Witten. Handwerker und andere Unternehmen in Witten beklagen sich über die große Zahl an Baustellen. Mit Stadt und Politik wird eine Lösung gesucht.
Der Unmut vieler Betriebe ist groß, sagt Markus Dürscheidt, Vorstand der Kreishandwerkerschaft Ruhr. Grund des Ärgers sind die zahlreichen Baustellen in Witten. Fahrten zum Kunden dauern oft zu lange, Termine lassen sich nicht einhalten und schließlich gehen solche Verzögerungen auch ins Geld, sagt der Unternehmer.
Mit den Schwierigkeiten habe nicht nur sein Dachdeckerbetrieb zu kämpfen. Auch andere Gewerke litten darunter, wenn im Stadtgebiet eine Baustelle auf die andere folge. Der Klempner, der Gebäudereiniger oder auch der Gerüstbauer habe ebenso damit zu kämpfen, wenn er auf seinen Touren immer wieder stecken bleibe. „Kommen dann noch Sperrungen wegen einer Kirmes oder eines Festes dazukommen, weiß man manchmal nicht mehr weiter“, so der 56-Jährige. Ebenso betroffen sind natürlich auch alle anderen Unternehmen und der Transportverkehr in Witten.
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Kaum Parkplätze in der Nähe des Kunden
Baustellen hätten meist auch zur Folge, dass Parkplätze wegfallen, sagt Kreishandwerkersprecher Markus Dürscheidt. „Wo sollen wir dann den Bully oder den Pritschenwagen abstellen?“ Die Mitarbeiter müssten dann weite Wege in Kauf nehmen. Das führe zu zusätzlichen Arbeitszeiten, „die wir aber nicht dem Kunden in Rechnung stellen können und wollen“.
Bei aller Kritik zeigt der Handwerker grundsätzlich durchaus Verständnis für die jeweiligen Straßenbauprojekte. „Die Stadt steht nun mal in der Pflicht, sich um einen entsprechenden Zustand der Straßen zu kümmern.“ Vorteilhaft sei es sicherlich auch, nicht nur den Asphalt zu erneuern, sondern im Bedarfsfall auch die maroden Kanäle im Erdreich auszutauschen. Dadurch würden sich gewiss Kosten sparen lassen, so Dürscheidt, weil die Straße dann nur einmal aufgerissen werde.
Doch die zeitliche Abfolge führe inzwischen dazu, dass zu viele Baustellen gleichzeitig bestehen. „Es bedarf dringend besserer Absprachen, um die gesamte Lage zu entzerren.“ Witten brauche ein Baustellenmanagement.
Im Wirtschaftsbeirat nach Lösungen suchen
Markus Dürscheidt gehört dem neu gegründeten Wirtschaftsbeirat der Stadt an, in dem heimische Unternehmer vertreten sind. Gemeinsam mit der Verwaltung soll nun nach Lösungen gesucht werden. Daran ist dem Dachdeckermeister besonders gelegen. Denn Wirtschaft und Stadt sollten nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, um Witten nach vorne zu bringen. Eine Stelle für Baustellenmanagement sei auch schon vorgesehen, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Bislang sei der Posten aber noch nicht besetzt.
Dürscheidt befürchtet, dass Langzeit-Baustellen Handwerksbetriebe wie Bäckereien sogar in ihrer Existenz bedrohen könnten. „Wenn ein Kunde nur auf Umwegen zu dem Geschäft hinkommt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er den Laden nicht mehr aufsucht.“
Über das Handwerk hinaus haben auch heimische Speditionen ihre Not mit Umleitungen, Sperrungen und zusätzlichen Ampeln. Mike Tilly von Schomaecker Logistik etwa trifft die Baustelle auf der Wittener Straße in besonderem Maße. Denn seine Lkw sind ständig für die dort angesiedelte Firma Boetzel unterwegs. Die Instandsetzung der Straße müsse sicherlich sein, stelle gleichzeitig aber auch eine enorme Herausforderung dar.
Baustellenmanagement steht vor einer herausfordernden Aufgabe
Das Beispiel Wittener Straße zeigt zugleich, mit welchen Hürden es ein Baustellenmanagement zu tun hat. Denn es handelt sich hier um ein Projekt des Landes, während sich Großbaustellen wie die Pferdebachstraße oder im nächsten Jahr die Sprockhöveler Straße in städtischer Regie befinden. Hier bedarf es genauer Abstimmungen.
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Als der Wirtschaftsbeirat jetzt zu seiner zweiten Sitzung zusammenkam, lagen ihm die Ergebnisse einer Umfrage unter heimischen Firmen vor. Rund 200 Betriebe sollen sich daran beteiligt haben. Als dringlichste Themen, mit denen sich das Gremium befassen soll, wurden – Überraschung – die Verkehrssituation und Infrastruktur in Witten genannt.