Witten. Lange hat der Naturhof Witten in der Region eine neue Bleibe gesucht. Nun zieht die Familie und ihre Schafsherde an den Niederrhein.
Fast ein Jahr lang haben sie nach einem neuen, größeren Zuhause in Witten oder der Region gesucht. Nun steht fest: Der Naturhof Witten zieht aus der Ruhrstadt weg. Nach Kevelaer am Niederrhein. Ende des Monats soll es schon soweit sein. Bis dahin wartet auf Dunja Berendsen und ihre Familie noch viel Arbeit.
Denn schließlich will so ein Umzug gut geplant sein. Vor allem, wenn auch eine große Schafsherde in die rund 100 Kilometer entfernte Stadt umsiedeln soll. Hühner, Laufenten, Katzen und Hunde sind auch dabei. „Wir haben so viele Listen, der schiere Umfang macht es schwierig“, sagt die Schäferin. Aktuell steht die Renovierung des neuen Wohnhauses an. Die Familie pendelt fast täglich zwischen Durchholz und dem Willemshof, einem ehemaligen Milchbetrieb, der seit Jahren nicht mehr als solcher genutzt wird.
Aus dem Naturhof Witten wird der Naturhof Kevelaer
„Wir sind alle voller Vorfreude“, sagt Dunja Berendsen. Der neue Hof sei „eine Riesenchance für die Kinder, eine Zukunftsvision“. Denn der 15-jährige Lennart und seine Schwester Marla (12) wollen beide in den Familienbetrieb einsteigen. „Hier können wir nicht strukturiert Landwirtschaft betreiben“, sagt Lennart. Die Größe des jetzigen Naturhofs in Witten eigne sich eher, wenn man hobbymäßig eine kleine Schafherde oder ein paar Ponys halten wolle. „Wir sind hier einfach rausgewachsen“, sagt seine Mutter.
Gerne wäre die vierköpfige Familie in der Ruhrstadt geblieben. Doch es fand sich nichts Passendes. „Das Schlimme ist, dass es in der Region viele leerstehende Höfe gibt“, sagt die Schäferin. Aber die Eigentümer würden sie lieber verfallen lassen als zu verkaufen, um sie später in Bauland umzuwandeln. Nun aber überwiegt die Freude, eine neue Bleibe gefunden zu haben. „Du musst positiv sein und an alles glauben, was du tust“, sagt Dunja Berendsen.
Tiertransporter bringt Schafherde an den Niederrhein
Nach und nach schafft die Familie bereits Kisten und Kartons an den Niederrhein. Auch die Scheunen und Weiden dort wollen für die Ankunft ihrer neuen Bewohner vorbereitet sein. Erst am Umzugstag selbst sind dann die Tiere an der Reihe. Für den Umzug der rund 130 Schafe beauftragen die Berendsens einen Tiertransporter. „Die Hühner, Enten und Hunde müssen mit uns in den Pick-up.“
Hofladen in Durchholz ist noch geöffnet
Der Hofladen des Naturhofes ist noch bis voraussichtlich Ende Juli am aktuellen Standort (Durchholzer Str. 73) geöffnet. Besucher können aber wegen des Umzugs nur noch samstags von 10 bis 14 Uhr im Sortiment stöbern. Auch der Online-Shop auf www.produkte-vom-schaf.de läuft weiter. „Der muss uns jetzt über den Sommer bringen“, sagt Berendsen.
Für den neuen Hof in Kevelaer sind schon einige Veranstaltungen geplant. Etwa ein Hoffest zur Einweihung oder Adventskranzbinden. Ganz verloren sind die Berendsens für Wittener aber nicht: Auf dem neuen Grundstück ist auch Platz für Campingwägen. Wer möchte, könnte also künftig seine Ferien auf dem Naturhof Kevelaer verbringen.
Zuvor gibt es aber noch viel Papierkram zu erledigen. „Wir müssen alles umnutzen, dazu Anträge schreiben. Das ist ganz viel Bürokratie“, sagt Dunja Berendsen. So soll etwa aus der kleinsten der vier Scheunen der neue Hofladen werden. Später soll daran angeschlossen auch noch ein Hofcafé entstehen. „Wir haben dort unfassbar viele Möglichkeiten zu wachsen“, strahlt die 50-Jährige.
Neuer Hof umfasst zehn Hektar
Zehn Hektar umfasst der neue Hof der Berendsens – genug Weidefläche für die Schafe und um selbst das Heu für die Wintermonate herstellen zu können. Trotzdem möchte die Schäferin ihre Tiere auch weiterhin in der Landschaftspflege einsetzen. Denn der Naturschutz ist einer ihrer Antriebe für die Arbeit mit den Schafen. „Das liegt mir am Herzen. Ich möchte dort wieder mit Naturschutzvereinen zusammenarbeiten.“
Geplant ist auch, eine Milchküche einzurichten. Die Herde soll um Milchschafe vergrößert werden. „Ich hab richtig Lust auf gute Lebensmittel, auf Schafsmilchprodukte“, sagt Dunja Berendsen. Diese will sie am neuen Standort selbst herstellen – mit einer Geschäftspartnerin und Töchterchen Marla, die sich schon besonders aufs Käsemachen freut. Und auf die alten Scheunen des Willemshofes. „Weil dort Schwalben nisten.“