Witten. Emilie Curth (39) und Nicole Goldberg (45) leiten das Eltern-Kind-Turnen in einem Wittener Verein. Dafür haben sie sich Anerkennung verdient.

Immer freitags sind Emilie Curth (39) und Nicole Goldberg 45) abends völlig erledigt. Denn dann haben sie drei Stunden Sport hinter sich. Die beiden Mütter leiten ehrenamtlich das Eltern-Kind-Turnen bei der DJK TuS Ruhrtal in der Halle der Pferdebachgrundschule. Der Verein ist einer von vieren in Witten, der an einem landesweiten Bewegungsprogramm teilnimmt. Drei Kitas aus der Ruhrstadt haben auch mitgemacht. Und schon bald sind alle Kinder als Superhelden oder Superheldinnen unterwegs – so der Titel des Projekts.

Freitagnachmittag in der Turnhalle der Pferdebachschule: Vorschulkinder und andere Kinder sausen auf Rollbrettern durch einen Parcours, den die beiden Mütter aufgebaut haben.
Freitagnachmittag in der Turnhalle der Pferdebachschule: Vorschulkinder und andere Kinder sausen auf Rollbrettern durch einen Parcours, den die beiden Mütter aufgebaut haben. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Schon bevor die erste Turnstunde am Freitagnachmittag um drei beginnt, sind die beiden Frauen vor Ort. Dann bauen sie an Geräten auf, was sie für die folgenden Aktivitäten brauchen. Wenn dann die Kinder – von ganz klein bis zum Grundschulalter – mit ihren Mamas oder Papas im Schlepptau die Halle stürmen, gibt es kein Halten mehr. Sofort fangen sie an zu toben, rennen durch die Gegend und sind gespannt, welche Bewegungslandschaft diesmal auf sie wartet.

Programm bietet Stoff für zehn Turnstunden

Emilie Curth und Nicole Goldberg müssen sich in diesen Wochen nicht unbedingt selbst etwas einfallen lassen, sondern können sich an dem Bewegungsprogramm orientieren. Es bietet Stoff für zehn Turnstunden und bringe noch mehr Abwechslung und Bewegung in den Nachmittag, so die beiden Ehrenamtlichen. Fördergelder ermöglichen zudem die Anschaffung neuen Materials.

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So haben ihre Schützlinge zum Beispiel schon als Indianer auf Medizinbällen getrommelt. An diesem Tag werden sie sich als kleine Polizistinnen und Polizisten auf Rollbrettern eine kurvenreiche Verfolgungsjagd durch den aufgebauten Parcours liefern.

Angebot beim DJK TuS Ruhrtal gibt’s schon ewig

Programm läuft in Kitas und Vereinen

„Kinder bewegen sich heute grundsätzlich zu wenig“, sagt Kira Lütgenau von der Sportjugend im Kreissportbund Ennepe-Ruhr. Deshalb bietet der Verein seit September das Bewegungsprogramm „Fit für die Schule – Wir werden Superheld*innen“ kreisweit in neun Kitas und acht Sportvereinen an.

In Witten sind mit dabei: die Kita Schatzkiste, die Awo-Kitas Ledderken und Annen sowie die DJK Annen, der TC Hohenstein, die DJK Ruhrtal und die SUA Annen.

Ziel ist es, vor allem Vorschulkinder fit für die Schule zu machen. Das Programm umfasst acht bis zehn Einheiten, die zwischen 45 und 60 Minuten dauern. Ein Teil davon beschäftigt sich zum Beispiel mit „Prävention sexualisierter Gewalt“.

Über das Förderprogramm „Bewegungsoffensive 2023“ der Staatskanzlei NRW hat der Verein die Möglichkeit, das Programm kostenfrei anzubieten.

Ihre Betreuerinnen freuen sich, für die „Superheldinnen und Superhelden“ auserwählt worden zu sein. Eine Mutter hatte – begeistert vom Engagement der Frauen – dazu geraten, sich um die Teilnahme am Programm zu bewerben. Dass es geklappt hat, macht die beiden schon ein wenig stolz: „Es ist vor allem eine Anerkennung unserer Arbeit.“

Feiern auch Karneval mit den Kindern in der Pferdebachturnhalle: Emilie Curth (links) und Nicole Goldberg mit ihren Töchtern.
Feiern auch Karneval mit den Kindern in der Pferdebachturnhalle: Emilie Curth (links) und Nicole Goldberg mit ihren Töchtern. © Curth

Gefühlt schon seit Ewigkeiten gibt es das Eltern-Kind-Turnen beim DJK TuS Ruhrtal. Auch Emilie Curth war schon mit ihrer inzwischen zwölfjährigen Tochter als Teilnehmerin dabei. Jetzt geht die Große nur noch selten mit, dafür tobt die Achtjährige unter Anleitung ihrer Mutter durch die Halle. Nicole Goldberg hat eine gleichaltrige Tochter. Die Mädchen gehen in Parallelklassen. Die Mamas sind Freundinnen – und sind zufällig in das Ehrenamt reingerutscht, als Ersatz gesucht wurde.

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Einen Übungsleiterinnenschein brauchen sie dafür nicht, „die Eltern der Kinder sind ja immer dabei“. „Mich hat die Vorbereitung, das Planen der Stunden gereizt“, erklärt Emilie Curth. Und so haben sie im Sommer vergangenen Jahres die zunächst zwei Gruppen am Freitagnachmittag übernommen. „Die Nachfrage war riesig.“ Deshalb gibt es inzwischen eine dritte Gruppe. „Wir lassen pro Stunde 50 Teilnehmer in die Halle“, so Curth. Kein Wunder, dass die beiden Frauen hinterher platt sind. „Allein die Lautstärke.“

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Immer wieder denken sie sich etwas Besonderes aus, gestalten mit Matten und Kästen tolle Tobe-Welten. Karneval und Halloween feiern alle verkleidet. Und zum Martinsfest erstrahlt die Halle im Lichterglanz. Es sei wichtig, dass Kinder sich so viel wie möglich bewegen – gerade nach der ruhigen Corona-Zeit. Sie selbst sei in jungen Jahren nicht gerade sportbegeistert gewesen, erinnert sich Emilie Curth. Seit zwei Jahren habe sie Yoga für sich entdeckt. Ein passender Ausgleich zu den anstrengenden Freitagen.