Witten. Noch haben wenige Häuser in Witten Glasfaser. Das soll sich ändern, vor allem ein Anbieter hat Pläne. Aber wollen Leute auch die High-Tech-Kabel?
Bislang haben gerade mal sechs Prozent der Häuser in Witten einen Glasfaseranschluss. Doch mit dem Ausbau soll es vorangehen. Vorwiegend ist es das Unternehmen Westconnect, das in der Ruhrstadt die Kabel verlegen will.
In Herbede, Bommern und Buchholz hat die Firma bereits mit der Vermarktung begonnen, in Teilen sogar abgeschlossen. Erste Leitungen sind auch schon verlegt, heißt es aus dem Unternehmen. Der weitere Zeitplan sieht folgendermaßen aus: In Heven soll die Vermarktung Anfang November starten, in Annen ab Dezember. Rüdinghausen folgt im Februar, Stockum im März, weitere südliche und nördliche Stadtteile ab Mai 2024.
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Ein nachträglicher Anschluss kostet rund 1500 Euro
Das Unternehmen bietet in der Regel den Eigentümern an, einen Anschluss bis ins Haus zu legen – und das kostenlos. Sollten sich die Besitzer dagegen entscheiden, aber zu einem späteren Zeitpunkt dann doch Glasfaser haben wollen, kostet der Anschluss 1500 Euro. Denn in solchen Fällen geht für das Unternehmen das Buddeln noch einmal von vorn los. Arbeiter müssen die Bürgersteige ein weiteres Mal aufreißen, unter Umständen auch an die Grundstücke ran, um Abzweige vom Hauptnetz in die jeweiligen Gebäude zu verlegen.
Bei Westconnect handelt es sich um eine Tochter des Energieriesen Eon, die in vielen Städten von Nordrhein-Westfalen unterwegs ist, erklärt Ulrich Schilling, Breitbandkoordinator im EN-Kreis. Die Firma bietet aber nicht nur den Anschluss an, sondern geht mit eigenen Tarifangeboten an den Markt, stellt aber ihre Glasfasernetze auch anderen Unternehmen zur Verfügung. Dazu ist die Firma auch gesetzlich verpflichtet, so Schilling, aber erst sieben Jahre nach dem Start eines Vorhabens. Inwieweit sich demnächst die Konkurrenz in Witten tummelt, Telekom, O2 oder 1x1 sich Marktanteile sichern wollen, gilt derzeit noch als offen.
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Wenn schon Kabel-TV-Leitungen liegen
Der Ausbau des Glasfasernetzes erfolgt in zweierlei Weise: Zum einen entscheiden sich Firmen, in welchen Gebieten sie die Kabel verlegen wollen und brauchen dazu lediglich die Genehmigung einer Stadt, die jeweiligen Straßen aufreißen zu dürfen. Zum anderen hat der Bund Förderprogramme aufgelegt, die Städte nutzen können.
Bei der Vergabe von finanziell geförderten Aufträgen bleiben aber, wie Breitbandkoordinator Ulrich Schilling erklärt, Quartiere außen vor, in denen es Kabel-TV gibt. Die Leitungen bieten bereits Kapazitäten wie sie auch Glasfaserkabel aufweisen.
Eine Reihe von Schulen in Witten sind bereits mit Glasfaser ausgestattet, weil das Land NRW bereits eigens Fördermittel für Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt hat.
Manche Straßenzüge wird Westconnect allerdings aussparen, weiß der Experte. Entweder haben andere Anbieter schon Kabel verlegt, oder es handelt sich um dünn besiedelte Gebiete. „Das rechnen sich Glasfaserprojekte oftmals nicht.“ Da solche Gegenden landauf, landab reichlich vorhanden sind, hat der Bund das Förderprogramm „Hellgraue Flecken“ aufgelegt, von dem auch der EN-Kreis mit seinen Städten profitiert. Eine erste Ausschreibung, bei der sich Firmen um Aufträge bewerben konnten, ist bereits abgeschlossen. Weil aber noch weitere Verfahrensschritte anstehen und der Bund die Vergabe eingehend prüft, wird nach Einschätzung von Schilling frühestens Ende des kommenden Jahres dieser öffentliche geförderte Glasfaserausbau starten.
Firmen werden langsam ungeduldig
Darüber hinaus fließt Geld aus Berlin, um landesweit Gewerbegebiete mit den leistungsstarken Kabeln zu versorgen. Hier sind im Kreis die Weichen bereits gestellt. Er hat Firmen gefunden, die die Aufträge mit einem Gesamtvolumen von sechs Millionen Euro übernehmen. Die Anbieter stehen in den Startlöchern, es fehlt aber bislang noch das grüne Licht der zuständigen Behörden. „Gerade Unternehmen brauchen schnelles Internet. Sie warten sehnsüchtig darauf, dass sie Glasfaser bekommen.“
Einige wenige Betriebe haben auch schon selbst Geld in die Hand genommen, sagt Schilling, weil sie eine Anbindung nicht noch länger aufschieben wollten. Einen solchen finanziellen Aufwand könnten sich aber längst nicht alle Firmen leisten.
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Während die Wirtschaft drängt, dass endlich der Ausbau vorangeht, reagieren mitunter Privatleute eher verhalten. In manchen Gebieten liegt die Quote derer, die einen Anschluss haben wollen, bei gerade mal 40 oder 50 Prozent. „Viele Bürger sehen eben keine Notwendigkeit, auf Glasfaser zu setzen, die vorhandenen Kupfer- oder Koaxialkabel halten sie für ausreichend“, erläutert der Fachmann. Doch schon in wenigen Jahren werden Prognosen zufolge die Kapazitäten nicht mehr genügen, dann sind auch Privathaushalte, angesichts von Home Office oder IT-Technik in den eigenen vier Wänden auf Glasfaser angewiesen. Schilling geht daher davon aus, dass eines Tages Kupferkabel vom Netz genommen werden.
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