Witten. Essener Architekten arbeiten an einem Entwurf, wie Überreste der Steinhauser Hütte in Witten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Das geplante „Archäologische Fenster“ auf der Fläche des neuen Gewerbegebiets Drei Könige nahe der Herbeder Straße soll ein Stahlblechdach bekommen. Das Essener Architekturbüro Ahlbrecht – Scheidt – Kasprusch wurde damit beauftragt, für die historisch wertvolle Fläche, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, einen Entwurf zu entwickeln, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.

Das „Archäologische Fenster“ soll einen Teil der europaweit bekannt gewordenen Funde des Wittener Stahlwerks Steinhauser Hütte (1854-1877) zeigen. Die Fläche, die hierfür vorgesehen ist, sei rund 2500 m² groß und liege hinter dem Wendehammer der Erschließungsstraße des Gewerbegebietes, so Rommelfanger.

Neben den Essener Architekten seien Wittens neuer Denkmalschützer, Magnus Terbahl, sowie das Planungsamt in die Entwicklung eines inhaltlichen Konzeptes für das „Archäologische Fenster“ eingebunden. Zu klären sind laut Dezernent etwa Fragen, wie die ältesten Reste des historischen Puddelwerks gezeigt werden könnten, die für den Übergang von der handwerklichen zur industriellen Stahlerzeugung stehen.

„Projektskizze“ soll im Sommer vorliegen

Märkisches Jahrbuch informiert

Im Märkischen Jahrbuch für Geschichte 2019 (Bd. 118) widmet sich ein Artikel der Geschichte der Steinhauser Hütte in Witten. Die Autoren Olaf Schmidt-Rutsch und Norbert Tempel schildern lebendig, warum die industriearchäologischen Funde auf dem Gelände des neuen Gewerbegebietes Drei Könige europaweit so bedeutend sind.

Herausgeber des Jahrbuchs ist der Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark. Erschienen ist es im Klartext-Verlag Essen 2019 (25 Euro).

Nach Angaben des Stadtbaurats gibt es mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) noch keine Einigung darüber, wer der Bauherr des Projektes „Archäologisches Fenster“ ist und wer es betreiben und unterhalten soll – und damit auch für die Betriebskosten zuständig ist. In diesem Sommer werde eine „Projektskizze“ vorliegen, verspricht Rommelfanger.

Historiker Olaf Schmidt-Rutsch, ein Experte für die Geschichte der Steinhauser Hütte, betont, dass das Werk schon 1856 420 Arbeiter beschäftigte, die beim Rühren („Puddeln“) in der heißen Stahl-„Luppe“ einen „Schweinejob“ hatten. Ein Werk, das weit über die Wittener Stadtgrenze hinaus bekannt war. 1873 nahm die Steinhauser Hütte sogar an der Wiener Weltausstellung teil.

Viele ursprünglich interessierte Firmen erfüllten Kriterienkatalog für Gewerbegebiet nicht

Die Wiederentdeckung der Hütte, ihre große industriegeschichtliche Bedeutung, hatten die Aufbereitung des Gewerbegebiets Drei Könige kräftig ins Stocken gebracht, dessen Erschließung vier Millionen Euro kostete. Mitte Januar war das 31.000 m² große Gewerbegebiet offiziell von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach eröffnet worden. Für 10.000 m² Gewerbefläche müssten noch Firmen gefunden werden, sagt Wittens Wirtschaftsförderin Anja Reinken. Viele ursprünglich interessierte Betriebe hätten den städtischen Kriterienkatalog für die Vergabe nicht erfüllt beziehungsweise so ein Bauprojekt dann doch nicht finanzieren können.

Das Herbeder Unternehmen EK-Fahrzeugtechnik, das auch ursprünglich auf der Bewerberliste stand, möchte seinen Firmensitz jetzt gerne in den Hattinger Henrichspark verlegen. Laut Prokuristin Dorothea Lauster-Noe war Drei Könige für ihren Betrieb „nicht ganz optimal“. Die Anfahrt über die Herbeder Straße – „ein Flickenteppich“ – sei nicht repräsentativ. Außerdem hätten die Stadtwerke ihrer Firma, ein Karosseriebau- und Lackierereibetrieb, mitgeteilt, den Strombedarf auf Drei Könige nicht decken zu können.