Witten. Die sprunghaft gestiegenen Spritpreise belasten die Speditionen in Witten. Das sagen Firmen zu den geplanten Streikaktionen auf Autobahnen.
Die rasant gestiegenen Spritpreise treffen heimische Spediteure mit voller Wucht. Sie fahren derzeit Verluste ein. Zu den geplanten Autobahn-Protesten von Transportfirmen gibt es in Witten ein geteiltes Echo.
Spedition in Witten verhandelt mit Kunden
Mike Tilly, Chef des Unternehmens Schomaecker Logistik, rechnet vor: „Im Moment muss man pro Tag 100 bis 150 Euro mitbringen, um über die Runden zu kommen.“ Das könne eine Firma aber nicht über eine längere Zeit aushalten. 15 Mitarbeiter sind für die Firma im Einsatz, die an der Gewerkenstraße in Herbede ihren Sitz hat. Die zwölf Lkw transportieren Mineralöl sowie Schütt- und Handelsgüter. „Wir sind schon breit aufgestellt, um nicht von einer Branche allein abhängig zu sein“, erklärt der Geschäftsführer. Doch die hohen Kraftstoffpreise seien eine Nummer für sich.
Der plötzliche Anstieg falle ferner in eine Zeit, in der ohnehin schon auf breiter Front die Preise klettern und „zudem die Reifenhersteller eine neue Preisrunde angekündigt haben“. Derzeit laufen, wie der 45-Jährige erklärt, Verhandlungen mit den eigenen Kunden. Dass Lieferfahrten teurer werden, ist allerdings eine Nachricht, die Tilly eigentlich gern vermeiden würde. Seine Firma sei aber nun mal ein Rad in einem großen Getriebe und habe keine andere Wahl. Am Ende zahle der Verbraucher drauf.
Angesichts solcher massiven Folgen seien die vorgesehenen Protestaktionen durchaus verständlich. Auf diese Weise lasse sich ein Zeichen setzen, um auch auf die Engpässe in der Branche hinzuweisen.
Unternehmen muss jetzt eine halbe Million Euro pro Monat vorfinanzieren
Thomas Jungermann, Geschäftsführer der Spedition WTK Stratmann sieht den Protest sehr kritisch und will ihn nicht unterstützen. Das Unternehmen transportiert Stahl, Lebensmittel und eine ganze Bandbreite an Chemieprodukten. Bei den Kunden stehe man mit den Lieferungen im Wort. Aber nicht nur das. Ein Streik würde doch der gesamten Wirtschaft schaden und weitere Probleme nach sich ziehen.
Diesel bis zu 30 Prozent teurer
Die Dieselpreise sind in den vergangenen Wochen um bis zu 30 Prozent gestiegen.
Für Mittwoch (16.3.) war eine Lkw-Blockade auf der A3 geplant, die der Initiator aber wieder wegen rechtlicher Bedenken absagte. Gleichwohl gab es aus der Branche eine ganze Reihe von Befürwortern.
Ob nun weiterer Protest folgt, ist noch offen. Zunächst war von Aktionen kommende Woche die Rede.
Der Kampf mit den Spritpreisen erreicht in dieser Firma eine sechsstellige Summe. Pro Monat müsse man derzeit eine halbe Million Euro vorfinanzieren, sagt Jungermann. Die Firma mit 250 Beschäftigten an sechs Standorten sieht derzeit wie die gesamte Branche noch kein Licht am Ende des Tunnels und sucht immer nach Wegen, alle sich bietenden Sparpotenziale auszuloten. Ein Tankrabatt an den Zapfsäulen, wie ihn Finanzminister Lindner ins Spiel gebracht habe, sei zwar von der Idee her zu begrüßen, aber das Verfahren und die Abrechnung scheinen doch sehr aufwendig zu sein, so der Geschäftsführer.
Stärkster Preisanstieg seit den 60er Jahren
Einen solchen Preissprung beim Sprit habe er bislang noch nicht erlebt, so der 50-Jährige. Experten zufolge sei ein solch heftiger Anstieg in kurzer Zeit seit den 60er Jahren einmalig.
Natürlich hinterlasse die aktuelle Entwicklung auch „bei uns ihre Spuren“, heißt es beim Transportservice Parusel mit Sitz an der Brunebecker Straße. 15 Fahrzeuge, vom Sprinter bis zum 3,5-Tonner, gehören zum Fuhrpark, darüber hinaus sind auch noch weitere Firmen für den Wittener Betrieb unterwegs. Derzeit wird in der Firma noch stärker als sonst ohnehin schon geschaut, wie man Touren und Auslastung der Fahrzeuge „optimal gestalten“ kann.