Witten. 2017 legte NetCologne Glasfaser am Kohlensiepen in Witten. Nun ist die Telekom dran und baut für Breitband an gleicher Stelle. Das ist der Grund.

Straße auf, Straße zu – und wieder Straße auf. Am Kohlensiepen in Witten legt die Deutsche Telekom zurzeit Glasfaser. Anwohner wundern sich: NetCologne hat doch erst vor drei Jahren an gleicher Stelle Kabel für schnelles Internet verbuddelt! Werden für den Breitbandausbau etwa unnötig Steuergelder verschwendet?

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Simone Johanning betrachtet die Baustelle vor ihrer Haustür kritisch. Sie war eine der ersten, die sich 2017, als NetCologne Glasfaser am Kohlensiepen verlegte, aufschalten ließ. Sie zahlt nun für eine 100.000er Leitung, wobei an guten Tagen nur 76 Mbit pro Sekunde bei ihr ankommen. Zwischen dem Glasfaserkabel unter der Straße und ihrem Haus, Baujahr 1860, liegen noch die Kupferleitungen der Bundespost. „Die Leistung ist eben immer nur so stark, wie die Leitungen Schrott sind“, sagt sie. Viele ihrer Nachbarn und Bekannte sind von dieser Netzgeschwindigkeit dennoch weit entfernt. Im Südosten der Siedlung Kleine Borbach etwa geht der Netzempfang gen Null. Aber bald wird man dort schneller als Simone Johanning im Netz surfen können.

EN-Kreis schließt Versorgungslücken mit schnellem Netz

Rund um den Kohlensiepen greift das Netzausbau-Programm , mit dem der EN-Kreis zurzeit 4200 Haushalte im ländlichen EN-Kreis an Glasfaser anschließt. Mithilfe von Fördergeldern des Bundes und des Landes in Höhe von 19,4 Millionen Euro werden in allen neun kreisangehörigen Städten Lücken in der Versorgung geschlossen. Bis März 2021 ist Witten dran. Im Auftrag des Kreises buddeln sich die Arbeiter der Deutschen Telekom dabei von Nord nach Süd, also von Stockum nach Bommerholz.

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Zurzeit geht es um den Bereich Kleine Borbach bis Hohenstein. Die einzelnen Siedlungen werden über Oberleitungen oder Tiefbau ans schnelle Netz angeschlossen. Die Haupttrasse verläuft dazu unter der Straße am Kohlensiepen. Aber warum verlegen die Telekom-Arbeiter Leerrohre dort, wo die Infrastruktur dank NetCologne schon liegt?

Glasfaser bis zur Haustür

Wer im Ländlichen wohnt, kann sich glücklich schätzen: Denn dank eines Förderprogramms des EN-Kreises haben die jetzt verlegten Glasfaseranschlüsse eine bessere Qualität als mancher Anschluss, den NetCologne und Telekom während des privatwirtschaftlichen Ausbaus legten. Welche Adressen von dem Förderprogramm profitieren, steht in dieser Karte: https://www.enkreis.de/wirtschafttourismus/breitbandausbau.html.

Der Breitbandbeauftragte des Kreises Ulrich Schilling bereitet gerade ein Förderprogramm für Adressen in Witten vor, die zwar ebenfalls langsames Internet haben, aber städtisch liegen. Sie erhalten reines Glasfaser bis zur Haustür.

„Ich kann den Ärger der Anwohner sehr gut verstehen. Wiederholtes Aufreißen der Straße sollte wenn immer möglich beim geförderten Ausbau vermieden werden“, sagt der Breitbandbeauftragte des EN-Kreises, Ulrich Schilling. Er stellt klar: Der aktuelle Ausbau versorge nicht den Bereich, den NetCologne bereits angebunden hat, sondern schließt Versorgungslücken. Und: Nach dem Infrastrukturkataster für Deutschland, in dem alle verlegten Glasfaserleitungen und Leerrohre in Deutschland verzeichnet seien, wusste die Telekom bereits vor dem Bau von den bestehenden Leitungen.

NetCologne-Leitungen haben zuwenig Kapazitäten

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„Wir haben der Deutschen Telekom vorgegeben, so viel wie möglich auf vorhandene Strukturen zurückzugreifen und die Tiefbauarbeiten so wenig wie nur wirtschaftlich darstellbar zur Versorgung durchzuführen“, betont Schilling. Wahrscheinlich habe aber die NetCologne in ihren Leitungen nicht genügend freie Kapazitäten, dass man noch weitere Nutzer aufschalten könne. Darum werden nun zusätzliche Rohre gelegt. Eine Verschwendung von Steuergeldern sei dies nicht. Und „ohne eine plausible Begründung hätte das Tiefbauamt der Stadt Witten auch keine Baugenehmigung erteilt.“

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