Witten. Die Brücke am Erlenweg in Witten-Annen bekommt ein Notgerüst. Warum ein Anwohner darüber alles andere als glücklich ist.
Eigentlich ist es nur eine kleine Fußgänger- und Radbrücke, die im Wittener Stadtteil Annen zwei Straßen über die Bahngleise hinweg miteinander verbindet. Doch weil die Brücke zwischen dem Gewerbegebiet mit Lidl und Netto an der Westfalenstraße und dem Wohngebiet auf der anderen Seite der Gleise marode ist, lässt die Stadt dort derzeit ein Notgerüst aufstellen. Und das sorgt bei Anwohnern für sehr großen Ärger.
„Das macht uns schon richtig krank, psychisch“, sagt Hannelore Koß. Die 70-Jährige und ihr Lebensgefährte Ernst Wolf leben schon seit 30 Jahren gemeinsam in der Goethestraße 23. Um dorthin zu gelangen, müssen Besucher die kleine Goethestraße bis zum Ende kurz vor den Gleisen durchfahren und dann nach links in die rund 120 Meter lange Einfahrt von Koß und Wolf abbiegen, die parallel zu den Bahnschienen verläuft.
Anwohner monieren fehlenden Wendehammer und kaputte Reifen
Und hier beginnt das Problem. Denn durch die Gerüste, die dort bereits stehen, ist der Platz am Ende der Goethestraße kleiner geworden. „Früher war das ein Wendehammer, heute kann da kein normales Fahrzeug mehr drehen“, ärgert sich Ernst Wolf. Sorge bereitet ihm das vor allem im Hinblick auf die 96-jährige Schwiegermutter, die mit im Haus lebt, oder falls es einmal brennen sollte. Denn ein Rettungswagen müsste dann einen guten Teil des Weges rückwärts zurücklegen.
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Die Sackgasse am Ende der Goethestraße, unterhalb der Brücke, war schon lange eine schmuddelige Ecke. „Aber seit das Gerüst da ist, ist es noch viel schlimmer geworden“, klagt Wolf. So komme etwa seitdem die Straßenreinigung nicht mehr. Auch bei unserem Besuch liegen Scherben und Müll mitten auf der Straße und Baumaterialien herum. Möchte man mit dem Auto auf das Grundstück des 83-Jährigen fahren, muss man daran vorbei – oder darüber - fahren. „Wir haben damit immer Ärger, auch die Autoreifen waren schon kaputt“, schimpft Wolf.
Arbeiten auf Privatgrundstück ohne vorherige Information
Doch die Aufregung über das Notgerüst geht noch weiter zurück. Anfang Oktober 2023 bemerkten Koß und Wolf „Schmierereien“ in ihrer Auffahrt. Was das Paar zunächst für Graffiti hielt, stellte sich kurze Zeit später als Markierung der Stadt heraus. Hier sollten die Pflastersteine, die der Hauseigentümer dort verlegt hat, entfernt werden, um das Fundament für einen der Gerüsttürme zu gießen. „Uns hatte aber niemand gefragt oder informiert“, sagt der Rentner.
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Das Paar nahm sich einen Anwalt und stoppte so die Arbeiten auf ihrem Grundstück. Die Stadt änderte daraufhin ihre Pläne, das Fundament ist nun einen halben Meter weiter entstanden – auf öffentlichem Grund und Boden. Die breite Zufahrt zum Haus Nr. 23 wird dadurch etwas schmaler. Feuerwehrfahrzeuge würden dort aber durchpassen, versichert die Stadt.
Neubau scheitert an Geld und Personal
Man verstehe den Ärger über die mangelnde Kommunikation zu Beginn der Sicherungsmaßnahme, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Angesichts des öffentlichen Interesses an der Brückensicherung halte man die anderen Einschränkungen für die Anwohner aber für verhältnismäßig. Die Stadt bezieht sich dabei auf die nun weniger „komfortable Nutzung“ der Zufahrt.
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Schon seit einer Prüfung 2021 ist klar, dass die Brücke am Erlenweg marode ist. Noch Anfang 2023 plante man im Rathaus mit einem zeitnahen Neubau. Für die Übergangszeit sollte das Notgerüst verhindern, dass die Brücke auf die Gleise stürzen könnte. Doch die neue Brücke wird in der aktuellen Haushaltssituation noch einige Zeit auf sich warten lassen. Denn der Stadt fehle das nötige Geld und Personal, so die Stadt Anfang Januar.
Genau das ist auch die Sorge von Hannelore Koß: „Wenn das Ding einmal steht, bleibt es für immer“, sagt die Seniorin – und damit ihre verengte und verschandelte Einfahrt. Sie hätte dafür dann gerne eine Entschädigung.
Noch sind aber nicht einmal alle Gerüsttürme aufgestellt, zwei fehlen noch immer. Es habe in den Absprachen zwischen Stadt und Firma „wesentliche Zeitverluste“ vergeben, vieles sei auf beiden Seiten nicht optimal gelaufen, räumt Kücük ein. Die weiteren Stütztürme seien nun aber „in der Mache“. Sind diese Konstruktionen fertig, soll der Mittelteil über die Schienen gebaut werden - im April, nach den Osterferien. Dafür müssen die Handwerker dann nachts anrücken und bei der Bahn Sperrungen beantragt werden. Die Sicherungsmaßnahme kostet die Stadt mindestens 300.000 Euro.
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