Witten. Die Schafherde von Haus Hohenstein hat Nachwuchs bekommen. Zehn kleine Lämmer sind es bisher. Doch noch lassen einige auf sich warten.

Eine bunt gemischte Truppe aus verschiedenen Schafsrassen und Ziegen frisst derzeit eine Ackerfläche an der Kornkammer Haus Holte in Witten-Gedern ab. Sie gehören zu Schäfer Max Nelle. Zwischen den rund 200 Mutterschafen gehen die zehn kleinen Lämmchen, die zwischen vier Wochen und wenigen Tagen alt sind, fast unter. Doch immer wieder taucht eines von ihnen zwischen den Beinen der anderen Tiere auf oder wagt sich vorsichtig nach vorne.

Einige Schafe sind auch noch trächtig, die muntere Lammgruppe wird sich also noch vergrößern. Als Osterlamm wird keines von ihnen enden. Nicht nur, weil sie dafür zu spät geboren wurden. Auf dem Hof Hohenstein, den der 32-Jährige seit rund zwei Jahren betreibt, dürfen die Tiere aufwachsen und Teil der Herde bleiben. Denn der landwirtschaftliche Betrieb soll weiter wachsen. Auf insgesamt 500 Tiere, wenn es nach Nelle geht.

Im Hintergrund eine Gruppe Moorschnucken, davor ein Kamerunschaf mit Nachwuchs.
Im Hintergrund eine Gruppe Moorschnucken, davor ein Kamerunschaf mit Nachwuchs. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Schafherde rast auf dem Lärmschutzwall von Amazon

Aktuell gehören neben den 200 Mutterschafen noch 70 Böcke und 70 Ziegen zum Hof. Mit ihnen allen zieht der Schäfer von Fläche zu Fläche und betreibt Landschaftspflege. Denn die Vierbeiner fressen alles ab – auch den ungeliebten Riesenbärenklau oder den japanischen Staudenknöterich.

Gleichzeitig düngen ihre Ausscheidungen den Boden. Die Herde stand etwa schon auf der Obstwiese der Brennerei Sonnenschein oder am Biotop an der Feldstraße in Herbede - und seit letztem Jahr auch auf dem riesigen Lärmschutzwall des Amazon-Logistikzentrums an der Brauckstraße.

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Jeden Tag ist Schäfer Max Nelle, der eigentlich Architektur studiert hat, bei seinen Schafen und Ziegen. Dabei untersucht er etwa regelmäßig ihre Klauen. „Denn sie sind der Übergabepunkt für Bakterien.“ Wundgescheuerte Stellen müssen zeitnah behandelt werden. Meist reiche da aber schon eine Desinfektion.

Dennoch würden sich manche Erkrankungen nicht vermeiden lassen. „Es gibt Krankheiten, die gehören dazu, aber man kann sie gut kontrollieren.“ Zum Beispiel Würmer. Hier würden manche Tiere aber auch resistent gegen die Medikamente werden.

Schäfer Max Nelle (32) umringt von seiner Herde aus Schafen und Ziegen.
Schäfer Max Nelle (32) umringt von seiner Herde aus Schafen und Ziegen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

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Keine zu emotionale Bindung zu den Tieren

Bei zwei bis drei Tieren sei das aktuell der Fall, bedauert Nelle. Das sei ein großes Problem. Denn durch ihr Kranksein erhöhten sie den „Druck“ auf die ganze Herde. Es besteht ständig die Gefahr, dass sich andere Tiere neu anstecken. Deshalb müsse er die betroffenen Schafe bald herausnehmen – also schlachten lassen.

Lämmchen-Alarm auf Hof Hohenstein

Lämmchenzeit bei Schäfer Max Nelle (32). Besuch auf der Weide in Witten am Freitag den 22.03.2024.   Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services
Lämmchenzeit bei Schäfer Max Nelle (32). Besuch auf der Weide in Witten am Freitag den 22.03.2024. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich
Lämmchenzeit bei Schäfer Max Nelle (32). Besuch auf der Weide in Witten am Freitag den 22.03.2024.   Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services
Lämmchenzeit bei Schäfer Max Nelle (32). Besuch auf der Weide in Witten am Freitag den 22.03.2024. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich
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Lämmchenzeit bei Schäfer Max Nelle (32). Besuch auf der Weide in Witten am Freitag den 22.03.2024. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich
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Lämmchenzeit bei Schäfer Max Nelle (32). Besuch auf der Weide in Witten am Freitag den 22.03.2024. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich
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Eine zu emotionale Bindung dürfe man zu den Tieren nicht aufbauen, sagt Nelle. „Schließlich sind wir auch ein Wirtschaftsbetrieb.“ Er könne die Tiere auch nicht bis zu ihrem natürlichen Lebensende behalten, sondern müsse sie dann aus der Herde nehmen, wenn das Fleisch noch verwertbar sei. Die Tiere seien mit etwa sechs, sieben Jahren auch nicht mehr so robust wie zuvor und anfälliger für Krankheiten.

Großer Respekt vorm Schlachten

Doch vor dem Akt des Schlachtens habe er größten Respekt. Der Moment davor sei nicht schön. Aktuell begleitet der Wittener seine Tiere zu einer Schäferei in Dortmund, wo sie dann getötet werden. Max Nelle würde gerne auch selbst schlachten, weil er dann „viel mehr Einfluss“ auf den Ablauf hätte. Er hat die dazu erfordlichen Scheine auch bereits erworben. Doch die hohen bürokratischen Vorgaben halten ihn derzeit noch davon ab.

Die Rhönschafe erkennt man an ihrem unbewollten schwarzen Kopf. Sie sind eine der ältesten Landschafrassen.
Die Rhönschafe erkennt man an ihrem unbewollten schwarzen Kopf. Sie sind eine der ältesten Landschafrassen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Aktuell besteht die Herde vom Hof Hohenstein aus vielen verschiedenen Rassen: von den kleinen, dunkelgelockten Quessantschafen, die man auf den ersten Blick für Lämmchen hält, über Kamerunschafe bis hin zu den 70 Kilo schweren, großen Ziegen, eine Kreuzung aus Buren- und Waldziege. Doch den Großteil machen Moorschnucken und Rhönschafe aus. Auf diese Rassen will sich Nelle künftig auch konzentrieren. Ihr Vorteil: Sie können im Jahr zweimal Nachwuchs zur Welt bringen.

Noch lassen die Rhönschaf-Lämmchen aber auf sich warten. Beim Besuch der WAZ vor den Osterferien war noch keines geboren. Doch Schäfer Nelle rechnet in diesen Tagen damit. Die Mutterschafe meistern die Geburt ganz allein. Nur sehr selten muss der Mensch dabei eingreifen. Begrüßt wird das Neugeborene dann von der ganzen Herde. Nelle: „Das sind ganz neugierige Tiere. Wenn ein Lamm geboren wird, kommen alle einmal vorbei und schauen sich das an.“

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