Witten. Die Zahl der Scharlachfälle in Schulen und Kitas ist im EN-Kreis und Witten zuletzt deutlich gestiegen. Wie gefährlich ist die Infektion?
Die Corona-Einschränkungen sind auch in Witten größtenteils aufgehoben, Masken müssen nur noch in wenigen Situationen getragen werden. Aus dem Alltag sind die Maßnahmen so gut wie verschwunden. Das sorgt dafür, dass Infektionskrankheiten, die lange nicht aufgetreten sind, nun wieder auf dem Vormarsch sind. Vor allem die Scharlachfälle steigen an.
So hat das Gesundheitsamt im Dezember und Januar im EN-Kreis 86 Scharlacherkrankungen verzeichnet, davon in Witten fünf an Grundschulen und 13 an Kitas. Und auch im Februar gab es wieder 112 Infektionen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr wurde gerade mal ein einziger Fall gemeldet.
Praxis in Witten bestätigt kreisweiten Trend
„Während der Coronapandemie traten unter verstärkten Infektionsschutzmaßnahmen weniger Nachweise bakterieller Infektionen durch Gruppe A-Streptokokken, die auch für Scharlach verantwortlich sind, auf“, sagt Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres sei dann ein deutlicher Anstieg zu beobachten gewesen. Anfang des Jahres hätte sich die Lage zunächst wieder entspannt, nun würden sich die Fälle aber wieder häufen, so das Gesundheitsamt.
„Auch zu uns kommen immer mehr Kinder, die Scharlach haben“, bestätigt Wittens Ärztesprecher Arne Meinshausen die Statistik des Kreises. Das passe gut ins derzeitige Allgemeinbild. „Alle Infekte, die zwei Jahre lang aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nicht aufgetreten sind, kommen nun wieder zurück“, so der Allgemeinmediziner. Streptokokken-Infektionen würden dabei derzeit rund 30 bis 40 Prozent aller Erkrankungen ausmachen, nicht jedes Mal handele es sich dabei aber um Scharlach.
Beunruhigt sollte man deshalb nicht sein. „Scharlach hat den Schrecken von früher verloren“, sagt Meinshausen. Was er damit meint: Folgekrankheiten wie zum Beispiel Gelenkrheuma würden so gut wie gar nicht mehr auftreten, zudem sei die Krankheit gut zu behandeln. „Patienten und Patientinnen sind nach einem Tag nicht mehr ansteckend, wenn sie Antibiotika zu sich nehmen.“
Medikamentenmangel macht weiter Probleme
Das ist derzeit allerdings gar nicht so leicht zu bekommen. Der Medikamentenmangel ist auch in Witten weiter ein Problem. „Es ist immer noch schwierig, wenn auch nicht mehr so extrem, wie es Ende des letzten Jahres der Fall war“, sagt Michael Trubitz von den Bommeraner Apotheken. „Wir kriegen es zwar irgendwie immer hin, die Medikamente zur Verfügung zu stellen, der Verwaltungsaufwand ist aber enorm.“
Was Trubitz damit meint: Immer wieder müsse man Rücksprache mit den Ärzten halten, um zum Beispiel abzuklären, ob dem Patienten oder der Patientin ein alternatives Arzneimittel verschrieben werden kann. „Wir wollen ja auch niemanden wegschicken. Es gibt nichts Schlimmeres, als einer Mutter mit ihrem weinenden Kind auf dem Arm sagen zu müssen, dass es keine Medikamente gibt und man ihr nicht helfen kann.“
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Trubitz befürchtet, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt. „Die Politik scheint nicht wirklich was zu machen. Da besteht die Gefahr, dass das irgendwann einfach so hingenommen wird.“ Dass Apotheker und Apothekerinnen derzeit kreativ sein müssen, bestätigt auch Ärztesprecher Arne Meinshausen. „Ich muss die Apotheker in Witten wirklich loben. Sie machen einen super Job.“ So würde Meinshausen immer eine Liste erhalten, welche Medikamente derzeit zur Verfügung stehen. „Daran können wir uns dann orientieren und schauen, was wir verschreiben.“ So habe es bislang immer eine Lösung gegeben. Auch für das bei Scharlach so wichtige Antibiotikum.