Witten/Hattingen/Sprockhövel. Startschuss ist gefallen. Anwohner einer Nebenstrecke befürchten jetzt chaotische Zustände. Knapp 20 Kilometer misst die offizielle Umleitung.

Witten hat eine neue Großbaustelle. Seit Freitag ist die Wittener Straße zwischen der Autobahn-Anschlussstelle Herbede und Steinenhaus im Hammertal für rund 18 Monate einseitig gesperrt. Der Landesbetrieb Straßen NRW spricht von einem guten Auftakt. Für Anwohnerinnen und Anwohner auf den Umleitungsstraßen hingegen beginnt eine anstrengende Zeit.

„Es war schon ein logistischer Aufwand. So weit hat aber alles gut geklappt“, sagt Andreas Berg, Sprecher von Straßen NRW. Er selbst ist einen Tag zuvor die knapp 20 Kilometer lange Umleitung abgefahren, am Freitagvormittag wurden die Absperrbaken dann offiziell hochgezogen. „Wir können nur diese Straßen nutzen, da auch der Schwerlastverkehr dort entlang fahren muss.“

Blechlawinen auf der Rüsbergstraße in Witten

Arbeiter stellten am Freitagvormittag die Absperrungen entlang der Wittener Straße auf. Dadurch entstanden längere Staus.
Arbeiter stellten am Freitagvormittag die Absperrungen entlang der Wittener Straße auf. Dadurch entstanden längere Staus. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Für die Autos geht an den Sperrungen nun also nichts mehr, am Wochenende dürfen nur noch Busse durchfahren, da der Fahrplan erst am Montag umgestellt wird. „Ich denke, dass es noch zwei, drei Tage etwas chaotisch werden könnte und sich danach dann alles einspielt“, sagt Andreas Berg.

Umfangreiche Informationen der Bogestra

Die Bogestra hat eigens Broschüren und Fahrpläne gedruckt, die für die Zeit der Baustelle gelten. Sie sind in den Kundenbüros von Witten und Hattingen erhätlich.

Darüber hinaus hat der Verkehrsbetrieb auf seiner Webseite alle Infos über die maßgeblichen Buslinien zusammengefasst. Zu finden sind die Angaben über den Menüpunkt Aktuelles.

Zudem können sich Fahrgäste an die kostenlose Servicenummer 0 800/6 50 40 30 anrufen.

Von Chaos spricht auch Ulrich Heinemann. Allerdings befürchtet der Anwohner der Rüsbergstraße, dass der Zustand weitestgehend während der gesamten Bauzeit anhält. „Das hier ist doch für viele Autofahrer die Ausweichstrecke“, ärgert sich der 62-Jährige und kennt das Spiel aus der Erfahrung. Jedes Mal, wenn die Wittener Straße beispielsweise wegen eines Unfalls gesperrt war, so erzählt er, rollen Blechlawinen vor seiner Haustür entlang. Dabei handelt es sich um eine Anliegerstraße, wie es das Verkehrsschild an der Einfahrt vom „Im Hammertal“ auch ausweist.

„Es geht schon los“, kommentierte Horst-Ludwig Schneider (80) die zahlreiche Autos, die bereits am Freitagmorgen auf der Rüsbergstraße unterwegs waren. „An den Kennzeichen kann man doch erkennen, dass meistens keine Einheimische am Steuer sitzen.“ Für die Anwohner sei das jedes Mal eine enorme Belastung. „Jetzt soll es auch noch eineinhalb Jahre dauern.“ Dabei gebe es auf der Route viele enge und gefährliche Stellen, unter anderem sei ein Abschnitt mehr und minder nur einspurig.

Busfahrten dauern deutlich länger und erfordern mehr Umstiege

„Die haben sich schon fast geprügelt“, sagte eine ältere Anwohnerin, die ihren Namen nicht so gerne in der Zeitung lesen möchte, und erinnert sich an Autofahrer, die sich nicht einigen konnten, wie sie mit ihren Wagen aneinander vorbeifahren sollten. Sorge hat die Seniorin vor allem um die Kinder, ihre Enkel wohnen im Haus und gleich nebenan.

„Eigentlich können die hier auf der Straße spielen, doch das geht jetzt nicht mehr.“ Die Anliegerin befürchtet zudem, dass es vermehrt zu Unfällen oder auch brenzligen Situationen kommt. „Viele Autofahrer fahren nämlich trotz Verkehrsberuhigung viel zu schnell.“ Die Wittenerin weiß zudem um den Frust und die Bedenken von Anwohnern der benachbarten Straße Rehnocken. Die werde ebenfalls gern als Schleichweg genutzt - trotz erheblicher Steigung und enger Fahrbahn.

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Unmut macht sich ferner unter Bürgern im Umfeld der Wittener Straße breit, die auf den Bus angewiesen sind. Die Bogestra hat zwar den Fahrplan entsprechend umgestellt und angepasst. Doch jetzt komme auf die Fahrgäste ein enormer Aufwand zu, lautet die Kritik. Die Fahrten dauern länger, die Leute müssen zusätzlich umsteigen. Wer beispielsweise ins Zentrum von Herbede zum Einkauf oder Arztbesuch will, müsse mit erheblich mehr Zeit rechnen, bemängelt ein Anwohner. Wittens neue Großbaustelle wird noch für viele Diskussionen sorgen.