Witten. Als Putin vor zwei Jahren die Ukraine angriff, schossen die Energiepreise in die Höhe. Eine Folge: In Wittener Bädern wurde es kälter. Und heute?

„Wie warm findet ihr es in den Wittener Hallenbädern?“ Diese Frage hat die Wittener WAZ den Nutzern bei Facebook gestellt. Die Antworten lassen kaum Zweifel. Vielen ist es offenbar zu kalt, gerade Eltern mit Kindern. Ist Putin schuld?

Tatsächlich wurde die Heizung in den beiden Hallenbädern und vier Lehrschwimmbecken heruntergedreht, nachdem der Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hatte, Gas knapper wude und die Energiepreise in die Höhe geschnellt waren. Vor dem Krieg herrschte in den Hallenbädern Vormholz und Annen noch eine Wassertemperatur von 29 Grad. Außerdem gab es einen Warmbadetag mit 30 Grad.

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Ab Mai 2022 senkte der heimische Energieversorger die Temperatur auf 27 Grad - und der gerade bei Rentnern und Eltern von Kleinkindern beliebte Warmbadetag war fortan Geschichte. Obwohl die Energiepreise inzwischen fast wieder auf Normalniveau liegen, „ist momentan keine Wiedereinführung des Warmbadetags vorgesehen“, teilt Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla mit.

Ab August 2022 ging es mit den Temperaturen sogar noch weiter bergab - runter auf sportliche 25 Grad. Bibber! Laut Stadtwerken galt die Faustregel: „Ein Grad weniger reduziert den Energieverbrauch in den Hallenbädern ungefähr um fünf Prozent.“

Temperaturen in Wittener Bädern seit einem Jahr wieder höher

Seit dem zweiten Kriegsjahr, also seit Februar 2023, werden wieder „mindestens“ 27 Grad in den Hallenbädern erreicht, so die Stadtwerke, die im Zuge der damaligen Temperaturerhöhung auf gut gefüllte Erdgasspeicher aufgrund der milden Witterung verwiesen. Kukla zur aktuellen Lage in den Bädern: „Wir messen die Temperatur mehrmals täglich.“ Je nach Sonneneinstrahlung und Besucheranzahl erhöhe sie sich auf 29 Grad, „in der Spitze sogar auf 30 Grad“. Das scheint die Badegäste aber nicht wirklich zu erwärmen.

Stadtmeisterschaften im Hallenbad Witten-Herbede: Für Sportschwimmer scheint die Wassertemperatur genau richtig zu sein.
Stadtmeisterschaften im Hallenbad Witten-Herbede: Für Sportschwimmer scheint die Wassertemperatur genau richtig zu sein. © Funke Foto Services | Biene Hagel

„In Vormholz ist es leider zu kalt“, schreibt Lia Weber auf Facebook. Und Sabine Sandra Koscholl ergänzt: „Meine Kinder frieren nach wie vor.“ Maren Weber: „Wir waren immer gerne in Vormholz. Jetzt im Moment ist es uns zu kalt mit Kind.“ Lena Linnemann berichtet vom Schwimmkurs in dem Herbeder Hallenbad: „Leider ist es in den Wintermonaten viel zu kalt. Die Kinder frieren, werden schneller krank.“ Und wie ist die Situation in den vier städtischen Lehrschwimmbecken?

Das sagen die Schwimmvereine

Für die ganz kleinen Kinder sei das Wasser in den Hallenbädern und Lehrschwimmbecken etwas zu kalt, sagt Stefan Cohaupt (39) vom PV Triathlon TG Witten. An diesem Freitag gibt er zum Beispiel wieder Schwimmkurse in der Pferdebachschule. Die Wassertemperatur in den Bädern liege bei 27, 28 Grad. Der Schwimmverband empfehle für Kinder 29. „Gerade die Kinder im Anfängerkurs stehen auch noch viel. Da wären ein, zwei Grad mehr wünschenswert.“

Bei Jugendlichen und Erwachsenen hält Cohaupt die Wassertemperatur für ausreichend. Leistungsschwimmern sei es manchmal vielleicht sogar schon zu warm. Eltern von kleinen, zierlichen Kindern rät er zu einem Kälteschutzanzug, den es schon für 20 Euro gebe.

Dort sind die Wassertemperaturen laut Stadt seit Februar 2023 „auf 28 Grad eingestellt“. Während der Energiekrise lagen sie bei 26 Grad, jener Temperatur, die im Sommer offiziell im Schwimmerbecken im Freibad gilt.

Poolparty in den Herbstferien im Hallenbad Witten-Annen: Wenn man sich viel bewegt, wird einem nicht so schnell kalt.
Poolparty in den Herbstferien im Hallenbad Witten-Annen: Wenn man sich viel bewegt, wird einem nicht so schnell kalt. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Wenn Annen demnächst ein neues Hallenbad bekommt, könnte es dort zumindest im neu geplanten Lehrschwimm- und Kleinkindbecken noch ein bisschen wärmer werden. „Wir sind uns bewusst, dass unsere jungen Badegäste für diese beiden Becken wärmere Temperaturen als im großen Schwimmerbecken sicherlich befürworten“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kukla.

Am alten Hallenbad in Annen treffen wir nachmittags einen Vater aus der Ukraine, der gerade mit seiner Frau und seinen Kindern aus dem Schwimmbad kommt. Wie das Wasser gewesen sei? „Komfortabel“, sagt der Mann Mitte 40. Auch die Kinder scheinen nicht gefroren zu haben. Ein junger Deutscher, der 50 Minuten geschwommen ist, sagt: „Wenn man sich einmal dran gewöhnt hat, ist es okay.“ Fazit: Man muss in Bewegung bleiben, sonst wird einem schnell kalt.

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