Witten. Sie lebe seit zwei Jahren ohne funktionierende Heizung, klagt eine Mieterin aus Witten. Doch das ist nicht das einzige Problem in Haus.
18,2 Grad Celsius Raumtemperatur zeigt das Thermometer im Wohnzimmer. Dabei stehen die Heizkörper auf Stufe 5, sind aber nur lauwarm. Das soll keine Momentaufnahme, sondern Dauerzustand sein in einem Mehrfamilienhaus an der Oberstraße in Witten. So berichten es Bewohnerinnen und Bewohner, mit denen wir gesprochen haben.
Rund zwei Jahre gehe das nun schon so, sagt Linda Kaluzinska, die einzige Mieterin, die ihren Namen nennen möchte. Die 24-Jährige hat bereits gekündigt. Immer wieder komme zwar ein Handwerker, um die Heizung zu reparieren. Nach kurzer Zeit falle sie dann aber erneut aus. „Wir heizen mit Kerzen und dem Backofen.“ In ihrer Wohnung sind auch die Fenster in einem schlechten Zustand. Eins davon haben ihr Freund und sie deshalb mit Müllsäcken und Panzertape abgeklebt, um es notdürftig zu isolieren. „Sonst pfeift der Wind hier richtig durchs Zimmer.“
Feuchte Wände und Böden
Außerdem klagt die junge Frau über feuchte Wände und Böden. Ein Foto untermauert diese Aussage. Darauf zu sehen: ein Feuchtigkeitsmessgerät, das im Badezimmer unter den Fliesen einen Wert von 197 anzeigt. Zum Vergleich: Als trocken gilt ein Mauerwerk bei Werten zwischen 25 und 40. Und die Mängelliste geht noch weiter. So laufe etwa aus der Heizung in der Küche Wasser heraus, wenn es stark regne. „Der Vermieter weiß das alles“, sagt Linda Kaluzinska. Doch es tue sich nichts.
In dem Gebäude in der Wittener Innenstadt liegt noch mehr im Argen. Im Badezimmer einer anderen Wohnung hat die Decke mehrere große Risse und hängt an dieser Stelle nach unten durch. „Lange traue ich mich da nicht mehr rein“, sagt die dortige Bewohnerin. „Ich hab jedes Mal Angst, dass die runterkommt.“
Mieter rücken von getätigten Aussagen ab
In einer Erdgeschosswohnung sind in Bad und Küche orange-gelbliche Spuren an den Fliesen zu sehen. Wasser laufe hier in die Wohnung, das Flachdach darüber sei undicht, sagt Kaluzinska. Schon vor drei Jahren habe der Vermieter Abhilfe versprochen.
Nachdem wir die zuständige Hausverwaltung – zunächst am Telefon, dann schriftlich – um eine Stellungnahme zu den Gegebenheiten an der Oberstraße gebeten haben, schickten uns Bewohner einen Tag später eine E-Mail, in der sie von allem Gesagten und Gesehenen abrücken.
Dach wird oder wurde repariert?
Die Heizung funktioniere. Weder dringe Wasser in die Wohnung ein, noch sei das Dach undicht. „Der Dachschaden wurde nach der Meldung an den Vermieter umgehend repariert“, schreiben sie. Am selben Tag, rund zwei Stunden früher, erhielten wir auch die schriftliche Antwort des Vermieters. Darin heißt es: „Das Anbaudach im EG wird repariert, sobald die Witterung es zulässt.“ Was stimmt denn nun?
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Auch weitere unserer für ihn „weltanschaulich motivierten Fragen“ hat der Mann schriftlich beantwortet. Die Heizungsanlage wurde nach seinen Angaben 2020 neu installiert. Es handele sich um eine moderne Brennwerttechnologie. „Jede technische Installation kann Störungen aufweisen“, heißt es weiter. Ein Fachunternehmen in Witten habe die Anlage installiert und sei regelmäßig mit der Wartung beauftragt.
Vermieter will Anfrage zum Anlass nehmen, alle Mieter anzusprechen
Zu den Mängeln in der Wohnung von Linda Kaluzinska nimmt er hingegen keine Stellung. Dafür schreibt er: „Die Anregungen nehme ich zum Anlass, alle Mieter anzusprechen.“ Ihm liege daran, dass sich seine Mieter wohlfühlen. Jede Beeinträchtigung bedauere er.
Zur hier zuständigen Hausverwaltung gehören noch einige weitere Gebäude in Witten. Insgesamt will der Eigentümer sogar 350 Wohnungen vermieten. Laut Beschreibung auf der Homepage wurde das Haus an der Oberstraße 1983 kernsaniert „und danach fortlaufend modernisiert“. Es biete „moderne Wohneinheiten“. Bei unserem Besuch vor Ort war davon aber nichts zu sehen.
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