Witten. Kim Bremer (38) leitet die Brenschenschule in Witten, Heike Wellner (54) die Dorfschule. Beide brennen für ihren Beruf - obwohl er stressig ist.
Zwei Leitungsstellen an den 17 Wittener Grundschulen sind aktuell unbesetzt. Doch es gibt auch einige Schulen, die sich im vergangenen Jahr über neue Rektorinnen und Rektoren freuen konnten - allen Unkenrufen zum Trotz. Denn der Job ist stressig und beileibe kein Zuckerschlecken, sind sich alle einig.
So hat kürzlich mit Kevin Mróz die Hüllbergschule in Annen einen neuen Schulleiter bekommen. Auch Nicole Olschewski leitet die Gerichtsschule in der Innenstadt erst seit einigen Monaten. Heike Wellner ist seit August als Rektorin an der Dorfschule in Heven im Einsatz, Kollegin Kim Bremer seit Mai an der Brenschenschule in Bommern. Beide waren zuvor bereits als Konrektorinnen tätig.
Doch warum übernehmen Pädagoginnen freiwillig solch einen Posten? Die Bezahlung - bekanntlich nur wenig höher als das Gehalt einer Grundschullehrerin ohne Leitungsposition - ist jedenfalls nicht der Grund. „Ich habe mich auf die Stelle der Rektorin beworben, weil ich die Vision habe, einen Wohlfühlort zu schaffen“, sagt Kim Bremer. Dafür nimmt die 38-Jährige auch Abstriche in Kauf.
Zwar hänge ihr Herz daran, eine eigene Klasse zu haben. „Aber das schaffe ich gerade nicht.“ Planung, Organisation und andere Verwaltungsaufgaben beanspruchen viel Zeit. Dennoch will Kim Bremer ihren Traum verwirklichen: „Bei uns soll das individuelle Lernen im Vordergrund stehen.“ Alle 299 Kinder der Brenschenschule sollen die Chance auf eine erfolgreiche Bildungsbiografie haben.
Mit einem engagierten Team im Rücken sei das zu schaffen, glaubt die Rektorin. „Wir diagnostizieren immer wieder, was der oder die Einzelne kann.“ So sei es beispielsweise wenig sinnvoll, ein Kind zig Mal die Ziffer 2 schreiben zu lassen, wenn es das schon drauf hat - und umgekehrt.
- Schulleiter gesucht: So viele Posten sind in Witten frei
- Ein Mann führt nun die Hüllbergschule
- Rektorin der Hellwegschule: Beim Abschied fließen die Tränen
Heike Wellner gehört seit gut 14 Jahren zur Leitung der Dorfschule. 2010 wurde sie Konrektorin, im August 2021 kommissarische Leiterin und zwei Jahre später Rektorin. Seit Anfang Februar steht ihr mit Nina Wiemer eine Konrektorin zur Seite. „Trotz der Belastung ist es eine sehr vielfältige und facettenreiche Aufgabe. Das hat mich gereizt“, sagt die 54-jährige Wellner.
Zum einen wolle sie weiterführen, was ihre Vorgängerin angestoßen hat. „Wir waren die erste Kinderrechts-Schule in Witten.“ Das Erlernen von Sozialkompetenzen und ein Umfeld zum Wohlfühlen seien schon immer wichtige Faktoren gewesen.
Doch Heike Wellner hat auch neue Schwerpunkte im Sinn. „Wir haben uns Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben.“ Bald soll dazu eine Projektwoche mit den rund 220 Dorfschülerinnen und -schülern stattfinden. Weil das Thema Lesen das Steckenpferd der Rektorin ist, wird außerdem gerade die Schulbücherei umgestaltet und mit neuem Lesestoff bestückt.
Dass an Grundschulen bis zu 30 Kinder in einer Klasse sein dürfen, empfinde sie zwar durchaus als Herausforderung. Aber darüber zu klagen, das liegt Heike Wellner fern.
+++ Familien-Newsletter: Keine Freizeittipps mehr verpassen! +++