Witten. Das Finanzamt Witten ist eines der langsamsten in NRW, wenn es um die Bearbeitung von Steuererklärungen geht. So viel Geduld braucht man hier.
Steuerpflichtige in Witten mussten im vergangenen Jahr etwas weniger lange auf ihre Steuerbescheide warten als noch 2021. Dennoch ist das Finanzamt Witten weiterhin eines der langsamsten in NRW. Auch im Bundesvergleich steht die Behörde nicht gut da. Das geht aus einer Datenerhebung des Online-Dienstleisters Lohnsteuer-Kompakt.de hervor.
Dieser hat die Bearbeitungszeiten der Finanzämter anhand von circa 400.000 Steuererklärungen, die 2022 über seine Plattform erstellt wurden, anonym erhoben und ausgewertet. Insgesamt wurden 479 Finanzämter berücksichtigt, wobei pro Finanzamt mindestens 50 Steuererklärungen eingereicht wurden.
56,2 Tage warten Wittenerinnen und Wittener im Schnitt auf ihren Steuerbescheid
56,2 Tage hat das Finanzamt Witten 2022 durchschnittlich benötigt, um eine Lohnsteuererklärung zu bearbeiten und die Bescheide zu verschicken. Das sind knapp elf Tage weniger als noch 2021. Damit landet die Ruhrstadt dennoch abgeschlagen auf Platz 91 von 104 untersuchten Finanzämtern in NRW. Im Vorjahr betrug die Wartezeit 67,3 Tage, die Ruhrstadt belegte Platz 102. Diesjähriges Schlusslicht in NRW ist das Amt Dortmund-Ost (67,4 Tage). Auch im Bundesranking ist Witten aufgestiegen und belegt aktuell Platz 311 von 479. Im Vorjahr war es Platz 494 von 502 bewerteten Ämtern.
Obwohl Steuerzahler in Witten also weiterhin einen deutlich längeren Geduldsfaden haben müssen als anderswo, hat die hiesige Behörde sich gegen den bundesweiten Trend gestemmt. „Insgesamt ist die Bearbeitungszeit der einzelnen Finanzämter langsamer geworden“, sagt Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer-kompakt.de. Der bundesweite Schnitt liegt bei 53,6 Tagen und ist somit um 4,6 Tage höher als im Vorjahr.
Olpe hat das schnellste Finanzamt Deutschlands
Das schnellste Finanzamt Deutschlands steht in Olpe in Südwestfalen und glänzt mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von lediglich 23,6 Tagen. Vorjahressieger Warburg hingegen schaffte es dieses Jahr mit 43,3 Tagen lediglich auf Platz 89. „Sechs der zehn schnellsten Finanzämter Deutschlands liegen in Nordrhein-Westfalen“, sagt Bodeewes. Nach Olpe sind das Solingen mit 26,1 Tagen (Platz 3), Brilon (28,2 Tage/ Platz 4), Wipperfürth (31,3 Tage/Platz 6), Herne (32,1 Tage/ Platz 8) und Borken (32,2/9).
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NRW ist damit im Vergleich der 16 Bundesländer das Land mit den drittschnellsten Finanzämtern. 47,5 Tage wartet man hier im Schnitt auf Post vom Amt. Schneller sind nur die Behörden in Berlin (45,8) und Hamburg (46,7). „Es ist auffällig, dass wie im Vorjahr zwei Stadtstaaten die ersten beiden Plätze belegen“, sagt dazu Felix Bodeewes. Doch auch NRW habe „gut aufgeholt“, kletterte vom fünften Platz 2021 auf den dritten.
Absolutes Schlusslicht ist wie auch im Vorjahr der Stadtstaat Bremen. Mit 82,1 Tagen mussten Bürgerinnen und Bürger hier mit Abstand am längsten auf ihre Steuererstattung warten – und etwa 36 Tage mehr Geduld aufbringen, als Einwohner Berlins. Auch in Brandenburg (72,8 Tage) und Baden-Württemberg (60,5 Tage) lassen sich die Finanzämter überdurchschnittlich lange Zeit. Das langsamste Finanzamt von ganz Deutschland steht übrigens in Brandenburg. Warten darf man hier im Schnitt sage und schreibe 105,2 Tage – fast doppelt so lange wie in Witten.
Finanzamt selbst hält Vergleich für nicht aussagekräftig
„Vergleiche von Bearbeitungszeiten einzelner Finanzämter sind nicht aussagekräftig, weil sich die Finanzämter nicht oder nur schwer miteinander vergleichen lassen“, sagt Daniela Zuschlag, Leiterin des Amtes in Witten. So würden etwa Bearbeitungszeiten im Laufe eines Jahres schwanken, etwa kurz vor Ablauf einer Abgabefrist ansteigen, weil dann vermehrt Steuererklärungen abgegeben würden.
Zugleich seien manche Finanzämter „arbeitnehmerlastiger“, hätten es so in der Regel mit weniger komplexen Steuererklärungen zu tun. Andere Ämter wiederum würden mehr Unternehmen führen, deren Erklärungen zu bearbeiten meist länger dauert. Viele Faktoren würden demnach Einfluss auf die Bearbeitungszeiten nehmen.