichtsstraße, Ecke Körnerstraße versorgt „Mama“ Nabiha Zhour (59) ihre Gäste mit Gebäck und einem deftigen veganen Mittagstisch. Das leckere Essen zu kleinen Preisen kommt besonders bei den Wittener Studenten gut an.
Zwei große Tische, drei kleine, eine Theke und mittendrin eine kleine Frau mit einer violetten Häkelmütze auf dem Kopf. Aufmerksam blickt sich Nabiha Zhour in ihrem Café um. Wer will noch was, wer hat noch nicht? Vor ihr an der Theke stehen zwei Studierende, die gerade zu Mittag gegessen haben und gerne „den Studentenpreis“ bezahlen möchten. Das macht sechs Euro pro Person. „Darf ich meinen Rucksack kurz hier stehen lassen? Ich komme in einer halben Stunde wieder“, fragt eine der beiden. Natürlich darf sie.
Arzt eröffnete Café als Ausgleich
Nabiha Zhour versteht sich als „Mama“ des angrenzenden Wiesenviertels. Da passt es nur zu gut, dass es ihr Sohn Ahmad war, der das kleine Café eröffnet hat. Er hat in Witten studiert und hier seinen Doktortitel erworben. Nach dem Studium arbeitete er als Augenarzt in Herdecke. Mit dem Café wollte er sich einen Ausgleich zu seinem Job schaffen. „Die Patienten kommen in die Praxis, weil sie leiden. Aber Gäste kommen mit einer guten Stimmung ins Café.“
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Außerdem ist Dr. Zhour Kaffee-Connaisseur, also ein wahrer Kenner der braunen Bohne. Deshalb steht auch noch heute ein kleines Sammelsurium an Kaffeemühlen und -maschinen auf der Theke. Das Highlight bildet eine 30 Jahre alte Siebträgermaschine. Die macht das Heißgetränk erst so richtig lecker.
Mit seiner Idee, hochwertigen Kaffee anzubieten, war er etwas schneller als die Konkurrenz. Im Mai 2019 eröffnete der Milchmichl unter seiner Leitung mit zwei studentischen Angestellten. Damals gab es nur Kaffee und Kuchen. Dann kam die Pandemie und Ahmad musste die beiden wieder entlassen. Wer könnte jetzt besser helfen als seine Mutter?
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Nabiha Zhour, die vorher für die „Tragbar“ genäht hatte, den Secondhand-Modeladen der Beschäftigungsinitiative Quabed, entschloss sie sich, ihren Sohn zu unterstützen. Weil im Milchmichl das während Corona wichtige Abholgeschäft mit Kaffee und Kuchen nicht gut anlief, ergänzte sie die Karte um den veganen Mittagstisch.
Die Rezepte stammen aus ihrer libanesischen Heimat. In ihrer Familie habe man häufig vegan gekocht, erinnert sie sich. Sohn Ahmad musste seine Mutter trotzdem erst einmal vom veganen Konzept überzeugen. Von den Studenten im Wiesenviertel wurde das Angebot dankend angenommen, nicht zuletzt wegen des Studi-Rabatts.
Heute gibt es einen Linseneintopf mit Gemüse, der herrlich nach Kreuzkümmel und Knoblauch duftet. Ansonsten werden auch mal gebratene Spinattaschen serviert, gefüllte Zucchini oder selbstgemachten Hummus mit Sesampaste. Typisch Mama: Einen Nachschlag gibt es gratis.
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Neben dem herzhaften Mittagstisch hat Nabiha Zhour auch sebstgebackenen Kuchen im Programm. Die Rezepte habe sie über Jahre zusammengetragen, abgewandelt und getestet, bis sie ihren Ansprüchen genügten, erzählt sie stolz. „Der Käsekuchen läuft gut. Meiner ist weniger süß und dafür etwas schwerer“, sagt Nabiha Zhour mit Blick auf die reichhaltige Auslage.
Sie ist froh, eine neue Aufgabe gefunden zu haben. „Ich war als Mutter 30 Jahre in der Küche zuhause. Da habe ich für meine Kinder gekocht. Hier arbeite ich auch als Mutter, ich kann nicht anders.“ Ihr Sohn Ahmad lebt mittlerweile im „Ländle“. Er baut gerade mit einem Studienfreund eine eigene Praxis in Stuttgart auf. Wenn er in Witten ist, steht er ab und an aber auch wieder hinterm Tresen im Milchmichl. „Mama“ freut sich bestimmt.
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