Witten. Die Naturschutzgruppe Witten engagiert sich für Flora und Fauna im Stadtgebiet. Doch was macht sie eigentlich im Winter? Die Vorsitzende erzählt.

Seit über 40 Jahren ist die Naturschutzgruppe Witten (Nawit) ehrenamtlich aktiv, kümmert sich um Fauna und Flora im Stadtgebiet. Vorsitzende Birgit Ehses engagiert sich seit 2006 mit Herzblut im Verein, der übrigens nicht zu verwechseln ist mit dem Naturschutzbund (Nabu). Hauptberuflich arbeitet sie als Museumspädagogin und bietet auf Zeche Nachtigall, der Hattinger Henrichshütte oder der Dortmunder Kokerei Hansa ökologische Führungen an. Die 62-Jährige erklärt, was die Gruppe im Winter umtreibt und was im letzten Jahr großer Trend war.

Welche Aufgaben erledigt die Nawit eigentlich in der kälteren Jahreszeit?

Birgit Ehses: In der Tat sind Gelände- und Gartenarbeiten naturgemäß im Winter nur eingeschränkt möglich. Unsere Geländegruppe – das sind fünf bis sechs Leute – kümmert sich aber trotzdem fast jeden Mittwochvormittag auf einer großen Fläche zwischen Herbede und Kemnader Stausee um die Biotoppflege.

Birgit Ehses, Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten, bietet als Museumspädagogin auch Wildkräuter-Führungen und Zechensafaris an.
Birgit Ehses, Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten, bietet als Museumspädagogin auch Wildkräuter-Führungen und Zechensafaris an. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Was heißt das genau?

Das Gelände darf nicht zuwuchern. Da war mal eine alte Zeche, nun haben sich dort seltene Amphibien, etwa die Kreuzkröte, angesiedelt. Die Fläche dient ihnen und auch anderen Tieren als Rückzugsort. Dort gibt es vier Teiche und einen weiteren wollen wir noch anlegen. Zwar stehen da Schilder, dass das Gelände nicht betreten werden soll, doch leider laufen dort immer wieder Leute herum, vor allem mit Hunden. Das sollten sie bitte nicht tun, um die Tiere nicht zu stören.

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Wie kann man denn so ein großes Gelände in Schuss halten?

Wir hatten Unterstützung von Schafen und Ziegen, die dort weiden. Bis er an den Niederrhein umgezogen ist, standen dort beispielsweise die Tiere vom Naturhof Witten drauf. Jetzt haben wir diesbezüglich eine Absprache mit Landwirt Max Nelle vom Hof Hohenstein.

Was steht im Winter noch an?

Die Programmplanung fürs neue Jahr. Wir bieten Exkursionen und Vorträge in Kooperation mit der VHS an, die hoffentlich wieder stattfinden. Auch neue Themen sind dabei. Jüngere Studenten haben sich unter dem Titel „Unerkannt und unbeliebt“ mit Nachtfaltern und Schwebfliegen beschäftigt. Außerdem haben wir viele Nachfragen, wie man eine insektenfreundliche Wildblumenwiese richtig anlegt. Eine Anleitung dazu gibt’s auf unserer Homepage.

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Worauf kommt es denn dabei an?

Wichtig ist es, nicht einfach eine Tüte Samen über ein Rasenstück zu kippen. Der Boden muss schon abgetragen und vorbereitet werden. Sonst sollte man lieber in Töpfe und Kästen säen. Außerdem werden oft Samenmischungen verkauft mit Pflanzen, die hier gar nicht heimisch oder die oft nur einjährig sind, wie etwa Korn- oder Mohnblumen. Besser sind zum Beispiel Glockenblumen, blühende Distel oder die Wilde Möhre.

Der Nabu lässt Bürger bald wieder Singvögel zählen. Machen Sie da mit?

Wir haben jedes Jahr unsere eigene Vogelzählung, um die sich unser Mitglied Jörg Nowakowski kümmert. Es geht dabei nur um jene Wasservögel, die aus Osteuropa und dem Norden kommen und hier rasten. Gänse, Stockenten oder Haubentaucher gibt es bei uns das ganze Jahr über. Zwergtaucher, Krick- oder Löffelente dagegen kommen nur zu Besuch, gerne an den Kemnader See. Der ist neben dem Hengstey- und dem Harkortsee das zweitgrößte Rastgebiet in der Region. Für die Futtersuche ist es deshalb wichtig, dass der nicht zufriert. Die Vögel lieben übrigens die bei Menschen eher verhasste Wasserpest. Die wurde im Sommer durch die Flut im See nach unten gedrückt. Jetzt kommen nur noch Vögel mit langem Hals dran. Ökologisch gesehen hat die Pest auch noch den Vorteil, dass sie das Wasser klärt.

Wittener Heimatpreis für Streuobstwiesen-Projekt

Die Nawit hat neulich den Wittener Heimatpreis für ihr Streuobstwiesen-Projekt und damit 2000 Euro bekommen. Wie verwenden Sie das Geld?

Wir schaffen neues Werkzeug an. Uns ist eine Motorsäge kaputt gegangen. Und bei anderen Geräten müssen die Messer geschärft werden. Aber auch Gummistiefel und Handschuhe kaufen wir davon. Im Februar beginnen wir wieder, die Bäume auf den Streuobstwiesen im Muttental zurückzuschneiden. Wir wollen auch neue pflanzen. Die alten bleiben aber als Totholz stehen. Im März startet dann auch wieder die Gartengruppe mit der Arbeit.

Ihre Biologische Station befindet sich in dem alten Gebäude an der Straße Am Hang in Annen. Sie suchen eine neue Bleibe. Sind Sie schon fündig geworden?

Wir haben langfristig etwas in Aussicht. Mehr möchte ich dazu noch nicht sagen.

Warum stecken Sie persönlich so viel Zeit in die Arbeit bei der Nawit?

Schon mein Vater war naturbegeistert. Auch mir ist es eine Herzensangelegenheit, immer wieder auf den Wert der Natur aufmerksam zu machen. Ohne können wir nicht leben.