Witten. Vor einem Müllcontainer in Witten-Annen ist ein ausgeweidetes Schaf abgelegt worden. Es ist bereits der zweite Fall dieser Art.
Grausiger Fund am Montagmorgen (4.3.): Ein Anwohner hat an der Schleiermacherstraße in Witten ein totes Schaf entdeckt – oder das, was von ihm übrig war. Das Tier lag vor den Altpapiercontainern an der Ecke Wilhelm-Düchting-Straße unweit des Rheinischen Esels. Im Dezember war an gleicher Stelle bereits einmal ein totes Schaf gefunden worden.
Eigentlich wollte der 73-Jährige an dem Containerstellplatz sein Altpapier entsorgen. Als er dort eintraf, seien bereits fünf Mitarbeiter des Betriebsamtes vor Ort gewesen. Sie hätten ihn zunächst aufgefordert, wegen des Geruchs nicht näherzukommen. Der Anwohner tat es trotzdem und erblickte das Tier, das kaum noch als solches zu erkennen war.
Tierkörper wurde wie ein Paket verschnürt
Teils blutverschmiert, verdreht und mit blauen Bändern wie zu einem Paket zusammengeschnürt, lag der Körper vor einem der Abfallcontainer. Obenauf der Unterkieferknochen des Schafes. Daneben zwei Plastiktüten. „Voller Innereien“, sagt der Anwohner. Er schätzt, dass die Überreste des Tieres dort wohl schon seit mindestens Sonntag gelegen haben müssen – dem Geruch nach zu urteilen. „Das arme Tier“, zeigt sich der Annener schockiert. „Ich finde es ganz schlimm, dass Menschen so brutal sein können.“
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Am Nikolaustag 2023, also fast genau vor drei Monaten, hatte derselbe Mann schon einmal ein totes Schaf gefunden. Ebenfalls vor den Containern an der Schleiermacherstraße. Blutverschmiert ragte damals der Kopf des Tieres aus einem blauen Müllsack, der vor dem Altpapiercontainer abgelegt worden war. Der Annener erstattete Anzeige bei der Polizei, diese ermittelte wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Verfahren eingestellt
Doch mittlerweile ist das Verfahren eingestellt. „Es haben sich keinerlei Hinweise auf Täter oder Halter ergeben“, sagt Polizeisprecher Marco Bischoff. Eine Befragung der hiesigen Schäfer habe zudem ergeben, dass niemand ein Tier vermisste. Weitere Spuren seien nicht vorhanden gewesen, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Generell sei ein solcher Fall rechtlich schwierig, so Marco Bischoff von der Polizei weiter. Ein entsorgtes Tier falle nicht unbedingt unter das Tierschutzgesetz, sondern könnte auch ein Verstoß gegen die Abfallverordnung sein.
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Woher die beiden toten Schafe stammen, ist völlig unklar. Normalerweise, sagt der Wittener Schäfer Max Nelle vom Hohenstein, könne man die Tiere anhand ihrer Ohrmarke zurückverfolgen. Denn Schafe müssen gemeldet und gekennzeichnet werden. Das gilt nicht nur für landwirtschaftliche Betriebe. Auch Menschen, die privat Nutztiere wie Schafe oder Ziegen halten möchten, müssen diese bei der Tierseuchenkasse der Landwirtschaftskammer NRW melden. Zudem müssen Schafe spätestens im Alter von neun Monaten, in jedem Fall jedoch vor dem Verlassen des Geburtsbetriebes, eine Ohrmarke erhalten. Im Normalfall ruft der Tierhalter dann beim Tod eines Tieres den Abdecker.
In Witten sind 587 Schafe gemeldet
Ob das nun gefundene Tier mit einer solchen Marke gekennzeichnet war, ob sie entfernt wurde oder das Tier vielleicht auch nie gemeldet war, ist bislang nicht bekannt. Der Polizei liegen derzeit keinerlei Kenntnisse über den Fall vor, er ist bei ihr noch nicht einmal gemeldet. Der Wittener Anwohner hat dieses Mal von einer Anzeige bei der Polizei abgesehen. „Es ist ja sinnlos“, zeigt sich der Mann frustriert.
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Die Stadt bestätigt auf Anfrage den Fund des Kadavers. Mitarbeiter der Abfallversorgung hätten ihn auf ihrer regulären Tour entdeckt und dem Ordnungsamt gemeldet. Für die Verwaltung sei der Fall aber zunächst eine Ordnungswidrigkeit im Bereich widerrechtliche Abfallablagerung, so Stadtsprecherin Lena Kücük. Dass die Stadt im Nachgang aktiv wird, ist daher sehr unwahrscheinlich.
Zuständig für die Entsorgung von Tierkörpern ist der EN-Kreis, der dazu mit einer Spezialfirma kooperiert. Sollte es bei dem nun gefundenen Tier Anzeichen einer Misshandlung geben, könnte das Veterinäramt des Kreises aktiv werden. Doch dafür brauche man auch Hinweise aus der Bevölkerung, sagt ein Kreissprecher. Da dies schon der zweite Fall an dieser Stelle ist, werden Anwohnerinnen und Anwohner gebeten, künftig wachsam zu sein und genauer hinzuschauen. In Witten sind insgesamt 109 Schafhalter gemeldet, sie versorgen 587 Tiere.
>>> Hinweise auf die Herkunft des getöteten Schafes und seinen Halter nimmt das Veterinäramt entgegen. Mail an vet.amt@en-kreis.de
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