Witten. Nachbarn in der Wittener Luisenstraße müssen mit den Tränen kämpfen. Sie kannten die Getötete gut. Warum nur wurde die 65-Jährige umgebracht?

Die Nachbarn in der Luisenstraße sind geschockt und fassungslos. Viele haben die dort am Montag tot aufgefundene Frau gut gekannt. „Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagt Claudia W. (51) und kämpft mit den Tränen.

Mehrere Leute stehen an diesem grauen Donnerstagmorgen vor dem Haus zusammen, in dem ein Mann aus Warstein seine 65-jährige Lebensgefährtin in deren Wohnung umgebracht haben soll. „Wir haben uns, wenn man so will, über unsere Hunde kennengelernt“, erzählt Claudia. Sie selbst hat seit vielen Jahren einen Dackelmix und das Opfer besaß „den einzigen weißen Schäferhund weit und breit“. Oft haben sie beim Gassigehen gemeinsam die Runden durchs Quartier gedreht. „Sie war immer nett und freundlich.“

Polizei und Rettungswagen standen stundenlang vor dem Haus

Als am Montag dieser Woche stundenlang Polizei und Rettungswagen vor dem Haus des Opfers standen, „da haben wir uns schon ein wenig Sorgen gemacht“, erinnert sich Larissa Bartsch und hat die Bilder noch sehr genau vor Augen. Auch sie kannte die Nachbarin, hat sie oft auf der Straße getroffen und sich gern mit ihr unterhalten.

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Am Dienstag dann, so erzählt die 34-Jährige, sei ein Bulli vorgefahren, „drei Männer in weißen Overalls stiegen aus und gingen ins Haus“. Da sei ihnen klar geworden, dass die Spurensicherung vor Ort ist. Aber es hätte ja auch eine andere Wohnung sein können, in der das Trio seiner Arbeit nachging. Die traurige Gewissheit, dass es sich um die beliebte Nachbarin handelt, mit der sie schon so viele gemeinsame Stunden erlebt hatten, kam erst mit dem Bericht in dieser Zeitung. „Als wir den weißen Schäferhund in dem Fahndungsaufruf gesehen haben, bestand kein Zweifel mehr.“

In einem Haus der Luisenstraße in der Wittener Innenstadt lebte das Opfer.
In einem Haus der Luisenstraße in der Wittener Innenstadt lebte das Opfer. © Theo Körner

Genauso erging es auch Conny, die in der Pflege arbeitet, und im Dienst von ihrer Tochter über WhatsApp einen Link zu dem Bericht zugeschickt bekam. „Der Schäferhund, das war ihr ein und alles“, sagt die 54-Jährige. X-mal war auch sie mit dem Opfer und dessen Vierbeiner unterwegs. In letzter Zeit habe die 65-Jährige aber manchmal verschlossen gewirkt. Das Gespräch der Nachbarn untereinander geht dann schnell dazu über, dass sich die Getötete in den vergangenen Monaten verändert habe. Gerüchte über eine neue Beziehung hätten die Runde gemacht, heißt es. Wie es zu der Tat nur gekommen ist, fragen sich alle, suchen nach Antworten. Einige schütteln den Kopf.

Nachbarinnen stellen Kerzen und Engel auf

„Dass so etwas hier mitten in der Stadt passiert, das kann ich gar nicht fassen“, sagt derweil ein 68-Jähriger, der ein paar Häuser weiter wohnt. Es handele sich doch um eine ruhige Straße, man kenne sich recht gut untereinander. „Ein Mord, der passiert doch immer woanders.“

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Der Rentner hatte auch am Montag die Polizei und die Rettungskräfte in der Luisenstraße beobachtet. Für ihn stand aber da schon fest, dass der 65-jährigen etwas zugestoßen sein muss, denn er kennt Verwandte von ihr, „die ich an dem Tag gesehen habe, mit Tränen in den Augen“.

An ihrem offenen Fenster sitzt an dem Vormittag eine 70-Jährige, die starr nach draußen blickt. „Sie war auch schon in meiner Wohnung und hat mir geholfen“, erzählt die Seniorin. „Als Pflegerin wusste sie, wie ich mein Atemgerät anlegen muss.“

Derweil die Rentnerin erzählt, holen Conny, Larissa und Claudia Kerzen und Engelfiguren. Die drei Frauen stellen sie vor die Tür des Hauses, in dem das Opfer so viele Jahre gelebt hat.