Witten. Seit Anfang 2022 enden die Fahrten der Muttenthalbahn in Witten an einem Zaun. Der Museumsbahnchef: Deswegen bleiben die Besucher weg.

Wettergott Petrus stand Pfingstsonntag wahrlich nicht aufseiten der Muttenthalbahn-Freunde. Sie hatten die Tore auf der Zeche Theresia in Witten-Bommern für einen Besuch des Museums nebst Café und eine Fahrt in dem Feldbahnzug geöffnet. Für den Vereinsvorsitzenden Hannsjörg Frank hat nicht nur das schlechte Wetter Schuld. Dass die Durchfahrt zum Industriemuseum Nachtigall nicht mehr möglich ist, halte Besucher fern.

Gerade mal acht Besucher hatten um 13 Uhr in den Waggons der ehemaligen Zechenbahn Platz genommen, darunter Jan, Alisa und ihr kleiner Sohn Silas aus Witten. Der junge Familienvater war selbst schon als Kind Gast der Muttenthalbahn. Er bedauert, dass die Grubenbahn nun nicht mehr bis zur Zeche Nachtigall fährt. Der Alternative kann er wenig abgewinnen. Im letzten Sommer pendelte eine Bimmelbahn auf Reifen zwischen den Zechen Theresia und Nachtigall: „Aber sie fährt so langsam, dass sie den Autoverkehr ausbremst.“

Ausnahme beim Muttenthalfest

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Seit Beginn 2022 darf die Muttenthalbahn mit ihren Fahrgästen nicht mehr auf das Gelände der Zeche Nachtigall fahren. Das Industriemuseum ist eigentlich der traditionelle Haltepunkt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat als Träger der Zeche Nachtigall den Vertrag von 2003 über den Fahrbetrieb gekündigt. Angeblich hat das „Einfahrtsverbot“ nichts mit dem Streit wegen des benachbarten Ritz-Geländes zu tun. Das Industriemuseum hätte einen Teil gerne für Parkplätze genutzt. Pächter der Fläche ist noch für viele Jahre die Arge Muttenthalbahn.

Zum Muttentalfest an Ostern hatte sich Wittens Stadtmarketingchefin Silvia Nolte für eine Ausnahme stark gemacht. An den übrigen Fahrtagen an jedem ersten Sonntag im Monat, wie auch Pfingstsonntag, gilt das nicht. Die Bähnchen müssen vor dem Museumsgelände wieder umkehren. Wegen hoher Brombeerhecken kann man auch nicht aussteigen und zu Fuß zur Zeche Nachtigall weitergehen. Die wenigen Besucher an diesem Tag sind enttäuscht.

Vereinsvorsitzender hofft auf neuen Museumschef

Der Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, Hannsjörg Frank, setzt Hoffnung in Gespräche mit dem neuen Chef der Zeche Nachtigall. Er kündigt auch geplante Investitionen „in Höhe von einer dreiviertel Millionen Euro“ für das ehemalige Ritzgelände an. Entstehen soll dort ein Fundusbereich für die Lagerung von Fahrzeugen und Ersatzteilen und ein Ausstellungsbereich für Besucher. „Das wird das europaweit größte Gruben- und Feldbahnmuseum mit 90 Lokomotiven und 300 Waggons. Wir haben einen Leuchtturm-Charakter im musealen Bereich“, bekräftigt er.

Kaum Besucher nutzen an Pfingstsonntag den Fahrbetrieb auf der Zeche Theresia in Witten.
Kaum Besucher nutzen an Pfingstsonntag den Fahrbetrieb auf der Zeche Theresia in Witten. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Dennoch plagen den Verein Sorgen. Nichts tut sich etwa in einem durch das Hochwasser am 14. Juli letzten Jahres eingestürzten Gebäude an der Nachtigallstraße 27. In ihm befinden sich neben vielen Ersatzteilen auch zwei Lokomotiven. Betreten werden darf das Haus durch Anordnung der Stadt nach wie vor noch nicht.

Es gibt aber auch was Erfreuliches: „Am 10. und 11. September werden wir 20 Jahre Gruben- und Feldbahnmuseum feiern. Geplant ist unter anderem eine Lokomotivtaufe“, sieht Hannsjörg Frank doch noch einen Lichtblick.