Witten. Die Wittener Politik kommt nicht zur Ruhe. Nun wollen zwei Vorstandsmitglieder die WBG verlassen. Das Vertrauen sei zerstört.
Es rumort in der Wittener Politik. Zuletzt stritten Ratsmitglieder heftig um verschärfte Regeln für die Sitzungen des Gremiums. Denn seit dem Einzug von AfD und Stadtklima ist der Ton im Rat durch beleidigende Zwischenrufe deutlich rauer geworden. Nun hat Siegmut Brömmelsiek, Fraktionschef und erster Vorstandvorsitzender der Wittener Bürgergemeinschaft (WBG), die Wählergemeinschaft verlassen. Gründungsmitglied und Geschäftsführer Hans-Peter Müller wird ihm folgen.
In letzter Zeit habe sich innerhalb der WBG ein enormer Druck aufgebaut, begründet Brömmelsiek seinen Schritt. Er wolle auch keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen. Doch es bestehe mittlerweile innerhalb des Vorstandes kein Vertrauensverhältnis mehr. Auch nicht zum dritten Fraktionsmitglied Patrick Bodden. „Ich hätte so nicht weiterarbeiten können“, sagt auch Hans-Peter Müller. Mit seinem Austritt falle ihm „eine Last von den Schultern“.
„Eine Politikrichtung, mit der wir uns nicht identifizieren können“
Innerhalb der letzten eineinhalb Jahre habe die WBG viele neue Mitglieder aufgenommen, sagt Brömmelsiek. 33 Männer und Frauen gehören ihr nach seinen Angaben aktuell an. Aber einige dieser neuen Mitglieder würden „andere Wege gehen“ wollen.
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„Das ist eine Politikrichtung, mit der wir uns nicht identifizieren können“, so der 72-Jährige. Die WBG habe immer für eine ausgewogene Politik gestanden, man habe sich stets in der politischen Mitte gesehen. Nun würden in Teilen der Bürgergemeinschaft neue Positionen vertreten, die „stark rechtslastig“ seien.
Brömmelsiek und Müller planen neue Fraktion
Daher nun der überraschende Schritt. Müller war Gründungsmitglied der WBG, Brömmelsiek wurde vor 23 Jahren Teil der Wählergemeinschaft. Als Fraktionsvorsitzender war er über Jahre für viele das Gesicht der WBG. Dem Stadtrat wollen beide Politiker erhalten bleiben – als neue Fraktion „Unabhängige Wählergemeinschaft Witten“.
„Wir können unsere politische Arbeit weitermachen“, sagt Brömmelsiek. Denn der Fraktionsstatus bleibt ihnen erhalten, wenn auch unter neuem Namen. „Und ich glaube, durch unsere vernünftige Arbeit, gibt es bei den anderen Fraktionen ein Vertrauen uns gegenüber.“
WBG verliert den Fraktionsstatus
Sobald die Abspaltung von Brömmelsiek und Müller vollzogen ist, sitzt mit Patrick Bodden nur noch eine Person für die WBG im Rat. Die verliert damit ihren Fraktionsstatus und ist fast handlungsunfähig. Als einzelnes Mitglied hat Bodden künftig nur noch ein Stimm- und Rederecht. Selbst Anträge oder Anfragen schreiben kann er nicht.
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Auch die Ausschüsse müssen entsprechend neu besetzt werden, sagt Wahlamtsleiter Michael Muhr. Das werde aber sicher nicht vor den Sommerferien passieren. Zumal derzeit sowohl Stadtverwaltung als auch die Parteien selbst eigentlich voll und ganz mit der anstehenden Europawahl ausgelastet sind. Eine weitere Konsequenz für die WBG: Die Wählergemeinschaft muss auch anteilig Gelder zurückerstatten, die sie als Fraktion erhalten hat.
Mehrfacher Fraktionswechsel, jetzt Einzelkämpfer
Bodden hat im Wittener Rat schon mehrfach für Unruhe gesorgt. Ursprünglich ist der 45-Jährige für die Piraten angetreten, wechselte im November 2021 aber überraschenderweise von der linksorientierten Partei zum rechts der Mitte angesiedelten „Stadtklima“. Im September 2023 wechselte er dann erneut die Fraktion und schloss sich der WBG an. Für eine Stellungnahme war er am Freitag für unsere Redaktion zunächst nicht erreichbar.
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Die Wählergemeinschaft feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Die Einladungen für die Feier im Ardeyhotel im Juni seien bereits verschickt, so Brömmelsiek. Er und Hans-Peter Müller würden definitiv nicht mehr mitfeiern. Und vielleicht noch einige weitere Mitglieder nicht. Denn nach Angaben Brömmelsieks würden weitere WBG‘ler darüber nachdenken, nun ebenfalls einen Schlussstrich zu ziehen.
Auf Facebook hat sich bereits ein erstes WBG-Mitglied zu Wort gemeldet und den Vorwürfen widersprochen. Sie habe keine „rechten Aktivitäten feststellen“ können. Auch WBG-Beisitzer Ralf Stehmann distanziert sich von der Darstellung. Sie diene lediglich dazu, „sich selbst in ein gutes Licht zu rücken“. Die Vorwürfe würden „jeglicher Grundlage“ entbehren. Innerhalb der WBG gab es anscheinend Konflikte, den Führungsstil der beiden Vorstandsmitglieder betreffend.
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