Witten. Strom bieten die Stadtwerke Witten bereits billiger an. Jetzt senken sie auch die Gaspreise. Mit welcher Ersparnis die Kunden rechnen können.
Gut ein Jahr ist es her, dass die Gaspreise wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine explodierten. Doch inzwischen hat sich die Lage auf den Energiemärkten wieder deutlich entspannt. Die Preise purzeln. Bei den Verbrauchern kommt davon allerdings nicht so viel an.
Die Stadtwerke wollen den Gaspreis in der Grundversorgung zum 1. August um rund ein Drittel senken. Die Ersparnis der Kunden fällt allerdings geringer aus, es sind zwischen sieben und neun Prozent. Wie kann das sein?
Um die Haushalte finanziell zu schonen, hatte der Gesetzgeber zum 1. März die Energiepreisbremse eingeführt, die rückwirkend seit Jahresbeginn gilt. Folge ist ein Preisdeckel, beim Gas zwölf Cent, beim Strom 40. Alles was darüberliegt, übernimmt für 80 Prozent des Verbrauchs der der Bund. Für die übrigen 20 Prozent muss der Kunde den vollen Preis zahlen.
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Verbraucher sparen zwischen sieben und neun Prozent
Der heimische Versorger verringert nun den Arbeitspreis für Gas pro Kilowattstunde (kWh) von 19,7 auf 13,9 Cent. Damit liegt der Tarif nur noch knapp über dem Preisdeckel von zwölf Cent. In der Endabrechnung schlägt diese Absenkung aber für 80 Prozent des Verbrauchs nicht zu Buche. Der Kunde zahlt derzeit zwölf Cent und dabei bleibt es auch nach dem 1. August. Die Entlastung bekommt er „nur“ bei den 20 Prozent zu spüren, für die kein Preisdeckel gilt.
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Die Stadtwerke haben einmal durchgerechnet, was das für die Kunden in den unterschiedlichen Tarifen der Grundversorgung bedeutet. Wenn jemand rund 1000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, zahlt er – die Preisbremse berücksichtigt – derzeit noch 178,55 Euro. Künftig sind es mit 167,35 Euro etwa 6,4 Prozent weniger. Anderes Beispiel: Ein Haushalt kommt auf rund 13.000 kWh im Jahr und zahlt 1940 Euro. Demnächst sind es dann 1791,50 Euro. Die Ersparnis liegt bei etwa 7,7 Prozent.
Strompreis bereits zum 1. Mai gesenkt
Den Arbeitspreis pro Kilowattstunde (kWh) Strom haben die Stadtwerke bereits zum 1. Mai von 47 auf 42 Euro gesenkt.
Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 2500 kWh muss demnach knapp 30 Euro weniger im Jahr zahlen, statt 1164,75 Euro 1138,70.
Insgesamt sind es rund 5400 Haushalte, die bei den Stadtwerken in der Grundversorgung unter Vertrag sind, den sie kurzfristig kündigen können. Und genau für diese Kunden gilt die Absenkung. Für die Verbraucher, die mit dem Versorger einen Laufzeitvertrag abgeschlossen haben, über ein Jahr oder zwei Jahre, bleibt der Bezugspreis gleich. Vertriebschef Markus Borgiel betont jedoch, dass der Tarif dort noch niedriger liegt und 11,86 Cent beträgt.
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Ein großer Teil der Kunden schließt Laufzeitverträge ab
Aufgrund solcher Konditionen sei ein großer Teil der Kunden von der Grundversorgung auf Laufzeitverträge umgestiegen. Deren Zahl liege derzeit bei rund 14.400. Vor mehr als einem Jahr sei das Verhältnis von Grundversorgungs- und Laufzeitverträgen nahezu umgekehrt gewesen. „Die Bürger schauen beim Wechsel aber nicht nur auf den Preis allein, sondern achten vor allem auch auf eine länger währende Preisgarantie“, betont Borgiel.
Für die Stadtwerke sei es von Vorteil, wenn sich Kunden längerfristig an den Versorger binden. „Das verschafft uns eine größere Planungssicherheit. Wir können die erforderlichen Energiemengen frühzeitig und damit auch deutlich preiswerter einkaufen.“ Als Kunden etwa zu Beginn des vergangenen Jahres scharenweise in die Grundversorgung der Stadtwerke rutschten, weil ihr Anbieter, zum Beispiel gas.de, nicht mehr lieferte, habe man auf den aktuellen Märkten die Energie nur für teures Geld bekommen, so Borgiel. Daran habe sich bis heute nichts verändert, betont der Vertriebschef. Für Einkäufe im Tagesgeschäft müssten die Stadtwerke erheblich mehr Geld zahlen.
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