Witten. Seit diesem Schuljahr ist Saskia Kömpel Rektorin der Wittener Borbachschule. Sie übernahm einen Posten, für den sich schwierig Personal findet.
Pünktlich um zehn Uhr läutet die Klingel der Borbachschule. Es ist Pause, die Kinder stürmen raus auf den Schulhof. Auch Rektorin Saskia Kömpel hat eine Unterrichtsstunde hinter sich. Sie leitet die Schule seit Anfang des Schuljahres und hat damit einen Posten übernommen, der in Witten vielerorts verwaist ist.
Die 47-Jährige wechselte im Sommer von der Vormholzer Grundschule nach Annen. „Ich bereue die Entscheidung keinesfalls“, sagt sie. Sie weiß, dass einige Lehrerinnen und Lehrer es scheuen, die ganz große Verantwortung zu übernehmen. „Meine Schulleiterin an der Vormholzer Grundschule hat mich damals angesprochen und mich auf die freie Stelle aufmerksam gemacht“, sagt die Stockumerin.
Borbachschule in Witten soll digitaler werden
Kurzerhand hat sie Weiterbildungskurse belegt und den Posten auch bekommen. „Es ist schon etwas anderes als vorher, die Verantwortung ist schon größer.“ Viele Verwaltungsaufgaben stehen an, sie will die Schule fit für die Zukunft machen. „Vor allem das Thema Digitalisierung spielt eine Rolle und ist vor allem hier eine große Herausforderung“, so Kömpel. Das Problem: Die Borbachschule liegt in einem Funkloch. Bricht das WLAN zusammen, wird es schwierig mit dem IPad oder anderen digitalen Geräten zu arbeiten.
Kömpel ist es bei ihrer neuen Aufgabe aber wichtig, nicht nur strategisch zu denken, sondern auch weiterhin an der Basis zu sein. Die Hälfte ihrer Arbeitszeit steht sie noch in der Klasse und unterrichtet Mathe und Sachunterricht. „Ich will genau wissen, wie es den Kindern geht. So kann ich auch Probleme meiner Kolleginnen und Kollegen wahrnehmen und nachvollziehen.“
Nach neun Jahren an der Vormholzer Grundschule war es für die zweifache Mutter ein großer Schritt Richtung Borbach zu wechseln. „Ich bin völlig unvoreingenommen hier aufgeschlagen und hatte vorher keine wirklichen Bezugspunkte zu dem Standort. Das war ein Vorteil.“ Dass einige Kolleginnen und Kollegen so einen verantwortungsvollen Posten meiden, kann sie verstehen. „Es gehört eben auch dazu, mal unangenehme Entscheidungen zu treffen. Das war und ist mir bewusst.“
An fünf Grundschulen in Witten fehlt die Schulleitung
Andere Schulen in Witten können sich hingegen nicht so glücklich schätzen, eine engagierte Rektorin zu haben. Fünf von 17 Stellen an den Wittener Grundschulen sind derzeit vakant. Dazu zählen laut der Bezirksregierung Arnsberg die Brenschenschule, die Dorfschule, die Gerichtsschule, die Hüllbergschule sowie die Rüdinghauser Grundschule.
„Die Gründe für die immer wieder festzustellende Schwierigkeit, Schulleiterstellen zu besetzen, sind vielfältig“, sagt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung. In der Vergangenheit sei häufig insbesondere im Bereich der Grund- und Hauptschulen eine zu geringe Besoldung ein Grund gewesen. Diese sei mittlerweile sowohl für Schulleiterinnen und Schulleiter als auch für deren Stellvertreter angehoben worden.
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Ein weiterer Grund könnte laut Saskia Kömpel darin liegen, dass die Herausforderungen für Lehrerinnen und Lehrer durch die Coronazeit sehr hoch sind. „Insbesondere in der ersten Klasse haben die Kolleginnen viel zu tun. Der Lehrerberuf hat sich total gewandelt.“ Durch die Pandemie fehlt den i-Dötzen die Kindergartenzeit. „Wir müssen hier das nachholen, was normalerweise im Kindergarten passiert.“ Sprich: Den Kindern müssen Sozialkompetenzen beigebracht werden. Auch Basiswissen wie Formen erkennen oder die richtige Stifthaltung sind nun Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer. „Das wird uns auch noch weiter begleiten. Wir bekommen das aber hin.“
Als die Pause vorbei ist, kehren die Schülerinnen und Schüler wieder in ihre Klassen zurück. Für Saskia Kömpel geht es hingegen ins Büro. Jetzt warten die Verwaltungsaufgaben einer Rektorin. „Ich mache das aber gerne. Es war die richtige Entscheidung.“
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