Witten. Der Wittener Jazzclub feiert 20-Jähriges. Mitstreiter erinnern sich an viele tolle Konzerte. Und einige ganz besondere (Überraschungs-)Gäste.
Als Bassist Michael Thomas 2002 die ersten Auftritte mit seiner eigenen Band im Café Fritz am Rathausplatz organisierte, hat er das sicher nicht geahnt: Aus den ersten Konzerten sind inzwischen 177 geworden. In diesem Jahr feiert der Wittener Jazzclub sein 20-jähriges Bestehen - und blickt auf viele bekannte Gäste zurück.
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Aus dem Café Fritz ist längst das Casa Cuba geworden, der Jazzclub ist hier aber immer noch zu Gast. Achtmal im Jahr lädt er am Sonntagabend zum Konzert in die Kneipe. Und die Gäste kommen gern: „Meistens ist es rappelvoll, die Leute drängen sich bis ganz hinten“, sagt Thomas, der nicht nur der Gründer des Jazzclubs ist, sondern bis heute auch sein erster Vorsitzender. Rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörer seien es durchschnittlich bestimmt. „Und wir hören von den Musikern immer wieder: Das Wittener Publikum ist besonders dankbar und sorgt für eine super Stimmung!“
Gäste kamen auch aus Köln, Holland und Belgien nach Witten
Dafür bekommt es im Gegenzug auch eine Menge geboten. Viele bekannte Jazzgrößen sind in den vergangenen 20 Jahren aufgetreten. „Die Bands kamen nicht nur aus dem Ruhrgebiet, sondern auch Belgien, den Niederlanden oder Köln“, so Thomas. Wobei ihn letzteres beinahe am meisten freut: „Köln ist das Jazz-Mekka. Wenn die Musiker von dort kommen, ist das quasi der Ritterschlag.“
Thomas und seine Mitstreiter erinnern sich gern zurück an Auftritte etwa von Saxophonist Uwe Plath, dem Leiter der Glen-Buschmann-Jazzakademie und Chef des „Domicils“ in Dortmund, oder an Konzerte des Gitarristen Jost Edelhoff. „Der hat hier mit vielen großartigen Musikern gespielt“, so der Club-Vorsitzende. Und mehr als das: Edelhoff, selbst ein Wittener, der ebenfalls Jazzreihen veranstaltet hat, habe durch seine Kontakte in der Szene den Club sehr gepusht.
Dian Pratiwi gab in Witten ihr Abschiedskonzert
Im Gedächtnis geblieben sind den Club-Mitgliedern auch andere Episoden aus den vergangenen 20 Jahren, etwa die Konzerte von Dian Pratiwi. „Sie war meines Erachtens die beste Jazzsängerin in Deutschland“, schwärmt Thomas. Anfang letzten Jahres gab sie im Casa Cuba ihr letztes Konzert - und kehrte dann in ihre Heimat Bali zurück. „Und einmal stand plötzlich Nippy Noya bei mir in der Wohnung“, erinnert sich Thomas. Ein anderer Musiker hatte den Perkussionisten einfach mitgebracht. „Das war ungefähr so, als würde plötzlich Miles Davis vor mir stehen.“
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Aber klar: Nicht alle Bands, die der Club eingeladen hat, waren auch ein voller Erfolg. „Einmal hatten wir eine Dixie-Band“, erinnert sich der 59-Jährige. Die sei echt nicht schlecht gewesen. „Aber die wollte niemand hören.“ Auch zu freakig oder zu konzertant komme beim Publikum in der Regel nicht gut an. Wie muss die Musik denn dann sein? Mainstream-Jazz, sagt Thomas. Egal ob Latin, Bebop, Cool oder Modern Jazz: „Wichtig ist, es muss swingen.“
Mehrere Umzüge in den ersten Jahren
Der Vorsitzende ist dankbar, dass der Club in all den Jahren stets eine Spielstätte gefunden hat. Die lag nicht immer am Rathausplatz. Nach dem Aus fürs Café Fritz zog der Club nach nebenan ins Reimanns (heute Trattoria Pavarotti), als da plötzlich der „Kuckuck“ vom Zoll an der Tür klebte, weiter ins Le Coq (heute Knut‘s) und 2007 dann zurück an den Markt ins Casa Cuba. „Wir hatten Glück: Wir sind immer mit offenen Armen empfangen worden“, so Thomas. Der neue Pächter Yusuf Kilinc unterstütze den Club ebenfalls sehr.
Auch auf finanzielle Hilfe sind die rund 30 Mitglieder angewiesen, um ihre Konzerte stemmen zu können. Denn der Eintritt ist frei. Zwar geht in der Pause der Hut rum, doch das Geld, das dadurch reinkommt, reicht nicht für die Gagen. „In diesem Jahr haben wir erstmals wieder einen Antrag ans Kulturforum gestellt“, so der Vorsitzende. Sponsoren wie Sparkasse, Ostermann und neuerdings auch die Dörken-Stiftung würden dem Club ebenfalls sehr helfen. Sie zeichnet herausragende Musiker aus und finanziert ihre Konzerte. Auch das Elias-Brieden-Quintett, das am 28. Januar das Jubiläums-Konzert beim Wittener Jazzclub spielen wird, gehört zu diesen Stipendiaten.
Elias-Brieden-Quintett im Januar
Das nächste Konzert des Wittener Jazzclubs findet am Sonntag, 28. Januar, im Casa Cuba am Rathausplatz statt. Beginn ist wie immer um 19 Uhr, zu Gast wird das Elias-Brieden-Quintett sein. Der Eintritt ist frei.
Das Elias-Brieden-Quintett ist eine junge Jazz-Formation aus NRW in klassischer Besetzung. Der Band sei es zwar wichtig zu swingen und in der Tradition des Jazz zu spielen, allerdings auch Eigenes zu entwickeln und in jazzverwandte Stilrichtungen vorzudringen, so die Veranstalter.
Mehr Infos: jazzclubwitten.de
Herausragende junge Musiker - und etwas ältere Zuhörer: Das Publikum ist in den vergangenen 20 Jahren mit dem Jazzclub gealtert. Der Stimmung bei den Konzerten habe das aber bislang noch nie geschadet, betonen die Mitglieder. Tolle Musik und nette Gespräche in entspannter Clubatmosphäre: „Wir haben immer noch viel Spaß“, versichert Michael Thomas, dem um die Zukunft des Clubs daher nicht bange ist: „Das läuft!“
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