Witten. . Der Unternehmer benannte sie nach seinem Wohnsitz – Steinhausen. Historiker macht sich im Märkischen für der Erhalt des Puddelwerks stark.

Die Wiederentdeckung der Steinhauser Hütte (1855 – ca. 1875) im Bauch der Brache Drei Könige hat nicht nur die Aufbereitung des künftigen Gewerbeareals gehörig ins Stocken gebracht, sondern auch die Agenda des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (VOHM) durcheinander gewirbelt. Er hat kurzfristig umgeplant und Olaf Schmidt-Rutsch (LWL-Industriemuseum Henrichshütte) und die an den Ausgrabungen beteiligten Archäologen Sebastian Luke und Jann Höller ins Märkische gebeten.

Verein will sich in die Entscheidung nicht einmischen

Im Rathaus steht die Entscheidung aus, ob ein Teilbereich mittels eines Archäologiefensters erhalten werden soll. Die GroKo hatte der Stadt dazu eine lange Liste mit Fragen und Bedenken vorgelegt. „Wir wollen uns an dieser politischen Diskussion nicht beteiligen und nur den historischen Kontext erläutern“, sagte VOHM-Vorsitzender Dietrich Tier. Und fügte spitzbübisch hinzu: „Zusätzliches Wissen kann dabei ja nie schaden.“

Durch die Wahl der Referenten, aber auch durch Beiträge aus dem Publikum geriet der Abend dann aber zu einem klaren Plädoyer für einen Teilerhalt der Steinhauser Hütte. Gegründet und nach dessen damaligem Wohnsitz – Schloss Steinhausen – benannt wurde diese vom Niederländer Jan Jacob van Braam. Der auf Java geborene Unternehmer hatte schon ein Vermögen in Indonesien gemacht, das er dann an der Ruhr reinvestierte – auch in die Zeche Nachtigall, die Zeche Holland in Wattenscheid und die Zeche Java in Duisburg.

Massenstahl aus Witten auch für Kölner Rheinbrücke

Für Schmidt-Rutsch dokumentiert das Puddelwerk den Übergang von der handwerklichen Stahlerzeugung zur Schwerindustrie. Das Werk beschäftigte bald 450 Menschen, die beim Rühren („Puddeln“) in der heißen Stahl-„Luppe“ einen „Schweinejob“ hatten, so der Historiker. Das mache eine weitere Erforschung sozialgeschichtlich interessant. Der Bau- und Massenstahl aus Witten wurde ab 1855 für den Bau der ersten Kölner Eisenbahnbrücke über den Rhein verwendet, ebenso wie ab 1870 für die ersten deutschen Panzerschiffe.

Die Archäologen zeigten Aufnahmen der Überbleibsel des Puddelwerks, um deren Erhalt es geht. Zu sehen sind gemauerte Fundamente von fünf Puddelöfen („Ofenstümpfe“), von Schornsteinen und einer Walzstraße. Weitere Rauchkanäle und Wasserrinnen sollen darunter liegen. In dieser Ballung seien die Öfen in Europa einmalig, so Schmidt-Rutsch.

Zuhörer schlägt vor, Förderverein zu gründen

„Ich war selbst 60 Jahre in der Stahlindustrie tätig. Das Puddelwerk ist historisch wichtig, es steht am Anfang der industriellen Stahlerzeugung“, sagte ein 80-Jähriger bei der Aussprache. Er forderte den Erhalt und regte an, das Edelstahlwerk als Sponsor zu gewinnen.

Ein anderer Zuhörer schlug vor, Fördermittel des neuen NRW-Heimatministeriums in Anspruch zu nehmen. Dabei wäre die Gründung eines Fördervereins hilfreich. „Ich würde einem solchen Verein auch beitreten, um eine Brücke in die Zukunft zu bauen“, sagte er und erntete dafür Beifall.

>> Ausmaße & Altlast

Die Aufbereitung des Gewerbegebietes ist fast fertig. Für ein Archäologiefenster würden etwa 3000 m2 benötigt, 7,5 % der Gesamtfläche von 40 000 m2.
Ein Walzwerkfundament anderswo war hochbelastet mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und Arsen. Es wurde verbrannt, die Asche in einem Salzstock eingelagert.