Witten. Was bringt der Schulsozialindex? Und wie fühlt sich eine Schule, die ganz unten auf der Liste landet? Zwei Wittener Lehrerinnen kommen zu Wort.
Was bringt der Schulsozialindex? Und wie fühlt man sich als Schule, die ganz unten auf der Liste landet? Zwei Grundschullehrerinnen aus Witten erklären, wie sie das sehen. Beide bewerten die von der Ruhr-Uni im Auftrag des Landes NRW entwickelte Übersicht als gutes Mittel, um zu zeigen, welche Schulen vor besonders großen sozialen Herausforderungen stehen - und deshalb mehr Hilfe benötigen.
Auch das Schulministerium selbst betont ausdrücklich: „Der Schulsozialindex ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit und ausdrücklich kein Instrument, um die an Schulen geleistete pädagogische Arbeit zu bewerten.“ Er wurde 2020 erstmals erstellt und im vergangenen Jahr aktualisiert. „Uns hilft das weiter - in Richtung Chancengleichheit“, sagt Nicole Olschewski.
70 Prozent der Wittener Gerichtsschüler haben Migrationshintergund
Sie leitet die Gerichtsschule, die zuerst mit einer 7 bewertet wurde und dann durch eine Änderung des Verfahrens als besonders belastete NRW-Schule gleich in Kategorie 9 eingeteilt wurde. 180 Kinder besuchen die Grundschule in der Innenstadt, rund 70 Prozent von ihnen haben einen Migrationshintergrund, sagt die Rektorin. Ihre Startvoraussetzungen sind deshalb laut Index schlechter. Mehr Lehrerstellen und Fördermittel sollen helfen, dies zu ändern.
Tatsächlich habe die Schule schon positive Auswirkungen zu spüren bekommen. Beim Programm „Aufholen nach Corona“ habe man mehr Geld erhalten. Auch für das Aktionsprogramm „Integration“, das sich vor allem an Flüchtlingskinder richtete, gab‘s einen hohen Betrag.
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„Wir haben zum Beispiel einen Ausflug zum Schauspielhaus Bochum gemacht und ein Programm zur Lesemotivationsförderung angeschafft“, sagt Nicole Olschewski. Jedes Kind verfügt über einen eigenen Zugang und kann sich darüber Bücher in unterschiedlichen Sprachen vorlesen lassen oder selber lesen. „Auch in seiner Muttersprache.“ Denn wer die gut beherrscht, werde auch in der deutschen Sprache gefestigt.
Nicht zuletzt sei die Gerichtsschule schon komplett mit iPads ausgestattet. Auch mit Lehrkräften sei man gut versorgt. Es gebe außerdem zwei Schulpädagoginnen in Vollzeit sowie eine mit neun Stunden. Ab Montag beginnt eine neue Schulsozialarbeiterin ihren Dienst - auch sie mit einer vollen Stelle.
Wittens Grundschulsprecherin Dörthe Diefenbruch begrüßt, dass es mit dem Schulsozialindex ein Mittel gibt, das es Leitungen erlaubt zu sagen: „Seht her, mein Standort hat es schwerer. Deshalb brauche ich mehr Unterstützung.“ Denn vom Standort hänge es letztlich ab, ob eine Schule als Brennpunktschule gelte oder nicht. Diefenbruch: „Ich denke, dass auch Schulen mit einem schwächeren Index gute pädagogische Arbeit leisten.“
Natürlich bestehe die Gefahr, dass Eltern solch eine Liste wie einen Katalog betrachten, nach dem sie die vermeintlich beste Schule für ihr Kind auswählen. Doch diese Erfahrung habe man in Witten noch nicht gemacht. Auch die Rektorin der Gerichtsschule kennt keinen Fall, bei dem Eltern sie auf den Index angesprochen hätten.
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