Witten. Der EN-Kreis prüft, ob sich die Strecke der Ruhrtalbahn über Witten nach Hagen wieder für den ÖPNV nutzen ließe. Die CDU sähe einige Vorteile.

Könnten auf der alten Bahnstrecke entlang der Ruhr zwischen Hattingen, Witten und Hagen in Zukunft wieder Züge fahren? Diese Frage prüft gerade die Verwaltung des EN-Kreises. Die CDU-Fraktion hat im Kreistag einen entsprechenden Antrag eingereicht. Dieser wurde nun angenommen.

Im vergangenen Sommer hatte die Ruhrtalbahn ihren Betrieb auf der idyllischen Strecke eingestellt. Um die Wiederbelebung des historisch-touristischen Verkehrs geht es der Union im Kreistag aber nicht. Vielmehr erhofft sie sich eine Verbesserung des ÖPNV. „Man hat damals nach knallharter Wirtschaftlichkeit die Stilllegung der Strecken beschlossen“, sagt Wittens CDU-Chef Ulrich Oberste-Padtberg. Heute hätten aber auch andere Kriterien Gewicht, etwa das Thema Klimaschutz.

Die Reaktivierung von zwei Bahnstrecken in Witten sollen geprüft werden

Der Prüfauftrag umfasst deshalb zwei Strecken: einmal südlich entlang der Ruhr von Hattingen über Herbede, Bommern und Wengern nach Hagen und außerdem die Strecke vom Wittener Hauptbahnhof über das Ruhrviadukt hin zum ehemaligen Bahnhof Bommern-Höhe und weiter nach Wengern und Hagen.

Die Schienen an der Haltestelle in Witten-Bommern sind schon zugewuchert. Die Ruhrtalbahn hält dort nicht mehr, weil der Betrieb eingestellt wurde. Der Museumszug des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen ist in diesem Jahr wegen Corona bisher auch noch nicht gefahren.
Die Schienen an der Haltestelle in Witten-Bommern sind schon zugewuchert. Die Ruhrtalbahn hält dort nicht mehr, weil der Betrieb eingestellt wurde. Der Museumszug des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen ist in diesem Jahr wegen Corona bisher auch noch nicht gefahren. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Die generelle Infrastruktur ist vorhanden“, sagt Jan Herbrechter von der Jungen Union. Die Strecke sei zwar nicht komplett elektrifiziert, aber die Bahntrasse und auch Bahnsteige an den Haltepunkten seien noch vorhanden. Streckenabschnitte ohne Oberleitung könnten mit modernen Triebwagen mit Akku-Antrieb überbrückt werden, so Stadtverbandsvorsitzender Oberste-Padtberg.

CDU: Schienenverkehr könnte während Sanierung der Herbeder Brücke helfen

Gerade im Hinblick auf den ab 2024 anstehenden Neubau und die Vollsperrung der Ruhrbrücke in Herbede erhält die Idee der alten Zugstrecken Gewicht. Viele Herbeder fürchten, durch die Jahre dauernden Bauarbeiten vom Rest der Stadt abgeschnitten zu werden. „Wir rechnen in jedem Fall mit einem extrem gesteigerten Verkehrsaufkommen an der Ruhrbrücke in Bommern, die zur Zeit schon im Berufsverkehr stark belastet ist“, sagt der CDU-Chef. Eine Verlagerung auf die Schiene könnte hier nach Ansicht der Union eine Lösung sein.

Viadukt-Fahrt der Ruhrtalbahn mit dem Schienenbus über das Eisenbahnviadukt an der Wetterstraße in Witten im April 2019.
Viadukt-Fahrt der Ruhrtalbahn mit dem Schienenbus über das Eisenbahnviadukt an der Wetterstraße in Witten im April 2019. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

So könne etwa laut Prüfauftrag eine Bahn von Herbede nach Bommern fahren. Oberste-Padtberg: „Oder warum führt man nicht eine der drei Bahnverbindungen vom Hauptbahnhof Richtung Hagen über das Viadukt und auf der südlichen Ruhrseite entlang?“

Shuttle-Zug nach Herbede während Sanierung der Wittener Straße?

Auch für die bereits begonnene Sanierung der Wittener Straße zwischen Steinenhaus und dem Autobahnzubringer zur A 43 könnte ein teilweiser Umstieg auf die Schiene die umliegenden Straßen nach Ansicht der Christdemokraten entlasten. Ihr Vorschlag: Busse aus Hattingen könnten nur bis Haus Kemnade fahren, dort steigen Fahrgäste in einen Triebwagen um, der sie nach Herbede bringt.

Personenverkehr 1971 eingestellt

Im Juli 2019 hatte Ruhrtalbahn-Chef Stefan Tigges das endgültige Aus für die Fahrten mit der nostalgischen Bahn zwischen Hattingen und Hagen via Witten erklärt. Denn das Unternehmen konnte die Reparatur und Instandhaltung des Uerdinger Schienenbusses aus dem Jahr 1960 nicht mehr finanzieren. Im September startete das Ratinger Unternehmen Railflex einen Versuch auf der Strecke.

Das Eisenbahnmuseum ist derzeit der einzige Nutzer der idyllischen Strecke durchs Ruhrtal. Der Museumszug pendelt gewöhnlich am ersten Sonntag eines Monats zwischen Bochum-Dahlhausen und Wetter-Wengern-Ost. In diesem Jahr sind die Fahrten wegen Corona bislang ausgefallen.

1971 wurde der öffentliche Personenverkehr auf der Strecke zwischen Hattingen und Wengern Ost eingestellt. Eigentümer des 17,2 Kilometer langen Streckenabschnitts ist der Regionalverband Ruhr. Heute verkehren dort hin und wieder noch Güterzüge.

All diese Optionen werde der Kreis nun prüfen, sagt Uwe Tietz, Abteilungsleiter für Kreisentwicklung und Mobilität. Zusätzlich soll eine „Potenzialanalyse“ ermitteln, wie viele Fahrgäste für die möglichen neuen Strecken gewonnen werden könnten.

Kreis will auch touristische Optionen prüfen

„Aber wir werden das auch touristisch betrachten“ so Tietz. Dabei denkt er gerade an die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 2027. Mit einer Zugverbindung entlang der Ruhr könnten die Attraktionen von Witten, Hattingen, Herdecke und Wetter besser angebunden werden. Auch werde man Umstiegs- und Anschlussmöglichkeiten für den Ruhrtalradweg ins Auge fassen.

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Das Projekt sei sehr aufwendig, so der 59-jährige Raumplaner. Die Prüfung aller Optionen werde sicherlich bis Ende 2021 dauern. Mit an Bord kommen der Regionalverband Ruhr (RVR), der Verkehrsverbund Ruhr und die Landesregierung. Letztere hat ein Programm zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken aufgelegt. Der RVR prüft derzeit auch eine Direktverbindung von Witten nach Recklinghausen.