Witten. Eltern, Kinder, Omas und Opas haben laut mitgesungen. Der Wittener Bahnhof war wieder Schauplatz eines besonderen Konzerts. Ein Star spielte Sax.

Mit einem kräftigen „O du fröhliche“ sind am Sonntagmorgen Bahnreisende in Witten begrüßt worden. Eine Idee, die Pensionär Rainer Krause (66) vor einem Jahr erstmals umgesetzt hat, bekommt Flügel. Die Bahnhofshalle ist am dritten Advent gut gefüllt. Zum zweiten Mal fand dort an diesem Morgen ein Weihnachtssingen statt.

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Es sind vor allem die gekommen, die sonntags vielleicht ohnehin früher aus dem Bett fallen, weil sie kleine Kinder haben. Aber auch Jugendliche, Großeltern und andere haben um elf morgens den Weg in das denkmalgeschützte Gebäude gefunden. Rund um die Lok Friedrich stehen sie, Chorkinder mit roten Weihnachtsmützen, Mütter mit den Kleinsten auf dem Rücken, Dreijährige, die das Noten- und Textblatt noch nicht lesen können, aber trotzdem lauthals mitsingen.

Die Besucherinnen und Besucher waren mit Textblättern gut versorgt.
Die Besucherinnen und Besucher waren mit Textblättern gut versorgt. © Funke Foto Services | Jürgen Theobald

Zumindest die ersten Lieder kennt ja auch fast jedes Kind. Nur beim Abschluss bleiben ausgerechnet viele der Jüngsten stumm. Mit dem Steigerlied können sie offenbar nur herzlich wenig anfangen. Hier hätte man sich noch einen Adventsklassiker gewünscht. Aber sei‘s drum. Das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.

Viele bekannte Weihnachtslieder im Wittener Bahnhof zu hören

Mit den vorausgegangenen neun Weihnachtsliedern haben die Veranstalter jedenfalls alles richtig gemacht. Der Reigen reicht von der „Fröhlichen Weihnacht überall“ über die „Weihnachtsbäckerei“ bis zu „We wish you a Merry Christmas“. Im Hintergrund leuchtet die elektronische Anzeigentafel und sagt die Züge nach Dortmund und Essen an, sogar ohne erkennbare große Verspätungen. „Lass mich ein ihr Kinder!“

Der Publikumschor stand links und rechts von der Lok Friedrich, vorne spielte Saxofonist Wolf Codera.
Der Publikumschor stand links und rechts von der Lok Friedrich, vorne spielte Saxofonist Wolf Codera. © Funke Foto Services | Jürgen Theobald

Wolf Codera ist auch da, er begleitet den Publikumschor auf seinem silberfarbenen Altsaxofon. Ein Meister seines Fachs, das beweist der 62-jährige Wittener auch an diesem Morgen. Abends wird er noch vor ausverkauftem Haus in der Erlöserkirche spielen. Neben ihm steht ein Teller mit Stollen, Ordner in Grün sorgen dafür, dass alle Reisenden und Bäckerei-Kunden weiterhin ihren Weg durch das singende Spalier finden.

So kalt wie im vergangenen Jahr ist es auch nicht und so dürften mehr als 100 Menschen gekommen sein, die jetzt die weißen Textblätter in der Hand halten und gemeinsam „O Tannenbaum“ anstimmen. Die Creative Kirche ist mit ihren „Soul Kids“ und „Soul Children“ vertreten, unter der (Chor-) Leitung von Laura Pumilia. Immer wieder werden auch einzelne Ehrengäste begrüßt, zum Beispiel Besucher, die dabei waren, als Codera im Kölner Dom gespielt hat.

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Die Menschen sind durchweg begeistert. „Einfach schön“ findet es Gudrun (66), die natürlich wegen der Enkelkinder da ist. Milena (37) aus Kiel und gerade auf Heimatbesuch, hat neben ihrer Mutter die Söhne Ole (5) und Tom (3) mitgebracht. Auch sie ist ganz angetan von dem Bahnhofssingen. „Fantastisch. Wie jedes Jahr!“ Zum Schluss, beim Steigerlied, geht Wolf Codera mit seinem Saxofon noch durch die Reihen. „Und hat sein helles Licht bei der Nacht“, tönt es durch die zugige Halle. Weihnachten kann kommen, wenn selbst der Wittener Bahnhof ein bisschen wärmer wird.

Auch die „Soul Kids“ und „Soul Teens“ der Creativen Kirche waren dabei.
Auch die „Soul Kids“ und „Soul Teens“ der Creativen Kirche waren dabei. © Funke Foto Services | Jürgen Theobald