Witten. . Schauspielerin und Autorin Jule Vollmer präsentiert ein neues Kleinkunst-Format bei der Ruhrbühne. Dabei spricht sie alle Figuren selbst.

Jule Vollmer ist Schauspielerin, Sängerin und Autorin. Seit mehr als 20 Jahren überrascht die Ur-Wittenerin, als die sie sich selbst bezeichnet, immer wieder mit neuen Kleinkunst-Formaten. Demnächst bringt sie eine Hör-Spiel-Lesung mit Cartoons und Musik auf die Ruhrbühne. Und wer dort hingeht, der darf sich auf Überraschungen gefasst machen.

Ein bisschen was wird vorher verraten, denn man muss schon mögen, was da passiert. Und das geht so: „Aufgeräumt“ heißt das Stück, dass die 57-Jährige natürlich selbst geschrieben hat. „Und was sonst sechs bis sieben Personen spielen, das mache ich jetzt alleine“, sagt Jule Vollmer. Sie spricht die Charaktere mit unterschiedlichen Tonlagen und Dialekten. Sprechen kann sie gut: Seit zwölf Jahren, als der WDR einen neuen Sprecher-Pool aufbaute, ist ihre Stimme zum Beispiel im „Zeitzeichen“ zu hören. Während die Figuren des Stücks in wechselnden Bildern auf eine Leinwand projiziert werden, steht Vollmer statisch am Pult und liest den Text vom iPad ab. Auf der anderen Bühnenseite befindet sich immerhin noch Pianist Elmar Dissinger, der mit Chansons die Szenen verbindet. Und einige der Lieder darf und soll das Publikum sogar mitsingen – ein Kanon ist auch dabei.

„Aufgeräumt“ kommt zweimal auf die Bühne

„Aufgeräumt“ – das neue Stück von Jule Vollmer, bei dem Olaf Reitz Regie führte, feiert am Samstag, 29. Oktober, um 20 Uhr bei der Ruhrbühne (Bochumer Str. 10a) Premiere. Am 30. Oktober wird es noch einmal um 16 Uhr aufgeführt.

Karten kosten zwölf Euro. Es gibt sie beim Stadtmarketing und bei der Ruhrbühne.

Es ist schon das fünfte Stück, das Jule Vollmer nach diesem Konzept entwickelte. 2010 hatte sie sich damit erstmals auf eine Ausschreibung beworben. Gesucht wurden Theaterstücke für Seniorinnen im Amateurbereich. Und weil sie immer einen kleinen Schubs brauche und Herausforderungen suche, habe sie mitgemacht. Ihre Idee gelte inzwischen als Alleinstellungsmerkmal, freut sich Vollmer. Einen wichtigen Teil der Arbeit leistet dabei Sonja Morisse, die sich nach einer Zeit als Kinderbuchillustratorin in Düsseldorf nun als Grafik-Designerin in Dortmund selbstständig gemacht hat. Von ihr stammen die Bilder zur Lesung, in deren Mittelpunkt Felicitas steht.

Humorvoll und berührend

Der romantische Abend, den diese vorbereitet, fällt ins Wasser, weil der Gatte länger arbeiten muss. Frustriert begibt sich Felicitas auf den Dachboden und beginnt aufzuräumen. Dabei findet sie alte Postkarten, einen Deutschaufsatz ihrer Tochter, ein Liebesgedicht aus vergangenen Zeiten – und damit viele Erinnerungen. „Das Stück will unterhalten und zum Nachdenken anregen. Es ist humorvoll, berührend – und vor allem menschlich“, sagt die Autorin. Und es gleiche keinesfalls dem Absurden Theater, das sie jahrelang gemacht habe. „Ich will, das die Menschen mich verstehen.“

Ihre Werke entstehen übrigens vor allem nachts. „Schreiben ist so wie träumen“, antwortet Jule Vollmer auf die Frage nach dem „Warum“. Sie nehme ihren Laptop mit ins Bett „und dann gucke ich, was kommt.“ Vor zehn Uhr sollte man sie am nächsten Tag also lieber nicht anrufen. Aber, lächelt die Nachteule, „das wissen auch alle“.