Zehn Jahre Café Möpschen. Chefin Heike Köhler hat gute und schlechte Zeiten erlebt. Ihr Wunsch: Wittener Gastronomen sollten zusammenarbeiten.
Heike Köhler ist das, was man eine ehrliche Haut nennt. Die 54-Jährige redet nicht lange um den heißen Brei, sondern gerne Klartext. Auch wenn es um die Wittener Gastronomie geht, zu deren Angebot sie seit zehn Jahren mit ihrem Café Möpschen beiträgt. Köhler hat 2009 an der Ruhrstraße den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und dies auch nicht bereut. Aber einfach ist ihr Leben als Gastronomin nicht.
Köhler wurde in Witten geboren, ist in Rüdinghausen aufgewachsen. Vor zehn Jahren hat sie eine schwere Krankheit überstanden. Und nahm sich vor: „Jetzt machst Du das, worauf Du Bock hast.“ Damals war sie noch Vertriebsangestellte bei einem Marler Unternehmen. Dann Café-Besitzerin mit einem heute von Efeu und Wein umrankten Biergarten im ruhigen Hinterhof. Der Arbeitstag der Chefin beginnt morgens mit den Frühstücksgästen und endet mit dem warmen Abendessen.
„So ein Ratskeller ist doch ein Aushängeschild einer Stadt“
„Ich habe hier gute und schlechte Zeiten erlebt, habe auch schon über das Aufgeben nachgedacht, weil nicht genug übrig blieb“, gesteht Heike Köhler. Aber das Café sei ihr drittes Kind, „und meine Existenz“, sagt die Mutter eines erwachsenen Sohnes und einer erwachsenen Tochter. Sie hat immer einen Weg gefunden, auf dem es für sie weiterging. „Die Aufs und Abs hat man zu ertragen gelernt.“ Sie habe das Glück, nicht so viel Personal bezahlen zu müssen. „Ich habe hier ja keinen Ratskeller.“
Apropos Ratskeller. Dass diese Wittener Institution seit Monaten leer steht, bislang noch kein neuer Wirt, keine neue Wirtin gefunden wurde, findet Köhler traurig. „So ein Ratskeller ist doch ein Aushängeschild einer Stadt.“ Diese hätte unterstützend eingreifen müssen, bevor es zur Schließung kam, meint Köhler. Wenn es „ein alter Hase der Wittener Gastronomie wie Werner Schmidt“ dort nicht geschafft habe, spreche dies für sich. „Ein Lokal dieser Größenordnung, für das man viel Personal braucht, kann man heute eigentlich gar nicht mehr bewirtschaften.“
„Ich habe leider oft den Eindruck, da gönnt einer dem anderen nichts“
Auch an anderen Stellen würde sich die 54-Jährige über mehr städtische Unterstützung freuen. Denn nicht nur das Wiesenviertel und die Universität machten Witten aus. „In den Seitenstraßen gibt es viele Geschäftsleute, darunter viele Frauen, die Einzelkämpfer sind.“ Für ihr Café Möpschen würde sich Heike Köhler zum Beispiel eine Werbetafel am Ruhrtalradweg wünschen. „So etwas ist anderswo üblich.“ Sie habe darüber auch schon einmal mit dem Stadtmarketing gesprochen. „Aber das war seinerzeit mit dem Schild nicht zu machen.“
Ihr zweiter großer Wunsch: ein Mit- und kein Gegeneinander der Wittener Gastronomen. „Ein wirkliches Miteinander gibt es hier nicht. Ich habe leider oft den Eindruck, da gönnt einer dem anderen nichts.“ Auch das sei woanders anders. Heike Köhler, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit Komikerin Hella von Sinnen auch schon mal Hella von Witten genannt wird, hat keine Berührungsängste mit Kollegen. „Ich kann zum Beispiel nicht vegan kochen.“ Hier helfe ihr dann das Café Fräulein Meyer aus der Oststraße. „Das ist doch wunderbar.“
Am 19. Oktober steigt die Party
Apropos Küche: Bei Heike Köhler, die mit ihrem Café nur sonntags pausiert, findet man nichts auf der Speisekarte, was die Chefin selbst nicht essen würde, wie sie schmunzelnd gesteht. Und fügt hinzu: „Ich möchte mein Café Möpschen gerne noch zehn weitere Jahre betreiben.“ Am Samstag, 19. Oktober, wird erst einmal das Zehnjährige gefeiert. Heike Köhler lädt in ihr Café an der Ruhrstraße ein. Die Party steigt ab 18 Uhr. Für jeden Gast gibt es zur Begrüßung ein Glas Sekt sowie Live-Musik. „Wer im Café spielt, wird noch nicht verraten.“