Witten. Was tun mit der Heizung? Ein Wittener Schornsteinfegermeister warnt vor Panik und voreiligen Entscheidungen. Beides sieht er derzeit oft.
Kaum ein Thema hat Hausbesitzer in den letzten Wochen mehr bewegt als das befürchtete Ende von Öl- und Gasheizungen. Wie berichtet, können sich auch in Witten die Installateure der Stadt vor Anfragen kaum retten. Von Verunsicherung und Panik bei seinen Kunden weiß auch Schornsteinfegermeister und Energieberater Uwe Bödeker zu berichten. Derzeit würden momentan auch viele unüberlegte, überstürzte Entscheidungen getroffen. Worauf Eigentümer aus Sicht des Experten achten sollten.
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„Das Schlimmste, das man jetzt machen kann, ist, einfach eine neue Gasheizung einzubauen“, sagt der 62-Jährige aus Rüdinghausen. Selbst intakte Heizungen würde manch ein Hausbesitzer derzeit austauschen lassen. Denn viele seien schlicht überfordert oder wollten sich nicht näher mit dem Thema beschäftigen, stattdessen soll lieber schnell eine neue Gasheizung her. „Die Leute wollen jetzt einfach dem 1.1.2024 zuvorkommen.“ Ab diesem Zeitpunkt, so sieht es die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes vor, sollen in Deutschland nur noch Heizungssysteme verbaut werden, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das Gesetz ist aber noch nicht verabschiedet. Jüngst erst hat der Bundesrat Änderungswünsche beschlossen. Auch deshalb rät Bödeker zu etwas mehr Gelassenheit.
Wittener Energieberater: „Niemand muss seine Heizung austauschen“
„Niemand muss seine Heizung austauschen, auch Reparaturen werden weiter möglich sein“, betont Jan Philipp Bellenberg, Sohn von Bödeker, ebenfalls Energieberater und Ingenieur für technische Gebäudeausrüstung. Einfach jetzt die Heizung auszutauschen, ohne auf die Eigenheiten des Gebäudes zu achten, sei der falsche Weg, so der 24-Jährige. Bei einem älteren Gebäude sei es nämlich am sinnvollsten, zuerst energetisch zu sanieren. Das senkt bekanntlich den Energiebedarf.
„Sonst hat man eine neue Heizung, aber auch weiterhin einen hohen Verbrauch“, sagt Bellenberg. Und wo es mit den Gaspreisen in Zukunft hingeht, weiß aktuell niemand. Oder man beginnt einige Jahre später mit Sanierungen, tauscht etwa die Fenster aus und dämmt das Dach – und hat dann eine Heizung im Keller, die den Heizbedarf deutlich übersteigt. Der umgekehrte Weg sei da besser: Erst ein Sanierungsfahrplan fürs Gebäude und am Ende die passende neue Heizungsanlage.
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Eigenheiten des Hauses beachten
Und auch andere Faktoren kommen hinzu, das wissen Vater Uwe und Sohn Jan Phillip aus eigener Erfahrung. Das Haus der Mutter beziehungsweise Großmutter wird seit letztem Jahr über eine Holzpelletheizung im Winter schön warm. Denn eine solche Anlage könne man auch mit hohen Vorlauftemperaturen betreiben und die vorhandenen Heizkörper beibehalten.
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Für sein eigenes Heim plant Bödeker aber eine Wärmepumpe. „Weil das Haus energetisch besser ist und große Heizkörper und zum Teil Fußbodenheizung hat.“ Aber auch, weil der Lagerraum im Keller für die Pellets fehlt. Bei seiner Mutter wurde einfach das alte Öl-Lager umgewandelt. Nun haben dort etwa fünf Tonnen Pellets Platz. „Für jedes Gebäude kann eine individuelle Lösung gefunden werden“, betont Bödeker.
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Die Regierung setze derzeit stark auf strombetriebene Alternativen, sagt Bödeker. „Aber ich frage mich, wo der ganze Strom herkommen soll.“ Auch die Infrastruktur sei dafür noch nicht vorhanden. Würde in seiner Straße in Rüdinghausen – gesäumt von Ein- und Zweifamilienhäusern –, jeder ein Elektroauto fahren und eine Wärmepumpe installieren, „dann müssen wir hier im Winter nicht mehr streuen, weil die Straße glüht.“
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